Hunderttausende von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im Einzelhandel zu Gunsten von Minijobs vernichtet
(Berlin) - Die Neuregelung bei den Minijobs hat dazu geführt, dass Hunderttausende von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen gestrichen und durch Minijobs ersetzt wurden. Das belegt jetzt ein von ver.di in Auftrag gegebener Branchenreport. Die neuesten Zahlen über die Arbeitsplatzentwicklung im Einzelhandel aus dem Jahr 2003 bestätigen damit die Befürchtungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Die Zahl der Vollzeit- und sozialversicherten Teilzeitarbeitsplätze sank in einem Jahr um 227.000, während die Minijobs von 659.000 im Jahr 2002 um 176.000 auf 835.000 stieg.
"Hunderttausenden von Frauen wird damit die Möglichkeit genommen, sich ein existenzsicherndes Einkommen und eine soziale Absicherung für die Rente zu erarbeiten. Sie werden auf Minijobs verwiesen, die zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel sind", erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Franziska Wiethold. "Wir fordern die Politiker, die wider besseren Wissens behauptet haben, dadurch würden zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, auf, die gesetzliche Ausweitung der Minijobs sofort rückgängig zu machen."
Der Einzelhandel hat insgesamt im Jahr 2003 in einem Ausmaß Stellen abgebaut, der weit über den Umsatzrückgang hinausging. Auf Vollzeit hochgerechnet, ist die Zahl der Arbeitsplätze in einem Jahr um 6,5 Prozent zurückgegangen - und das bei längeren Ladenöffnungszeiten und bei ständig steigender Fläche. "Der Einzelhandel hat wiederum die Kosten für den Verdrängungswettbewerb - längere Öffnungszeiten, Preis- und Rabattkrieg, Flächenexpansion - die Beschäftigten zahlen lassen. Sie haben entweder ihren Arbeitsplatz verloren oder müssen pro Kopf 6,5 Prozent mehr Umsatz machen", so Wiethold.
"Die Schraube ist am Anschlag", betonte Wiethold und forderte die Einzelhandelsarbeitgeber auf, endlich mit dem Personalabbau Schluss zu machen. Statt Geld in Preis- und Rabattkriege zu stecken, sollten die Beschäftigten endlich wieder erträgliche Arbeitsbedingungen und die Kundinnen und Kunden wieder transparente, verlässliche Preise, Bedienung und Beratung erhalten. Die Bundesregierung sollte bei der anstehenden Novellierung des Wettbewerbsrechtes für faire Preisgestaltung zu sorgen.
Quelle und Kontaktadresse:
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V.
Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin
Telefon: 030/69560, Telefax: 030/69563956
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