Hubertus Schmoldt warnt vor Einseitigkeit beim Energiemix / Auch beim Klimaschutz zählt Effizienz
(Hannover) - Der IG-BCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt hat vor einer einseitigen Entwicklung des Energiemixes in Deutschland gewarnt: "Die drei Säulen der nachhaltigen Energiepolitik, nämlich Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit sowie umwelt- und ressourcenschonende Gewinnung müssen Leitgedanken bei der Weiterentwicklung des Energiemixes sein."
"Die energie- und industriepolitisch sinnvolle Förderung von erneuerbaren Energien, die die IG BCE nachhaltig und grundsätzlich unterstützt, muss deshalb stärker auf den tatsächlichen ökologischen und ökonomischen Wert ausgerichtet sein," forderte der IG-BCE-Vorsitzende. "Die regenerativen Energien werden an Bedeutung gewinnen. Doch darüber dürfen wir nicht übersehen, dass die Kohle noch lange Zeit die zentrale Rolle in der Welt-Energieversorgung spielen wird. Deshalb macht es Sinn, den deutschen Kraftwerkspark mit seiner weltweit führenden Technologie weiterzuentwickeln. Damit hat Deutschland hervorragende Voraussetzungen für die weitere Verbesserung von Clean-Coal-Technologien bis hin zum emissionsfreien Kraftwerk und kann auch zukünftig einen maßgeblichen Beitrag zur weltweiten CO2-Reduzierung leisten. Das schafft Exportchancen und Arbeitsplätze. Außerdem kostet die marktgetriebene Modernisierung und Erweiterung des Kraftwerksparks Stromkunden und Steuerzahler keine Subventionen. Zugleich würde so eine CO2-Minderung realisiert, die um ein Vielfaches größer ist, als Windenergie und Fotovoltaik bei realistischer Betrachtung erreichen können."
Schmoldt warnte vor unrealistischen Zielsetzungen in der aktuellen Debatte um den Energiemix der Zukunft: "Ideologische Streitereien über gute und weniger gute Energieformen helfen nicht weiter. Der Klimaschutz ist eine wichtige Aufgabe, aber wir dürfen darüber die Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung nicht vernachlässigen. Denn damit sind Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und die Sicherheit der Arbeitsplätze eng verbunden," betonte Schmoldt. "Deshalb wird eine der zentralen Fragen bei der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sein, was nicht jederzeit verfügbarer Strom eigentlich wert ist." Das vom Wetter abhängige und nicht zuverlässig kalkulierbare Angebot an Windenergie stelle, gemessen an den energiewirtschaft-lichen Bedürfnissen einer modernen Industriegesellschaft, nur einen relativ geringen Beitrag dar. "Wegen der ungesicherten Verfügbarkeit von Windkraftwerken wird für eine Kilowattstunde zehnmal soviel Kraftwerksleistung benötigt wie bei Kohlestrom. Ohne die Reserve eines jederzeit lieferfähigen Kraftwerksparks ist die Windenergie ein unkalkulierbares Risiko."
Derzeit werde die Windenergie in hohem Maße direkt und indirekt unterstützt. Die gesetzlich geregelte Vergütung betrage pro Kilowattstunde ca. 8,5 Cent. Das sei drei- bis viermal soviel wie der Marktpreis für kontinuierlich abrufbaren Strom aus herkömmlichen Kraftwerken. Dazu kämen weitere Subventionen durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten beim Bau von Windkraftanlagen. "In diesem Jahr dürften die Kosten für das EEG auf 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro anwachsen. Im Vergleich zu 2001 steigen sie bis 2005 sogar um mehr als 100 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Im selben Zeitraum sinken die Kohlesubventionen um 32 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro."
Auch der Beitrag der Windenergie zur Vermeidung von Kohlendioxid-Emissionen müsse unter dem Gesichtspunkt der Effizienz beurteilt werden. Denn die Kosten der CO2-Einsparung seien bei Kohle wesentlich günstiger. "Pro eingesparter Tonne Kohlendioxid müssen beim Wind 110 Euro aufgebracht werden, bei Solarstrom sogar bis zu 1000 Euro. Bei einem neuen Kohlekraftwerk sind es weniger als 20 Euro," sagte Schmoldt.
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