Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

ifo-Präsident Fuest warnt vor Wirtschaftskrise und fordert massive Hilfen

(München) - Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, hat sich für drastische Maßnahmen ausgesprochen, um der Wirtschaft in der Coronakrise zu helfen. "Wir müssen verhindern, dass die Wirtschaft durch kollabierende Unternehmen, Jobverluste und Panik im Finanzsektor in einen Abwärtsstrudel gerät", schreibt er in einem Beitrag im Handelsblatt. "Die Antwort besteht in einer Kombination massiver Stützungsmaßnahmen, bei denen es auf Zielgenauigkeit und schnelles Handeln ankommt."

"Mit der Coronakrise gerät Deutschland in eine komplexe Wirtschaftskrise, deren Dimensionen derzeit viele noch unterschätzen. Die deutsche Wirtschaft ist einem simultanen Angebots- und Nachfrageschock ausgesetzt. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Kreditversorgung der Wirtschaft gestört wird und die Staatsschuldenkrise im Euroraum zurückkehrt", schreibt Fuest.
"Wenn die Wirtschaftsaktivität nur für zwei Monate auf 65 Prozent des Normalniveaus zurückgeht und danach wieder wächst wie erwartet, würde die Wirtschaftsleistung für das Gesamtjahr um 5 Prozent schrumpfen. Das wäre ein Einbruch wie im Finanzkrisenjahr 2009. Es kann aber auch deutlich schlimmer kommen."

Fuest schreibt: "Für viele Selbständige sowie kleine und mittlere Unternehmen sinken die Umsätze auf null." Für diese Betroffenen sollten daher für einige Monate alle Steuerzahlungen ausgesetzt werden. Zusätzliche Hilfen für Beschäftigte, die ihr Einkommen verlören, seien dringend notwendig. Liquiditätshilfen und staatliche Garantien könnten eine Insolvenzwelle abwenden. Dass davon auch ausländische Banken profitierten, dürfe kein Hinderungsgrund sein.

Fuest fügt hinzu: "Banken müssen mit Kreditausfällen rechnen. Wenn sie dadurch Eigenkapital verlieren, könnten die Kapitalregulierungen erzwingen, auch andere Kredite zu kündigen. Das würde die Krise verschärfen. Die Bankenaufsicht sollte die Spielräume der Banken deshalb vorübergehend erweitern."

"Akute Gefahr droht den Staatsfinanzen im Euroraum. Bei hoch verschuldeten Ländern könnte es zu einem Kollaps des Vertrauens kommen(...)Die Staaten des Euroraums einschließlich der EZB müssen klar signalisieren, dass alle Länder konsequent gestützt werden und Ausfälle bei Staatsschulden ausgeschlossen sind."

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Harald Schultz, Pressesprecher Poschingerstr. 5, 81679 München Telefon: (089) 92240, Fax: (089) 985369

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