Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

IG Metall: Mit Ausbildungsreform gegen drohenden Fachkräftemangel

(Frankfurt/Main) - Der drohende Fachkräftemangel in vielen Branchen erfordert nach Ansicht der IG Metall umfassende Reformen in der Berufsbildung. Das duale Ausbildungssystem müsse modernisiert und zukunftsfest gemacht werden, forderte IG Metall-Vorstandsmitglied Erwin Vitt am 5. Juni in Frankfurt. Das Recht der Jugendlichen auf Ausbildung und freie Berufswahl warte nach wie vor auf seine Umsetzung. Außerdem sollte die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung endlich hergestellt werden. Nach Angaben des Gewerkschafters wird das Erwerbspersonenpotential bis zum Jahr 2040 auf nur noch 60 Prozent des heutigen Niveaus zurückgehen. "Spätestens ab dem Jahre 2005 werden wir nicht mehr nur über IT-Fachkräftemangel reden, sondern auch in vielen anderen Facharbeiterberufen großen Mangel haben", sagte Vitt. Ausbilden sei deshalb noch nie so wichtig gewesen wie heute.

In der nächsten Legislaturperiode müsse eine Reform des Berufsbildungsgesetzes durchgesetzt werden, forderte der IG Metaller. Allein die Tatsache, dass dieses Gesetz nur für Jugendliche bis 18 Jahre gelte, zeige wie unmodern es sei. Denn viele Auszubildende seien bereits bei Beginn ihrer Ausbildung volljährig. Auch die Finanzierung der Berufsausbildung gehöre auf die Tagesordnung, um außerbetriebliche Ausbildung und überbordende staatliche Subventionierung abzubauen. Vitt: "Die vier Milliarden Euro, die der Staat in die betriebliche Ausbildung steckt, fehlen an den Berufsschulen, mit dem Ergebnis, dass Betriebe und Auszubildende täglich über die Zustände an den Schulen klagen müssen."

Vitt wies darauf hin, dass die IG Metall zum Beispiel mit ihrem baden-württembergischen Tarifvertrag zur Weiterbildung etwas gegen den drohenden Facharbeitermangel tue. Tarifvertragliche Regelungen allein reichten aber nicht aus. Darum sollte die Bundesregierung mit einem Rahmengesetz zur beruflichen Weiterbildung die tarifpolitischen Initiativen unterstützen. Vitt forderte gesetzliche Rahmenbedingungen vor allem für die Beschäftigten in kleinen und mittelgroßen Betrieben, in strukturschwachen Regionen und kleinen Branchen.

Viele Unternehmer und Bildungspolitiker haben nach Ansicht von Erwin Vitt gar kein Interesse an einem Berufsbildungssystem, das alle Schulabgänger auf ein gleichermaßen hohes Niveau ausbildet und Chancengleichheit herstellt. "Das wäre aus neoliberaler Sicht hinausgeworfenes Geld, da nach dieser Ideologie zu viele überausgebildet würden und ohne Beschäftigungsperspektiven blieben." Viele Personalmanager in den Betrieben würden bei ihrer Planung überhaupt nicht über ein Jahr hinaus denken. Die Entstehung von qualifizierten Facharbeitern und -arbeiterinnen dauere aber etwas fünf Jahre, betonte Vitt. Dieses Auseinanderklaffen von rein betriebswirtschaftlichem Planungsdenken und realen Ausbildungszyklen sei ein Widerspruch, der durch eine mutige, zukunftsweisende Ausbildungsreform aufgelöst werden könnte.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

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