Hungersnot in Ostafrika: Mehr Geld alleine reicht nicht - es braucht auch einen Politikwechsel
(Berlin) - Anlässlich der heute stattfindenden Sondersitzung zur Hungersnot in Ostafrika im Auswärtigen Amt begrüßt VENRO den Willen zum Handeln. Gleichzeitig kritisiert der Verband die späte Reaktion der Geberstaaten. Für viele Menschen kommt die Hilfe deshalb zu spät.
20 Millionen Menschen sind laut den Vereinten Nationen aktuell von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, insbesondere in den Ländern Somalia, Südsudan, Jemen und Nigeria. "Diese Hungersnot ist vorhersehbar gewesen", sagt Sid Peruvemba, Vorstandsmitglied beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO). "Bereits vor einem Jahr haben Nichtregierungsorganisationen unter anderem in einer Sitzung im Auswärtigen Amt eine schwere Dürre und Versorgungsprobleme vorhergesagt. Vorsorgemaßnahmen konnten aber wegen fehlender Mittel nicht realisiert werden."
Risikoländer wie der Südsudan wurden sogar ganz von der Förderliste der Übergangshilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gestrichen. Zudem gab es auf Spendenaufrufe für die Region wenig Resonanz aus der Bevölkerung. Erst Medienberichte und Bilder hungernder Menschen hatten die katastrophale Situation ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen.
Im Auswärtigen Amt kommen nun Bundesentwicklungsminister Müller und Bundesaußenminister Gabriel zusammen, um in einer Sondersitzung über die Lage am Horn von Afrika zu beraten. Dies sei auch dringend nötig, betont Peruvemba. "Wir brauchen schnelle zusätzliche Mittel, um Leben zu retten. Robuste Diplomatie und politische Druckmittel müssen jetzt dafür sorgen, dass Hilfsorganisationen schnellen und gesicherten Zugang zur betroffenen Bevölkerung erhalten. Dennoch kommt für viele Menschen Hilfe nun zu spät."
Darüber hinaus sei es nicht ausreichend, immer nur kurzfristig Löcher zu stopfen und die Regierungen der betroffenen Länder aus der Verantwortung für die eigene Bevölkerung zu entlassen, so Peruvemba. "Die jetzige Notlage ist nicht nur eine Nahrungsmittelkrise, sondern sie ist vor allem bedingt durch Gewalt, durch Verteilungsungerechtigkeiten und durch schlechte Regierungsführung in einigen afrikanischen Staaten. Einzelne Eliten dort scheinen sich darauf zu verlassen, dass die Weltgemeinschaft ständig für das eigene Versagen einstehen soll. Gebraucht wird daher eine internationale Diplomatie, die völkerrechtswidriges Verhalten sanktioniert und politischen Druck auf schlecht regierende Eliten ausübt."
Ebenso müsse aber auch die Bundesregierung durch ihre Agrar-, Handels-, Wirtschafts- und Klimapolitik dazu beitragen, dass die Ernährungsgrundlagen der ländlichen Bevölkerung erhalten bleiben. Hier dürften die Kredite oder Förderungen anderer Ressorts nicht die Ziele der Entwicklungszusammenarbeit gefährden.
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