Impfen in der Apotheke: bessere Quote, weniger Kosten, geteilte Meinung / Gutachten und Umfragen liefern Debattenbeitrag zur Impfquote in Deutschland
(Berlin/Bonn) - Grippeschutzimpfungen in der Apotheke erhöhen die Impfquote und reduzieren die volkswirtschaftlichen Kosten durch vermiedene Erkrankungen. Das ist das Ergebnis einer gesundheitsökonomischen Analyse der May + Bauer GbR im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH). Laut eines berechneten Szenarios könnte die Impfrate mittelfristig von 25 auf 37 Prozent gesteigert werden, was 9,9 Millionen mehr Geimpfte, 905.000 weniger Grippeerkrankte und 18.700 vermiedene Krankenhaustage bedeuten würde. "Arztbesuche sind für Patienten oftmals mit längeren Anfahrten und Wartezeiten verbunden. Würde eine Grippeimpfung in der Apotheke stattfinden, wäre die Hemmschwelle zur Impfung für viele Patienten niedriger", sagt der Gesundheitsökonom und Mitverfasser des Gutachtens, Prof. Dr. Uwe May. "Ein Blick in das europäische Ausland, wo Impf-Switches bereits durchgeführt wurden, lässt erwarten, dass Impfen in der Apotheke auch in Deutschland die Impfquote positiv beeinflussen würde", ergänzt May.
Um die Akzeptanz für Impfungen in Apotheken zu ermitteln, hat der BAH drei repräsentative Umfragen unter Apothekern, Ärzten und der Bevölkerung beauftragt. 47 Prozent der Apotheker befürworten die Entlassung von Impfstoffen aus der Verschreibungs- in die Apothekenpflicht, wobei der Apotheker zukünftig die Impfung vornehmen sollte. Bei den Ärzten sind es 28 Prozent. "Die verhältnismäßig hohe Zustimmungsrate hat uns überrascht, da Impfen in der Apotheke für die eine Gruppe mehr Verantwortung und Aufwand und für die andere möglicherweise den Verlust an Behandlungsbreite bedeuten würde. Die befragten Stakeholder stehen dem Thema somit deutlich aufgeschlossener gegenüber als vermutet", kommentiert Prof. Dr. Niels Eckstein von der Hochschule Kaiserslautern, der die Umfragen wissenschaftlich begleitet hat.
Auch die deutsche Bevölkerung ist geteilter Meinung: 43 Prozent halten Impfungen durch einen geschulten Apotheker nach einer ausführlichen Impfberatung für sinnvoll, während sich 46 Prozent dagegen aussprechen. Das ist das Ergebnis des BAH-Gesundheitsmonitors, einer repräsentativen Befragung durch das Marktforschungsinstitut Nielsen. Die Befürworter von Impfungen in der Apotheke sehen darin eine deutliche Zeitersparnis (79 Prozent) und würden einem speziell geschulten Apothekenpersonal vertrauen (80 Prozent). Dabei wäre es für 79 Prozent wichtig, dass Impfungen in der Apotheke nur mit geringen oder gar keinen Kosten verbunden wären.
"Impfen in der Apotheke ist neben einer besseren Aufklärung eine Möglichkeit, die Impfquote in Deutschland zu verbessern und dadurch Kosten für die Volkswirtschaft zu reduzieren. Die Ergebnisse aus den Befragungen und dem Gutachten zeigen, dass die Debatte an Fahrt aufnimmt", sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH. "Um das Impfen in der Apotheke zu ermöglichen, müsste eine noch breitere Akzeptanz bei den Heilberuflern und in der Bevölkerung geschaffen werden. Zudem müssten die Apotheker dafür ausgebildet werden und über geeignete Räume verfügen. Wir sind der Meinung, dass Impfen in der Apotheke als niederschwelliges Angebot einer ebenfalls diskutierten Impfpflicht zur Erhöhung der Impfquote vorzuziehen ist", ergänzt Kroth.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH)
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