Honduras: "Brot für die Welt" und FIAN beklagen gravierende Menschenrechtsverletzungen / Kritik an der Einladung des Putschbefürworters Custodio nach Deutschland
(Stuttgart/Köln) - Seit dem Staatsreich am 28. Juni ist es in Honduras zu systematischen und gravierenden Menschenrechtsverletzungen gekommen. Zu diesem Schluss kommt der Abschlussbericht einer internationalen Menschenrechtsmission, der morgen bei der Interamerikanischen Menschenrechtskommission in Washington vorgestellt wird. "Brot für die Welt" und FIAN rufen die Bundesregierung und die Europäische Union dazu auf, die De-facto-Regierung von Roberto Micheletti weiter dazu zu drängen, eine verhandlungsorientierte Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung zu akzeptieren.
Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" und die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN bezeichnen die Menschenrechtslage in Honduras als besorgniserregend. "Auch langjährige Partner von uns, wie der international bekannte Bauernführer Rafael Alegría, sind Opfer willkürlicher Verhaftungen und physischer Gewalt geworden", sagt Michael Windfuhr, Leiter im Team Menschenrechte bei "Brot für die Welt".
Der Bericht zur Lage der Menschenrechte in Honduras wurde von mehreren internationalen Menschenrechtsorganisationen verfasst und beschreibt ein detailliertes Szenario der Repression in der Folge des Staatsstreichs: die widerrechtliche Verhängung der Ausgangssperre, die Aussetzung von Verfassungsgarantien, eine Welle von willkürlichen Verhaftungen. Der Bericht dokumentiert Übergriffe auf Journalisten, Eingriffe in die Pressefreiheit, politische Verfolgung und Einschüchterungen gegen Parlamentsabgeordnete, Bürgermeister, Menschenrechtler und zahlreiche Vertreter der Protestbewegung. "Jeden Tag erhalten wir neue Nachrichten über Repressionen durch das Militär. Vorgestern (5. August 2009) kam es zu brutalen Übergriffen an der Universität, zu Festnahmen und Drohungen gegen Radiosender", sagt Martin Wolpold-Bosien von FIAN und Ko-Autor des Berichtes.
Befremdet äußerten sich "Brot für die Welt" und FIAN über die Einladung zu diesem Zeitpunkt von Dr. Ramón Custodio durch die "Friedrich Naumann-Stiftung für die Freiheit". Ramon Custodio ist amtierender Menschenrechtsombudsmann von Honduras. Wegen seiner Verwicklung in den Putsch haben die dänische und schwedische Regierung alle Hilfsgelder für den Menschenrechtsombudsmann gestrichen. Die US-Regierung hat Ramón Custodio das Visum entzogen. "Ramon Custodio, der früher ein geachteter Menschenrechtler war, versucht seit Wochen, den Staatsstreich zu rechtfertigen und die seither begangenen Menschenrechtsverletzungen zu leugnen", sagt Martin Wolpold-Bosien. "Die Friedrich Naumann-Stiftung sollte den Staatsstreich, den die Vereinten Nationen, die Europäischen Union und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einhellig verurteilt haben, nicht zu legitimieren versuchen".
Quelle und Kontaktadresse:
FIAN e.V. Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung
Pressestelle
Briedeler Str. 13, 50969 Köln
Telefon: (0221) 7020072, Telefax: (0221) 7020032