IG BAU in Sorge um Agrarjobs: Gentechnik-Debatte gefährdet 100.000 Arbeitsplätze
(Berlin) - Die Debatte über Gentechnik-Anbau in Deutschland gefährdet nach Ansicht der IG Bauen-Agrar-Umwelt etwa 100.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Bei einem Pressegespräch im Rahmen der Grünen Woche warnte Hans-Joachim Wilms, stellvertretender Vorsitzender der IG Bauen-Agrar-Umwelt und Arbeitnehmervertreter im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss, vor den Folgen einer unkontrollierten Zulassung für die Branche und den Verbraucher. Auch wenn die Europäische Kommission noch in diesem Jahr den Zulassungsstopp für gentechnisch manipulierte Pflanzen aufheben will, glaubt Wilms nicht, dass damit der Gentechnikanbau in Europa in Gang gebracht wird.
"Wer die geografischen und politischen Bedingungen in den Ländern der Europäischen Union kennt, der weiß, dass unsere Landwirtschaft durch den Einsatz der umstrittenen Gentechnik nicht gewinnen kann. Unsere Chancen liegen in der Qualitäts- und nicht in der Massenproduktion", so der IG BAU-Vize am Donnerstag in Berlin. "Durch die BSE-Krise und das gestörte Verbrauchervertrauen sind in Europa mehr als 120.000 Agrararbeitsplätze vernichtet worden. Nimmt man die verloren gegangenen Arbeitsplätze in der Distribution und im Handel dazu, dann hat uns BSE bisher mindestens 250.000 Jobs gekostet."
Ähnliche Folgen wären bei einer Ausweitung der Gentechnikproduktion in Europa zu erwarten. "Weitere 100.000 Jobs stehen auf dem Spiel, wenn die Verbraucher weiter verunsichert werden". Angesichts von Überproduktion und Subventionierung von Produktionsabbau gebe es in Europa keinerlei Gründe, durch umstrittene neue Techniken die Produktion zu erhöhen. Die IG BAU begrüße deshalb die aktuelle Gesetzesinitiative der Bundesregierung, die Rechtsklarheit bei der unabsichtlichen Verbreitung von manipulierten Mais- oder Rapssaaten schafft. Auch eine eindeutige Kennzeichnung von Waren, die aus der Gen-Produktion kommen oder solche Produkte enthalten, hält die IG BAU für unabdingbar, um das Verbrauchervertrauen am Agrarmarkt zu stärken.
"Die Verbraucher haben ein Recht auf umfassende Produktinformationen. Sie können dann selbst entscheiden, ob sie Gentechnikprodukte kaufen oder natürlicher Nahrung den Vorzug geben", sagte Wilms. Im übrigen sei er als Arbeitnehmervertreter davon überzeugt, dass auch der Bauernverband auf Qualitätsproduktion und Verbrauchervertrauen setze. Dieser habe als Reaktion auf den Gesetzentwurf seinen Mitgliedern bereits dringend empfohlen, auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ganz zu verzichten.
Die Gewerkschaft teile allerdings die Kritik von Bauernchef Gerd Sonnleitner, der die unabgestimmte Vorlage des Gesetzentwurfs durch Frau Künast als überhastet bezeichnet habe. "Wir hätten uns gewünscht, dass die Bundesregierung sich auf eine grundsätzliche Position zur grünen Gentechnik geeinigt hätte, statt über eine Haftungsregelung den Gerichten die Entscheidung zu überlassen. Wir hätten die Minis-terin in dieser Frage gerne kompetent und hilfreich beraten können", sagte Wilms.
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Michael Knoche
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