Hoyer zum Tag der Pflegenden: Wenn das GVSG im parlamentarischen Prozess wieder mit Inhalten gefüllt wird, profitiert auch die Pflege
(Berlin) - Zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai 2024 warnt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes Jens Martin Hoyer davor, dass das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) in seiner jetzigen Form eine verschenkte Chance auch für die Aufwertung der Pflegeberufe ist.
"Wir begrüßen das Vorhaben der Bundesregierung, der Pflege mit dem für Sommer geplanten Pflegekompetenzgesetz mehr Verantwortung zu übertragen und die Kompetenzen der Pflegeberufe vollumfänglich zu nutzen. Das gerade erst entkernte GVSG steht dazu aber im Widerspruch: Denn die herausgestrichenen Primärversorgungszentren könnten bei der Förderung neuer und attraktiver Berufsbilder wie das der Advanced Practice Nurse mit der Vertiefung einer Community Health Nurse eine wesentliche Rolle spielen und zur festen Instanz werden, um Pflegeberufe attraktiver zu machen.
Pflegeberufe sind Teil der interprofessionellen Zusammenarbeit, die notwendig ist, um die Herausforderungen moderner Gesundheitssysteme zu bewältigen. Durch ihre integrative und koordinierende Funktion tragen sie wesentlich dazu bei, dass das deutsche Gesundheitssystem effektiver, effizienter und reaktiver in Bezug auf die Bedürfnisse der zu Versorgenden wird. Wir hoffen, dass das GVSG im weiteren parlamentarischen Prozess wieder mit Inhalten gefüllt wird, auch unter Berücksichtigung der Pflegeberufe. Wir dürfen bei der aktuellen Schacherei um eine bessere Ärztevergütung nicht vergessen, dass auch und gerade die Menschen, die sich Tag und Nacht um die Kranken und Pflegebedürftigen unserer Gesellschaft kümmern, von innovativen Strukturen und Versorgungsmodellen in den Regionen massiv profitieren würden.
Einen Lösungsvorschlag sehen wir in der Etablierung von sektorenunabhängigen Gesundheitsregionen mit dezentralem Gestaltungsspielraum. Durch starre Vorgaben und Sektorengrenzen bleibt das Potential in der Gesundheitsversorgung oft ungenutzt. Bei einer sektorenunabhängigen Versorgung könnten Krankenhäuser, die im Zuge der Krankenhausreform von der Schließung bedroht sind, sich beispielsweise über einen pflegerischen Fokus neu ausrichten: mit mehr Befugnissen für die Pflege in einem attraktiveren Arbeitsumfeld.
Das geplante Pflegekompetenzgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mit innovativen Lösungen und einem inhaltlich wieder "befüllten" GVSG könnte die Situation der Pflegenden allerdings noch deutlich weiter verbessert werden."
Quelle und Kontaktadresse:
AOK - Bundesverband
Dr. Kai Behrens, Pressesprecher
Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin
Telefon: (030) 34646-0, Fax: (030) 34646-2502
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