IG Metall-Vorsitzende Peters: Arbeitszeitverlängerung bei Arbeitsmangel vernichtet Arbeitsplätze
(Frankfurt am Main) - Der IG Metall-Vorsitzende Jürgen Peters lehnt eine generelle Arbeitszeitverlängerung angesichts von über vier Millionen Arbeitslosen strikt ab. Allein in der Metall- und Elektroindustrie würde eine Verlängerung der Wochen-Arbeitszeit von 35 auf 40 Stunden schlagartig bis zu 435 000 Arbeitsplätze kosten. Bundesarbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) oder die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sollten wissen, was sie anrichten, wenn sie leichtfertig über Arbeitszeitverlängerung sprechen. Wer glaube, dass durch mehr arbeiten die Wirtschaft angekurbelt würde, "der entpuppt sich als Ökonom besonderer Qualität", sagte Peters am Montag.
Peters forderte die Unternehmer auf, durch die Anwendung kluger Arbeitszeitmodelle auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und den Arbeitsämtern so den Nachschub an Arbeitslosen abzudrehen. Eine solche Offensive würde Mut und Verantwortung der Unternehmen unterstreichen und wäre das richtige Signal an die Menschen in Deutschland. Es sei eine Beleidigung wenn so getan werde, als seien die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland nicht fleißig genug. Peters: "Alle, die so was behaupten, leben auf einem anderen Stern, sie kennen weder den Stress noch die Leistungsverdichtung, die unsere im Weltmaßstab extrem hohe Produktivität begründet."
Deutschland habe nicht das Problem, dass die Leute nicht genug arbeiteten, sondern das Problem zu geringer Nachfrage. Peters fordert die Unternehmensleitungen auf, in Zeiten der Krise Kreativität in der Personalpolitik zu entfalten und keine Vorschläge aus der ideologischen Mottenkiste der Betriebswirtschaftslehre auszugraben. Das sei bei über vier Millionen Arbeitslosen schlichtweg verantwortungslos.
Die IG Metall und ihre Betriebsräte seien jederzeit bereit, um bei Beschäftigungskrisen innovative Arbeitszeitmodelle zu entwickeln. Beispiele dafür gebe es zahlreich. Allein in der Metallindustrie seien durch Beschäftigungssicherungs-Tarifverträge, also durch befristete Arbeitszeitverkürzungen ohne oder mit nur teilweisem Lohnausgleich, zehntausende Menschen vor Arbeitslosigkeit bewahrt worden. Diese tarifpolitischen Instrumente gelte es weiter zu entwickeln und intelligent einzusetzen, um durch das derzeitige Beschäftigungs- und Konjunkturtief zu kommen, betonte Peters.
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