Hohe Lohnstückkosten entwickeln sich zum Standortproblem
(Siegen) - Die im internationalen Vergleich hohen Lohnstückkosten in Deutschland entwickeln sich nach Auffassung des Arbeitskreises Verkehrswirtschaft der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) immer mehr zum Standortproblem. Die Kosten osteuropäischer Unternehmer bewegen sich derzeit insgesamt bei etwa 60 Prozent des westeuropäischen Niveaus. Grund genug für den Arbeitskreis, mit zwei Experten über die Chancen und Risiken der EU-Osterweiterung zu diskutieren.
So sind zum Beispiel die aktuellen Veränderungen erheblich stärker als bei Gründung der bisherigen EU 1995. Kurzfristig geht es darum, mit Dumpingpreisen durch osteuropäische Frachtführer und mittelfristig mit Dumpingpreisen im nationalen Verkehr nach Freigabe der Kabotage klarzukommen, so Prof. Dr. Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) e. V. in Frankfurt. Die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen unter allen europäischen Verkehrs- und Speditionsunternehmen bleibe daher ein wichtiges Thema. An wenigen plakativen Forderungen machte der Fachmann anschließend deutlich, wo dringender Handlungsbedarf für EU und Bundesregierung besteht, damit auch deutsche Unternehmen die Chancen der Osterweiterung nutzen können. So sprach sich Schmidt unter anderem dafür aus, dass die Möglichkeit für west- und nordeuropäische Transportunternehmer, osteuropäische Fahrer legal für Binnentransporte in Deutschland einzusetzen, schnellstmöglich reglementiert werden müsse. Auch müsse die Kontrolle der Fahrer - insbesondere bei den Lenk- und Ruhezeiten - einheitlich geregelt werden. Ebenso seien tiefgreifende Reformen bei Steuern und Abgaben erforderlich. Hinzu komme eine schnelle Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland und den neuen EU-Staaten, die dringend notwendig sei sowie eine Anbindung an das transeuropäische Verkehrsnetz (TEN).
Im Anschluss daran schilderte Udo Schneider von der Neunkirchener Spedition Leopold Schäfer SIS Interlogistik ausführlich, welche Strategien man seiner Ansicht nach beim Engagement in den neuen EU-Staaten anwenden müsse. Dabei verwies er auf die neunjährige Erfahrung seines Unternehmens. In einem zweifellos schwierigen Umfeld, so der Appell von Michael Kröhl, Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises, müsse zunächst jeder Betrieb selbst seine Chancen nutzen. Angesichts der nach wie vor bestehenden Harmonisierungsdefizite würden allerdings derzeit für den deutschen Frachtführer insgesamt die Risiken überwiegen. So zeigt die Statistik zum Beispiel, dass die Osterweiterung derzeit zu Lasten deutscher Arbeitsplätze im Transportgewerbe geht.
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