IG Metall startet mit stabiler Mitgliederbasis und konkreten Forderungen in das Wahljahr 2017
(Berlin) - Die IG Metall hat auch im Jahr 2016 eine stabile Mitgliederentwicklung zu verzeichnen und ihre Verankerung in den Betrieben gestärkt. Ende 2016 gehörten der IG Metall 2.274.033 Menschen an. Damit konnte die IG Metall zum sechsten Mal hintereinander mit einem positiven Ergebnis abschließen. "Besonders erfreulich ist, dass die Zahl der betrieblichen Mitglieder auf 1.569.690 gestiegen ist. Damit ist sie so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Die IG Metall geht stark und voller Kraft in dieses wichtige Jahr", sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Mittwoch in Berlin.
Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagwahl forderte Hofmann: "Wir müssen diesen Wandel so gestalten, dass wir auch in Zukunft sicher, gerecht und selbstbestimmt leben und arbeiten können." Die Menschen seien verunsichert, weil sie nicht wüssten, wie es mit ihnen und ihrer Arbeit weitergehe. Die politische Antwort könne nur lauten "Sicherheit verlangt Investitionen in die Zukunft." Deshalb müssten die Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland erhalten. Notwendig sei ein handlungsfähiger Staat, der die hierfür notwendigen Investitionen in Infrastruktur leiste.
Die IG Metall werde mit voller Kraft dafür eintreten, dass die Interessen der Beschäftigten im Mittelpunkt der politischen Debatte stehen. "Wir setzen auf Beteiligung. Deshalb befragen wir in diesen Tagen die Beschäftigten in den Betrieben unserer Branchen nach ihren Problemen und Lösungsvorschlägen zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen. Die Ergebnisse werden die Grundlage für die Forderungen der IG Metall gegenüber der Politik und den Arbeitgebern bilden.
Dabei stehe das Thema Arbeitszeit im besonderen Fokus. "Lange genug haben die Arbeitgeber die Durchsetzung ihrer Flexibilitätsinteressen als Privileg verstanden. Jetzt sind die Beschäftigten dran", sagte der IG Metall-Vorsitzende. Die IG Metall strebe Arbeitszeitregeln an, die eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben ermögliche. Es brauche zudem Grenzen gegen ausufernde Arbeitszeiten, die Gesundheit solle nicht unter die Räder kommen.
Ein starker Sozialstaat sei ohne ein starkes Tarifsystem nicht zu haben, sagte Hofmann. Der IG Metall sei es gelungen, basierend auf ihrer Stärke in den Betrieben, im vergangenen Jahr die Löhne allein für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie zunächst um 2,8 Prozent und dann noch einmal um 2 Prozent zu erhöhen. Auch die Tarifbindung konnte bundesweit erhöht werden. "Damit gilt für rund 36.000 Beschäftigte in 145 Betrieben erstmals der Schutz eines Tarifvertrages. Sie erhalten im Durchschnitt 20 Prozent mehr Entgelt als ein Beschäftigter ohne Tarif und haben vier Tage mehr Urlaub und bessere Arbeitszeiten", sagte Hofmann.
Die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner, erläuterte die Mitgliederzahlen im Einzelnen. "Besonders erfreulich ist, dass es uns 2016 erneut gelungen ist, bei den für uns strategisch wichtigen Zielgruppen zu wachsen." 43 Prozent der neuen Mitglieder seien jünger als 27 Jahre. Insgesamt seien damit mehr als 234.000 junge Menschen Mitglieder der IG Metall. Das zeige, dass die Gewerkschaft die Interessen der jungen Beschäftigten treffe. Bei den Studierenden sei die Mitgliederzahl sogar um 20 Prozent auf mehr als 44.000 Studierende gestiegen. Das seien fast fünfmal so viele wie vor zehn Jahren. Auch bei den Frauen gebe es Mitgliederzuwächse. 20 Prozent aller Neuaufnahmen des Jahres 2016 sind weiblich. Insgesamt seien damit heute mehr als 407.000 Frauen Mitglied der IG Metall. Die starke Verankerung bei den Kolleginnen sei enorm wichtig. "Durch die Digitalisierung - vor allem durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz - erwarten wir eine weitere Verschiebung der Berufsfelder. Diese Veränderung wollen wir gemeinsam mit den Kolleginnen im Office-Bereich gestalten", sagte Benner.
Die IG Metall werde sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen. "Um gestaltungs- und durchsetzungsfähig zu bleiben, werden wir in den kommenden neun Jahren 191 Millionen Euro in bezirkliche Erschließungsprojekte investieren", kündigte die Gewerkschafterin an. Bereits im letzten Jahr wurden dazu 140 zusätzliche Stellen vor Ort aufgebaut. Mit Hilfe dieser Projekte sollen neue Branchen erschlossen, Beschäftigtengruppen gezielter angesprochen und auch der Ausbau der Tarifbindung weiter vorangetrieben werden.
Im vorliegenden Referentenentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur Weiterentwicklung des Teilzeitrechts sieht Benner einen wichtigen Baustein für ein unbürokratisches Rückkehrrecht der Beschäftigten von Teilzeit auf Vollzeit. Für viele Frauen gelte nach wie vor: Einmal Teilzeit, immer Teilzeit. "Das ist angesichts der Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten ihre Arbeitszeit gerne aufstocken würden und des viel beschworenen Fachkräftemangels nicht nachvollziehbar." Zugleich forderte sie die Absenkung des bestehenden Schwellenwerts für den Kleinbetriebsschutz von derzeit 15 Beschäftigten. "Sonst werden ca. 6,7 Millionen Beschäftigte nicht vom Gesetz profitieren können", warnte die Gewerkschafterin. Sie rief die Arbeitgeber dazu auf, mit dazu beizutragen, "durch klare Regeln Frauen jetzt den Weg aus der 'Teilzeit-Falle´ zurück in die Vollzeit zu ebnen, - oder für immer zum Thema Lohngerechtigkeit zu schweigen."
"Unsere Mitgliederstärke ist zugleich die Grundlage für unsere finanzielle Stärke und Unabhängigkeit", sagte Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall. Im Jahr 2016 stiegen die Beitragseinnahmen der IG Metall um 2,8 Prozent auf 548 Millionen Euro. Wir setzen auf unsere Arbeit vor Ort. Wir sind und helfen da, wo die Menschen sind, wo sie leben und arbeiten. In den Betrieben und den 155 Geschäftsstellen entwickeln wir die Stärke, gute Tarifergebnisse zu erzielen", betonte der Gewerkschafter. "Die IG Metall ist finanziell gut aufgestellt und jederzeit handlungsfähig."
Die Bildungsarbeit habe in der IG Metall ein hohes Gewicht. Auch im Jahr 2016 nutzten rund 90.000 Mitglieder die gewerkschaftlichen Bildungsangebote. "Bildungsarbeit ist für uns eine Kernaufgabe. Investition in Bildungsarbeit bedeutet Investition in die Zukunft der IG Metall und ihrer Mitglieder", sagte Kerner. Diese Linie setze die IG Metall mit der Errichtung des 'House of Labour' fort. Auf dem Frankfurter Universitätsgelände werde in enger Kooperation mit der Europäischen Akademie der Arbeit, der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen ein Lehrgebäude bis Ende 2018 errichtet. Im 'House of Labour' sollen Fach- und Nachwuchskräfte aller Branchen studieren und mit Schwerpunkten in Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaft ihr Wissen erweitern können.
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