Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

"In die Zukunft statt in die Spekulation investieren!" / GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne zum 1. Mai 2008

(Hamburg) - Die Gesellschaft muss mehr Geld in das deutsche Bildungswesen investieren. Das hat Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), während seiner Rede zum 1. Mai in Hamburg gefordert. "Bildung ist der Schlüssel für die Menschen, einen Arbeitsplatz zu bekommen und damit eine Lebensperspektive in unserer Gesellschaft zu haben. Die Realität sieht jedoch anders aus: Allein 1,5 Millionen Menschen, die jünger als 25 Jahre sind, haben keine Ausbildung. Diese jungen Menschen werden ausgegrenzt. Sie haben kaum Möglichkeiten, in Deutschland Fuß zu fassen. Das ist ein Skandal", unterstrich Thöne. "Wir brauchen ein Umdenken in der Politik! Im Interesse der Jugendlichen und der Zukunft dieser Gesellschaft verlangen wir eine Garantie im Grundgesetz: Alle Jugendlichen müssen einen Ausbildungsplatz erhalten! Es geht um die Lebenschancen von hunderttausenden Jugendlichen und die Sicherung der Qualifikationen für die Zukunft der Gesellschaft."

"Gute Bildung für alle Menschen beginnt in Kitas und Schulen. Während die Regierung den Konzernen Steuergeschenke in Milliardenhöhe in den Rachen wirft, fehlt das Geld in öffentlichen Kassen - an unseren Schulen kriecht der Schimmel die Wände hoch", erklärte Thöne. "Sage niemand, es gebe nicht genug Geld in Deutschland. Die Mittel sind da, sie müssen nur endlich richtig verteilt werden!"

"Fast nirgendwo in Europa haben Kindergärten einen so geringen Stellenwert wie in Deutschland. Fast nirgendwo werden Erzieherinnen so schlecht ausgebildet und bezahlt wie bei uns. Und: Kita-Plätze für Kinder, die jünger als drei Jahre sind, muss man mit der Lupe suchen. Dagegen hat in Deutschland hat fast jedes Bundesliga-Stadion einen beheizbaren Rasen - da stimmt doch etwas nicht!", sagte der GEW-Vorsitzende. "Und nun kommt Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) daher und will das Gemeinnützigkeitsgebot für Kitas aufheben. Damit werden kommerzielle Träger - subventioniert mit Steuergeldern - eingeladen, sich auch in diesem `Marktsegment´ breit zu machen. Das wird die soziale Spaltung in unserer Gesellschaft weiter vertiefen." Notwendig seien jedoch auf Hochschulniveau ausgebildete Erzieherinnen, kleinere Gruppen und eine Ausweitung des Rechtsanspruchs auf einen kostenlosen Kita-Platz.

"Schon jetzt sortiert unser Schulsystem die Kinder aus - und zwar nicht nach Leistung, sondern nach dem Geldbeutel der Eltern: Der türkische Junge kommt auf die Hauptschule, die deutsche Arzttochter auf das Gymnasium", stellte Thöne fest. "Wir brauchen endlich eine Schule, die alle Kinder gemeinsam unterrichtet, keinen ausgrenzt und alle bestmöglich ausbildet! Halbgare Kompromisse zur Schulstruktur, wie in Hamburg gerade von Schwarz-Grün vereinbart, helfen uns auf diesem Weg nicht weiter."

Thöne wies darauf hin, dass Kinder aus Arbeiterfamilien immer seltener ein Studium an den deutschen Hochschulen aufnähmen. Das sei auch ein Ergebnis der sozialen Auslese in Kindergärten und Schulen. Die Elite solle gefördert werden, die Lehre für alle werde jedoch sträflich vernachlässigt. "An allen Ecken und Enden fehlt das Geld. Die Hochschulen sperren junge Menschen mit dem Numerus clausus aus den Hörsälen aus. Und wir vergraulen die jungen Leute mit Studiengebühren. So trocknen unsere Hochschulen aus", betonte der GEW-Vorsitzende.

Info: Die vollständige Rede des GEW-Vorsitzenden Ulrich Thöne können Sie auf der GEW-Website unter: http://www.gew.de/In_die_Zukunft_statt_in_die_Spekulation_investieren.html abrufen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(el)

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