IG Metall fordert faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt - Geringverdiener dürfen nicht Opfer des Aufschwungs sein
(Frankfurt am Main) - Die IG Metall hat die Auswüchse und Entwicklung des Niedriglohnsektors als Armutszeugnis für die Politik bezeichnet. "Wenn Arbeit zur Ramschware wird, hat die Politik eindeutig versagt", sagte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Frankfurt. "Wir brauchen eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Wenn von 40 Millionen Erwerbstätigen sieben Millionen in Minijobs arbeiten, hat die Politik die Reformschraube überdreht", kritisierte Huber.
Angesichts der immer größer werdenden Kluft zwischen atypischer Beschäftigung in Minijobs und Leiharbeit und den tariflich geregelten Bereichen sei eine Regulierung des Arbeitsmarktes überfällig. "Wenn Minijobs, Befristungen, Leiharbeit und Teilzeit den Arbeitsmarkt zu 75 Prozent wachsen lassen, wir aber gleichzeitig sehen, dass die Menschen nicht gleichberechtigt am Aufschwung teilhaben, ist das eine eindeutige Fehlentwicklung", sagte Huber. Mit "prekär" alleine könne man zudem keine Fachkräftebasis sichern. Mehr Regulierung bedeute nicht weniger Wirtschaftswachstum, sondern mehr Sicherheit. Hier habe die Bundesregierung ihre Hausaufgaben immer noch nicht erledigt. Sie müsse die Schieflage bei den Einkommen bekämpfen. "Wir brauchen endlich Equal-Pay in der Leiharbeit und flächendeckende Mindestlöhne", forderte der IG Metall-Vorsitzende.
Mit den geforderten Maßnahmen würden mehrere Effekte gleichzeitig erzielt. "Die Bezieher von niedrigen Einkommen erhalten mehr Geld und beleben die Binnenkonjunktur. Zudem kostet die Gleichstellung von Leiharbeitern und allgemeinverbindliche Mindestlöhne den Steuerzahler keinen einzigen Euro", sagte Huber. Außerdem würde sich dies positiv auf die Sozialversicherungssysteme auswirken und die Gehälter von fast einem Viertel aller Beschäftigten sofort spürbar verbessern. So betrage beispielsweise in der niedrigsten Entgeltgruppe der Unterschied zwischen Tariflöhnen der Metall- und Elektroindustrie und denen von Leiharbeitern 776,50 Euro monatlich. In der Metall- und Elektroindustrie oder der Stahlbranche seien die Tariflöhne und -gehälter deutlich gewachsen; seit 2000 nominal um über ein Viertel, erklärte Huber.
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