Pressemitteilung | k.A.

Hybrid-TV steht für Wachstumspotential / Kombi-Empfänger für Web und TV starten erfolgreich in den Markt / gfu setzt sich für einheitliche technische Lösungen ein / HbbTV als aussichtsreicher Vorschlag / ETSI-Standardisierung der HbbTV-Spezifikationen vor dem Abschluss

(Frankfurt am Main) - Zwischen Tatort und Youtube liegt nicht mehr als ein Tastendruck auf der Fernbedienung: Die jüngste Generation der Fernsehgeräte, Hybrid-Fernseher genannt, zappt direkt ins World Wide Web. Schon über 100 Online-Dienste bringen so ihre attraktiven Inhalte auf die Bildfläche und das Angebot wächst von Woche zu Woche. Ob Net TV, Yahoo Widgets, VieraCast, Applicast oder Aquos Net - all diese technischen Lösungen unterschiedlicher Hersteller haben eines gemeinsam: Sie kombinieren in einem Gerät, was eigentlich schon längst zusammengehört. Denn das klassische Fernsehen und das moderne Internet mit seinen breitbandigen Zugangsstrukturen beeinflussen und ergänzen einander immer stärker: Das Internet hat das bewegte Bild, ursprünglich ein exklusives Merkmal der Rundfunk-Verteilung, längst integriert. Umgekehrt kommt der Rundfunk nicht mehr ohne Interaktivität aus: Die Sender stellen immer mehr zusätzlich Informationen auf ihre Webseiten, Video-Portale wie die Mediatheken von ARD und ZDF bieten Nachrichten, Reportagen und Serien unabhängig vom Zeitraster des Sendeplans an.

Was liegt also näher, als Internet und Fernsehen auch in den Empfangsgeräten zu integrieren? Die ersten Versuche, beide Medienwelten auf dem Bildschirm im Wohnzimmer zu vereinen, liegen schon mehr als zehn Jahre zurück. Manche Hersteller bauten hierzu die Elektronik kompletter PCs in ihre Fernsehgeräte ein - mit allen Nachteilen, die solche aufwändigen Lösungen mit sich brachten: Da galt es zunächst einmal, eine Betriebssoftware hochzufahren, oft musste ein eingebautes Modem zunächst noch Wählverbindung zum Internet-Provider aufbauen, und wenn dann am Ende Web-Seiten auf dem Bildschirm auftauchten, brauchte man ein Opernglas, um sie vom Fernseh-Sessel aus entziffern zu können.

So unbefriedigend diese frühen Versuche auch waren - sie zeigten, welche Kriterien wirklich überzeugende Lösungen erfüllen müssen. So erwarten Fernsehzuschauer, Web-Inhalte ohne umständliche Bedienprozeduren und ohne Zeitverzögerung aufrufen zu können. Das ist heute kein Problem mehr: Der Breitband-Zugang zum Netz samt Flatrate-Tarif gehört inzwischen in vielen Haushalten zu den Selbstverständlichkeiten, W-LAN knüpft die Verbindung zum Internet sogar ohne zusätzlichen Kabelsalat. Ebenso wichtig ist die grafische Präsentation der Inhalte. Schriften müssen groß genug und in gut lesbarer Typografie auf dem Bildschirm erscheinen, Bilder und Symbole sollten nicht zu filigran aussehen. Und die Navigation muss mit einer normalen Fernbedienung funktionieren. All dies setzt voraus, dass die Anbieter ihre Web-Inhalte speziell für die Darstellung auf Fernseh-Bildschirmen aufbereiten - in enger Kooperation mit den Geräte-Herstellern.

"Wir haben heute alle technischen Voraussetzungen, mit modernen Fernsehern das Internet als nahezu unerschöpfliche Quelle neuer Inhalte zu erschließen. Hybrid-Fernseher stellen deshalb ein bedeutendes Wachstumspotential unserer Branche dar", fasst Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Frankfurt, den Stand der Dinge zusammen. Die Marktdaten geben ihm Recht: Allein im Zeitraum Mai bis Oktober 2009 wurden mehr als 300.000 Hybrid-Fernsehgeräte gekauft, im Oktober hatte die neue Geräteart sogar schon einen Umsatzanteil von 20 Prozent. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wurde die neue Technik in Deutschland somit besonders schnell angenommen.

Dr. Hecker setzt sich darüber hinaus nachdrücklich für einheitliche technische Lösungen ein: "In vollem Umfang kann sich Hybrid-TV allerdings erst dann entfalten, wenn sich nach und nach standardisierte Lösungen durchsetzen und somit eine einheitliche Basis für alle Marktteilnehmer entsteht. Konkret: Wenn Internet-Anbieter ihre Inhalte künftig nur ein einiges Mal gestalten und technisch aufbereiten müssen, um alle Hybridgeräte des Markts erreichen zu können, wird das Angebot um ein Vielfaches schneller wachsen als bisher. Und damit steigt natürlich auch die Attraktivität der Endgeräte."

Die Grundlagen für einheitliche Technik sind bereits verfügbar: Unter dem Namen "Hybrid Broadcast Broadband TV", kurz HbbTV, haben große europäische TV-Sender, die Geräteindustrie, Software-Häuser, der Satellitenbetreiber Astra und das Münchener Institut für Rundfunktechnik einen umfassenden Vorschlag erarbeitet. Bereits im September wurden die HbbTV-Spezifikationen dem European Telecommunications Standards Institute (ETSI) vorgelegt. Die HbbTV-Gruppe erwartet den Abschluss des Standardisierungsverfahrens für das 1. Quartal 2010.

Die HbbTV-Vorschläge haben für Gerätehersteller und Medienunternehmen besonderen Reiz: Sie stützen sich weitgehend auf etablierte Technologien und Standards - etwa auf einen so genannten CE-HTML-Browser. Dieser ist speziell für die Darstellungsmöglichkeiten auf TV-Bildschirmen ausgelegt, unterscheidet sich ansonsten aber kaum von normalen Web-Browsern. Ein weiteres Element der HbbTV-Spezifikationen sind bestimmte Festlegungen der DVB-Standards für digitales Fernsehen. Sie beschreiben, wie sich Zusatzdaten gemeinsam mit den bewegten Bildern übertragen lassen. So können die Sender Fernseh- und Web-Angebote inhaltlich verzahnen: Ein paar Zusatz-Bits im TV-Signal zeigen dem Empfangsgerät an, dass im Internet ergänzenden Informationen zur Sendung abrufbar sind. Dann genügt ein Druck auf die rote Taste der Fernbedienung, um die entsprechende Webseite auf den Bildschirm zu holen. HbbTV unterstützt auch grafisch wesentlich anspruchsvoller gestalteten Videotext - sozusagen das Videotext-Angebot des High-Definition-Zeitalters. Zur Navigation durch solche Seiten dienen, wie bisher auch, die bekannten farbigen Tasten der Fernbedienung.

Neben den öffentlich-rechtlichen Medienhäusern setzten sich auch die privaten TV-Sender bereits intensiv mit den attraktiven Möglichkeiten der HbbTV-Spezifikationen auseinander. Und neben den großen Anbietern von Fernsehgeräten beschäftigen sich selbst die Hersteller von Set-Top-Boxen mit dem Thema; ein HbbTV-taugliches Empfangsgerät soll schon im November auf den Markt kommen. So hat der Standardisierungsvorschlag große Chancen, Zukunftssicherheit zu bieten und auf breiter Front Unterstützung zu finden. Damit kann sich das Hybrid-Fernsehen künftig als unverzichtbare Weiterentwicklung der Mediennutzung im Heimbereich zu etablieren.

Quelle und Kontaktadresse:
gfu / Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik e.V. Roland M. Stehle, Pressesprecher Lyoner Str. 9, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 6302289, Telefax: (069) 6314036

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