Hohe Versprechen an Aktionäre, gebrochene Versprechen an die Kunden / Rekorddividende: Allianz erhöht Ausschüttungsquote an Aktionäre
(Henstedt-Ulzburg) - Mit Unverständnis reagiert der Bund der Versicherten e. V. (BdV) auf die Ankündigung der Allianz Versicherung, die Ausschüttungsquote für die Dividende ihrer Aktionäre von 40 Prozent auf 50 Prozent anzuheben. Zudem verspricht Europas größter Versicherer, diese Quote durch den Aufbau einer gesonderten Rücklage auch in den Folgejahren mindestens halten zu wollen. "Es ist unseres Erachtens ein deutlicher Missstand, dass die Allianz großzügige Geschenke an ihre Aktionäre verteilt, gleichzeitig aber die Lebensversicherungskunden massive Kürzungen hinnehmen müssen", kritisiert BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Kunden müssen sich seit über einem Jahrzehnt immer wieder mit Einbußen abfinden. Viele haben keine Chance, die ehemals in Aussicht gestellten Leistungen zu erhalten. Zeitgleich werden aber die Aktionäre gestärkt. "Das System ist aus dem Gleichgewicht, hier ist die Aufsicht gefordert", mahnt Kleinlein.
Der BdV erneuert damit seine Kritik an der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die er bereits letzte Woche im Finanzausschuss des Bundestags geäußert hat. Auslöser der Anhörung waren vermehrt beobachtete Skandale in der Versicherungswelt. "Die Mängel bei Lebensversicherungen sind so groß, dass die Kündigung der Normalfall ist. Das ist ein Missstand, dem sich die Aufsicht endlich annehmen sollte", fordert Kleinlein. Weit mehr als die Hälfte aller Lebens- und Rentenversicherungsverträge werden vor Vertragsende oder Rentenbeginn von den Versicherten gekündigt. Das Verhalten der Allianz verstärkt diesen Trend. "Die Private Altersvorsorge steckt in einer Krise", resümiert Kleinlein.
Von einer Krise der Versicherungsunternehmen ist allerdings nur wenig zu spüren. Großkalibern wie der Allianz geht es blendend. Laut der Börsen-Zeitung wird die Ausschüttung je Aktie voraussichtlich über jene 5,50 Euro aus dem Boom-Jahr 2007 steigen. Experten rechnen mit sieben Euro oder mehr. Die Aktionäre dürfen sich also auf eine Rekorddividende freuen. An anderer Stelle werden den Lebensversicherungskunden Milliarden Euro an Überschüssen und Bewertungsreserven gekürzt oder ganz gestrichen. "Hier herrscht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft vor", kritisiert Kleinlein. "Auf der einen Seite die Aktionäre, die mit Vorrang bedient werden, und auf der anderen Seite der Kunde, der immer weniger bekommt. Das ist ein Missstand."
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Bund der Versicherten e.V. (BdV)
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