Impfungen in Apotheken gehen am Bedarf vorbei
(Berlin) - Der Deutsche Hausärzteverband spricht sich dagegen aus, dass zukünftig Apothekerinnen und Apotheker flächendeckend Grippeschutzimpfungen verabreichen können. "Diese Regelung würde weder der Patientensicherheit dienen, noch würde sie dazu beitragen, die Impfquoten bei der Grippeschutzimpfung zu erhöhen. Aus medizinischer und versorgungspolitischer Sicht ergibt das keinen Sinn", so Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes.
Die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die GRÜNEN und FDP haben einen entsprechenden Antrag zum Entwurf eines Gesetzes zur Zahlung eines Bonus für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen (Pflegebonusgesetz) eingebracht. Demnach sollen Apotheken in die Regelversorgung mit Grippeschutzimpfungen einbezogen werden.
"Apothekerinnen und Apotheker haben viele Kompetenzen. Das Impfen gehört nicht dazu. Sie sind hierfür schlichtweg nicht ausgebildet. Als Hausarzt fange ich auch nicht an, Arzneimittel herzustellen, denn das habe ich nicht gelernt. Was geschieht denn, wenn ein Patient einen allergischen Schock erleidet und keine Ärztin und kein Arzt in der Nähe ist? Die Politik sollte sich dringend überlegen, ob sie diesen Weg wirklich einschlagen will", so Weigeldt.
Weigeldt betonte, dass man gemeinsam diskutieren müsse, wie Impfangebote ausgestaltet werden können, um insbesondere Bevölkerungsgruppen zu erreichen, bei denen die Impfquoten derzeit noch zu niedrig sind. Hier könnten Apothekerinnen und Apotheker bei der Impfberatung eine wichtige Rolle übernehmen. Außerdem hätten mobile Impfangebote in manchen Regionen beachtliche Erfolge erzielt.
Dass Impfangebote in den Apotheken am Bedarf vorbeigehen, hätten zuletzt die Corona-Impfangebote in den Apotheken gezeigt. Obwohl Patientinnen und Patienten sich seit Monaten in Apotheken gegen Corona impfen lassen können, wird das Angebot bisher kaum nachgefragt. "Das Projekt Corona-Impfung in den Apotheken ist gescheitert. Es wurde eine Infrastruktur aufgebaut, die von den Menschen nicht nachgefragt wird. Mit den Grippe-Impfungen wird nun der gleiche Fehler wiederholt, obwohl schon die unterschiedlichen regionalen Modellprojekte mehr als holprig liefen. Es ist offensichtlich, dass man so die Impfquoten nicht erhöhen wird. Man wird den Eindruck nicht los, dass sich hier nicht der versorgungspolitische Sachverstand, sondern die Apothekerlobby durchgesetzt hat", so Weigeldt.
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