IHK-Konjunkturumfrage: Erholung nur in kleinen Schritten
(Siegen) "Insgesamt enttäuschend", so bewertet Franz Josef Mockenhaupt, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage. An ihr beteiligten sich rund 700 regionale Unternehmen mit über 43.000 Beschäftigten.
Während sich die Stimmung bei Industrie-, Großhandels- und Dienstleistungsunternehmen gegenüber dem Herbst 2003 etwas verbessert hat, beurteilen Einzelhandel und Bauindustrie ihre wirtschaftliche Situation wieder deutlich schlechter. Der Konjunkturklimaindex bewegt sich immer noch im negativen Bereich. Er ist zwar von minus 12 Punkten im Herbst des vergangenen Jahres auf minus 4 Punkte angestiegen. Das ist aber deutlich weniger als erwartet. Ein kräftiger Konjunkturaufschwung mit nachhaltigen Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt ist nicht in Sicht. Für ein Aufatmen ist es deswegen zu früh.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Bei den Industrieunternehmen hat sich die Einschätzung der Lage leicht verbessert. Aber immer noch ist der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle Wirtschaftslage als schlecht beurteilen, mit 30 Prozent fast doppelt so hoch wie die Zahl der Unternehmen, die ihre Lage als gut einstufen. Drei von zehn Industrieunternehmen erwarten aber auch, dass sich ihre Situation in den nächsten Monaten verbessert. 13 Prozent gehen davon aus, dass ihre Geschäftsentwicklung sich eher ungünstig entwickelt. Wenig Impulse melden die Unternehmen von den inländischen Auftragseingängen. Viele Unternehmen bauen für die nächsten Monate auf den erkennbaren Aufwärtstrend bei den Auslandsaufträgen. Immerhin erwarten 41 Prozent der befragten Betriebe in den kommenden Monaten ansteigende Exporte. Ein kleiner Lichtblick: Es wollen wieder mehr Betriebe im Inland investieren. Vorrangiges Motiv dabei ist die "Rationalisierung", gefolgt von "Ersatzbeschaffungen" und "Produktinnovationen".
Von den befragten Bauunternehmen beurteilen fast 42 Prozent der Unternehmen ihre Lage als schlecht. Neben saisonalen Gründen, die im Winter die Beurteilung im Baubereich immer beeinflussen, ist die generell schlechte Nachfrage nach Bauleistungen für diese Bewertung ausschlaggebend. In naher Zukunft erwarten mit rund 7 Prozent nur wenige Baubetriebe eine Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation. 30 Prozent rechnen mit weiteren Rückgängen.
Die Stimmung im Einzelhandel ist wieder auf Talfahrt. Enttäuscht vom Ergebnis des Weihnachtsgeschäftes und dem aktuellen Schlussverkauf beurteilen 46 Prozent der befragten Einzelhändler ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Anhaltende Arbeitslosigkeit, die Diskussion über weitere ins Haus stehende Belastungen, die verpufften Wirkungen des Steuerkompromisses vom Jahresende. All dies verunsichert die Verbraucher und veranlasst sie zum Sparen. Keine Einzelhandelsbranche ist von diesem Trend ausgenommen. Auch die Erwartungen für die nächsten Monate sind nicht besonders optimistisch. Ein Viertel der Einzelhändler geht davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation weiter verschlechtern wird. Im Großhandel hat sich das Konjunkturklima hingegen leicht verbessert. Hier wirken sich die positiven Impulse vom verarbeitenden Gewerbe entlastend aus.
Positives vermelden auch die Dienstleistungsbetriebe. Deutlich besser beurteilen die Verkehrsdienstleister ihre aktuelle Lage. Dabei mag die unerwartete und sicherlich nicht geplante "Entlastung" bei der Maut mit eine Rolle spielen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Deshalb wird sich an der grundsätzlichen strukturellen Problematik bei diesen Unternehmen in der nächsten Zukunft wenig ändern. Für die nächsten Monate sind die Dienstleistungsbetriebe wieder deutlich zuversichtlicher.
Der regionale Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Im Dezember stieg die Arbeitslosenzahl sowohl saisonal als auch konjunkturbedingt an. Die Unternehmen sind bei der Einstellung neuer Mitarbeiter zurückhaltend. Die Zahl der Betriebe, die über zusätzliche Einstellungen nachdenken, ist nach wie vor gering. Allenfalls im Dienstleistungsbereich ist der Anteil mit 20 Prozent erwähnenswert hoch. Als positives Zeichen kann die verstärkte Nachfrage nach Zeitarbeitskräften gewertet werden.
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