Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

ICE-Neubaustrecke Köln-Frankfurt: Flächendeckendes Angebot wichtiger als teure Hochgeschwindigkeitsstrecken

(Berlin) - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bewertet die am 25. Juli offiziell eröffnete ICE-Neubaustrecke der Deutschen Bahn AG zwischen Köln und Frankfurt kritisch. Sie stehe exemplarisch für einzelne Hochgeschwindigkeitsstrecken, die mit enormem Zeit- und Investitionsaufwand unter Hochdruck verwirklicht würden, ohne dass dem ein entsprechend hoher Zugewinn von Fahrgästen oder eine entsprechende Verbesserung des Gesamtangebotes der Bahn gegenüber stehe. Die extrem hohen Kosten führten an anderer Stelle dazu, dass bestehende Strecken nicht im notwendigen Maße instand gehalten würden, um attraktive Angebote zu gewährleisten.

Michael Gehrmann, stellvertretender Vorsitzender des VCD: "Jeder Kilometer der neuen Schnellstrecke hat rund 33 Millionen Euro gekostet, insgesamt stecken über sechs Milliarden in dem Projekt. Mit dieser riesigen Summe hätte man unterm Strich durch Investitionen in das bestehende Schienennetz und eine schnellere Beseitigung von Langsamfahrstellen mehr für ein besseres Angebot auf der Schiene tun können. Ein flächendeckendes und qualitativ hochwertiges Netz muss eindeutig Vorrang vor solchen milliardenteuren Einzelprojekten haben."

Besonders im Hinblick auf den Gütertransport sei eine Erweiterung der Netzkapazität dringend erforderlich, um mehr Güter auf der Schiene und damit umweltfreundlicher zu transportieren. Angesichts des prognostizierten Wachstums im Güterverkehr um 60 Prozent bis zum Jahr 2015 sei es erklärtes Ziel der Bundesregierung, den Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke leiste hierzu keinen angemessenen Beitrag, denn wegen der für Schienenwege teilweise extremen Steigungen könne sie von Güterzügen nicht genutzt werden.

Die hohen Ausgaben für den Bau der Schnellstrecke versuche die DB AG zum Teil über den Fahrpreis einzuspielen. Rund 30 Prozent Preisaufschlag müssten Reisende für die Fahrt auf der neuen ICE-Strecke von Köln nach Frankfurt in Kauf nehmen. Diese Preispolitik vertrage sich nicht mit einem sozial ausgewogenen Mobilitätsangebot. "Hier werden vor allem die zahlungskräftigen Kunden angesprochen. Für den normalen Reisenden hingegen ist die neue Strecke ein sehr teures Vergnügen. Er muss sich zwangsläufig mit dem ausgedünnten Zugangebot auf der Rheintalstrecke begnügen", urteilt Annette Volkens, Bahnexpertin des VCD.

Doch die neue Verbindung hat aus Sicht des VCD auch einen positiven Aspekt. Durch die deutlich kürzere Fahrzeit bestehe die Chance, einen Umstieg von Flugzeugreisenden auf die Schiene zu erreichen und damit mittelfristig die Anzahl der innerdeutschen Flügen zu reduzieren. Das würde eine Verbesserung für die Klimabilanz im Verkehrsbereich bedeuten.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) Eifelstr. 2 53119 Bonn Telefon: 0228/985850 Telefax: 0228/9858510

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