IGBCE beschließt Forderung für Tarifrunde Papier
(Hannover) - Eine Erhöhung der Entgelte um 8 Prozent, jedoch mindestens 280 Euro mehr, ein Bonus in Zeit oder Geld ausschließlich für IGBCE-Mitglieder, mehr Attraktivität für Schichtarbeit und andere Arbeitszeitmodelle: Dieses Forderungspaket für die Tarifrunde der Papierindustrie mit ihren 46.000 Beschäftigten hat die Bundestarifkommission der IGBCE für die Branche heute einstimmig in Hannover beschlossen.
"Die Beschäftigten haben in zurückliegenden Jahren massive Reallohnverluste erlitten. Sie konnten ihre Preissteigerungen nicht einfach weiterreichen, wie es die Papierindustrie getan hat", sagte IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. "Die Belegschaften fordern eine Aufholjagd der Branche bei den Entgelten. Andernfalls droht sie am Arbeitsmarkt weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren."
Die deutsche Papierindustrie ist Markführer in Europa und der zweitgrößte Exporteur weltweit. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Produktion um gut 7 Prozent zugelegt. Vor allem das Geschäft mit Papier und Pappe als Verpackungsmaterial und für technische Zwecke wuchs kräftig, während Hygiene- und grafische Papiere stagnierten.
"Die differenzierte Lage der Industrie haben wir in die Forderung schon eingepreist", machte Weißenborn klar. "Ich verbitte mir daher weiteres Wehklagen der Arbeitgeber." Dies wäre angesichts positiver Trends bei Kapazitätsauslastung und Produktivität ohnehin fehl am Platze. Hinzu komme, dass die Entgelte in der Branche lediglich ein Achtel des Umsatzes ausmachten - weit weniger als in anderen Industriebereichen. "Das Plus, das wir fordern, können die Betriebe also verkraften", so der IGBCE-Verhandlungsführer.
Die Bundestarifkommission hat die prozentuale Forderung bewusst um eine Untergrenze in Euro ergänzt. "Das gewährleistet, dass die Entgeltgruppen im Facharbeiterbereich definitiv abgesichert sind", erläuterte Weißenborn. "Sie waren von der Inflationskrise der zurückliegenden Jahre besonders stark betroffen und benötigen dringend weitere Entlastung."
Ein deutliches Entgeltplus sei zudem dringend notwendig, um die Attraktivität der Branche als Arbeitgeberin zu erhöhen. "Hier besteht großer Nachholbedarf", machte Weißenborn deutlich. In kaum einer Industrie aus dem Organisationsbereich der IGBCE ist die Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber und ihrer Branche so schwach ausgeprägt wie bei Papier. Das hat eine IGBCE-Umfrage vor wenigen Wochen zutage gebracht. "Das sollten die Arbeitgeber als Alarmzeichen verstehen", so der IGBCE-Tarifexperte. "Es braucht dringend mehr Wertschätzung."
Dies gelte besonders für diejenigen Beschäftigten, die sich gewerkschaftlich organisieren. "Sie sind es, die mit ihrem Engagement und ihren Mitgliedsbeiträgen Tarifverträge und Sozialpartnerschaft erst möglich machen", sagte der IGBCE-Verhandlungsführer. Die Bundestarifkommission fordert deshalb einen Bonus in Zeit oder Geld, der ausschließlich Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommt. "Das ist ein überfälliges Signal der Wertschätzung und Anerkennung."
Als dritten Forderungspunkt hat die Bundestarifkommission eine Erhöhung der Attraktivität von Schichtarbeit und anderen Arbeitszeitmodellen in der Papierindustrie aufgenommen. Die Laufzeit des Tarifvertrages ist abhängig vom Gesamtpaket. Die Tarifverhandlungen werden bundesweit zentral geführt und starten am 26. September in Wiesbaden. Die Schlichtungsvereinbarung für die Papierindustrie hat die IGBCE bereits Ende vergangenen Jahres fristgerecht gekündigt, sodass mit Ablauf des aktuell gültigen Tarifvertrags zum 30. September auch die Friedenspflicht endet.
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