IMK-Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko nimmt weiter ab
(Düsseldorf) - Die Aussichten für die Konjunktur in Deutschland hellen sich weiter langsam auf und ab der Jahresmitte ist eine etwas beschleunigte Erholung absehbar. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den nächsten drei Monaten eine Rezession durchläuft, ist dementsprechend in den letzten Wochen erneut leicht gesunken, nachdem sie bereits im April und im Mai zurückgegangen war. Für den Zeitraum von Juni bis Ende August weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 39,5 Prozent aus. Anfang Mai betrug sie für die folgenden drei Monate noch 45,6 Prozent. Auch die statistische Streuung im Indikator, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, ist geringfügig gesunken. Die Verbesserung ist zwar noch nicht so tiefgreifend, dass das nach dem Ampelsystem arbeitende Konjunktur-Frühwarninstrument auf eine günstigere Phase schaltet. Der Indikator zeigt wie in den beiden Vormonaten "gelb-rot", was eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit signalisiert. Zwischen Juni 2023 und März 2024 hatte die Konjunkturampel aber noch durchgängig auf "rot" gestanden und damit eine akute Rezessionsgefahr angezeigt.
Der aktuelle leichte Rückgang des Rezessionsrisikos beruht im Wesentlichen darauf, dass sich Stimmungsindikatoren wie der ifo-Index sowie verschiedene Finanzmarktindikatoren günstiger darstellen. Dazu zählen die Aktienkurse und ein zuletzt geringerer Unterschied bei den Zinssätzen für Unternehmens- und Staatsanleihen, was für günstigere Finanzierungsbedingungen von Unternehmen spricht. Leicht gesunken ist auch der "Finanzmarktstress", den das IMK auf Basis eines breiten Kranzes von Finanzmarktindikatoren ermittelt. Dagegen sorgt eine zuletzt verhaltene Entwicklung bei industriellen Produktionsdaten und Auftragseingängen, insbesondere aus dem Inland, dafür, dass die Rezessionswahrscheinlichkeit nicht noch weiter zurückgegangen ist. Allerdings sehen die Konjunkturfachleute des IMK jenseits der kurzfristigen Monatswerte eine positive Grunddynamik in verschiedenen Industriebranchen, unter anderem durch den wieder anziehenden Export. Dazu gehören auch der Maschinen- und Anlagenbau und die energieintensive Chemieindustrie, deren Auftragslage sich mittlerweile stabilisiert habe.
"Die aktuellen Indikatorergebnisse deuten auf eine sich langsam kräftigende Erholung der Konjunktur ab der Jahresmitte", fasst IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald das aktuelle Konjunkturbild zusammen. "Tragende Säule des Wachstums dürfte neben dem Export der private Verbrauch werden, der von dynamischem Lohnwachstum bei inzwischen abgeflachter Inflation angeregt wird."
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