Hohe Renditen, (zu) wenige Anleger
(Berlin) - Fast 24 Prozent durchschnittliche Rendite mit Aktien und anderen Wertpapieren - welche Argumente brauchen die Deutschen eigentlich noch, um sich von einem Börsenengagement überzeugen zu lassen?
Die von ING Deutschland im Januar vorgelegte Privatanleger-Analyse wurde in den Medien überwiegend unter dem Gender-Aspekt aufgegriffen. Schließlich lieferte sie den "Beweis" dafür, dass Frauen die besseren Anleger sind. Zwar lagen Frauen der Studie zufolge bei der 2019 erzielten Rendite nur einen Hauch vor den Männern - 24,1 vs. 23,5 Prozent -, doch damit sollte zumindest das in der männerdominierten Finanzwelt oft noch bestehende Vorurteil, Frauen verstünden nichts von Finanzen, endgültig vom Tisch sein.
Richtig ist, dass diese Ergebnisse nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind, sondern auf der Auswertung von über 800.000 Wertpapierdepots von ING-Kunden basieren. Bezogen auf diese Zielgruppe sind sie jedoch präziser als in Umfragen erhobene Daten, da Ungenauigkeiten, wie sie bei Befragungen durch subjektive Antworten oder Erinnerungslücken der Befragten auftreten, hier keine Rolle spielen.
Um so überraschter muss man sein, dass im medialen Geschlechtervergleich die eigentliche Sensation, nämlich die Höhe der durchschnittlichen Rendite von sage und schreibe fast 24 Prozent, nahezu komplett unterging. Als sei eine solche Rendite in Zeiten, in denen Sparer über maue, keine oder sogar Minus-Zinsen klagen, etwas Selbstverständliches. Das ist es keineswegs, obgleich Finanzprofis, Anlageberater und zunehmend auch Finanzjournalisten bereits seit Jahren fast unisono zum Einstieg ins Aktiengeschäft raten, weil die Renditechancen dabei ungleich höher sind, als dies jemals via Zins zu realisieren wäre.
Renditechance versus Risikoaversion
Doch viel half es bislang nicht. Trotz leicht steigender Tendenz nutzen noch relativ wenige Bürger diese Möglichkeit der Geldanlage, sei es, weil sie glauben es sich nicht leisten zu können, sei es, weil sie angesichts einer übermäßigen Sicherheitsorientierung davor zurückschrecken. Letzteres bestätigte gerade wieder eine repräsentative Umfrage des Bankenverbandes. Danach zeigen neun von zehn Befragten auch bei größeren Renditechancen keine Bereitschaft zu mehr Risiko bei der Geldanlage. Selbst bei weiterhin extrem niedrigen Zinsen hat damit die Risikoaversion der Deutschen in Sachen Geldanlage gegenüber dem Vorjahr nur minimal abgenommen. Und so kommt es, dass die Chancen, die Wertpapiere bieten, noch immer von viel zu wenigen Anlegern genutzt werden. Laut Umfrageergebnissen vom Dezember waren es nur 15 Prozent, die im vergangenen Jahr in Aktien, und 17 Prozent, die in Fondsanteile investiert hatten.
Wie die ING-Privatanleger-Analyse nun noch einmal belegte, lohnt es sich aber für weitaus mehr Menschen, in diese Art der Geldanlage einzusteigen, und zwar durchaus auch für ältere: Obwohl die über 75-jährigen Anleger der Studie zufolge am schlechtesten abschnitten, konnten auch sie immer noch eine stolze Rendite von 22 Prozent vorweisen!
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