Immer mehr Minderjährige bei der Bundeswehr: / Kinderschutzbund fordert, Mindestalter für Rekrutierung auf 18 Jahre festzusetzen.
(Berlin) - Der Kinderschutzbund (DKSB) kritisiert, dass die Bundeswehr seit Aussetzung der Wehrpflicht 2011 jedes Jahr mehr junge Männer und Frauen rekrutiert hat, die bei Ausbildungsbeginn noch nicht volljährig waren. Insgesamt sind der Truppe in diesem Zeitraum mehr als 10.000 zu Ausbildungsbeginn noch Minderjährige beigetreten.
Hatte die Bundeswehr 2011 insgesamt noch 689 Minderjährige rekrutiert, lag die Zahl 2017 bei 2126, also mehr als drei Mal so hoch. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor (Bundestagsdrucksache 19/3683 vom 03.8.2018).
"Fast jeder zehnte neue Soldat ist erst 17 Jahre alt, das darf nicht sein" kritisiert Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. "Die UN-Kinderrechtskonvention muss hier konsequent eingehalten werden. Wir fordern die Bundeswehr auf, keine Minderjährigen an der Waffe auszubilden."
Aufgrund der UN-Kinderrechtskonvention gilt für die Streitkräfte ein Mindestalter von 18 Jahren. Dass 17-Jährige zu Ausbildungszwecken rekrutiert werden, ist nur aufgrund einer Ausnahmeregelung und mit Zustimmung der Eltern erlaubt. Der Wehrbeauftrage der Bundesregierung mahnte bereits in seinem Jahresbericht 2016, diese Rekrutierungspraxis dürfe nicht weiter ausgebaut werden: "Mit dem Engagement Deutschlands bei der Wahrnehmung der völkerrechtlichen Verpflichtungen im Rahmen des Kinder- und Minderheitenschutzes scheint es nicht ganz leicht zu vereinbaren, wenn die ausnahmsweise Rekrutierung Minderjähriger zum Regelfall mit steigender Tendenz wird."
Der Kinderschutzbund sieht aber auch schon Ausnahmefälle als unvereinbar mit dem Vorrang des Kindeswohls, wie es in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben ist. Deshalb fordert er, das Mindestrekrutierungsalter auf 18 Jahre festzusetzen. Sorge bereitet dem Verband auch die zunehmende Vermischung von realen Anwerbeversuchen mit spielerischen Inhalten, etwa in YouTube-Formaten, auf Social Media Plattformen und vor allem auf Spielemessen.
"Dass die Bundeswehr zum Beispiel auf der Gamescom um Nachwuchs wirbt, nehmen wir nicht hin", sagt Heinz Hilgers. So verwischen die Grenzen zwischen Spiel und Realität. Ein Kriegseinsatz ist kein Shooter-Spiel und die Bundeswehr kein Abenteuerspielplatz. Damit werden der Militärdienst und die mit ihm verbundenen Einsätze systematisch verharmlost."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V. (DKSB)
Franziska Fischer, Pressesprecherin
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