Hohe Akzeptanz der neu eingerichteten Umweltzonen in Düsseldorf und Wuppertal
(Berlin) - Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hat unmittelbar vor Einführung der Umweltzonen in Düsseldorf und Wuppertal an diesem Sonntag (15. Februar 2009) in beiden Städten eine erfreulich hohe Akzeptanz der Umweltzonen unter den Autohaltern festgestellt. Kontrollzählungen der DUH am heutigen Freitagvormittag haben ergeben, dass 85,9 Prozent der Pkw in Düsseldorf und 87,9 Prozent in Wuppertal korrekt mit einer grünen, gelben oder roten Plakette an der Windschutzscheibe aus-gestattet sind. Ab Sonntag ist die Einfahrberechtigung in die Umweltzonen von dem Besitz einer Feinstaubplakette abhängig. Sowohl in Düsseldorf (78 Prozent) als auch in Wuppertal (73,4 Prozent) zeichnen sich hohe Anteile grüner Plaketten an den Pkw in den Innenstädten ab. Erst wenn die Städte Düsseldorf und Wuppertal ab 1. April Fahrer ohne Plakette an der Windschutzscheibe mit einem Ordnungsgeld von 40 Euro und einem Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg ahnden, ist davon auszugehen, dass der Anteil der korrekt gekennzeichneten Fahrzeuge auf nahezu 100 Prozent hochgeht. Berlin ist letztes Jahr mit gutem Beispiel voran gegangen und wies drei Monate nach Einführung der Umweltzone dank Kontrollen eine Akzeptanz von über 95 Prozent auf. Insgesamt sind in der Region Düsseldorf/Wuppertal nach Angaben des Verbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe in NRW rund 770.000 Pkw plakettenberechtigt. Mehr als 450.000 Plaketten wurden in diesen Gebieten bereits von 850 AU-Werkstätten zugeteilt. Derzeit sind nach den Erhebungen des ZDK etwa sechs Prozent aller angemeldeten Pkw nicht plakettentauglich und deshalb von der Einfahrt in die neu eingerichteten Umweltzonen ausgeschlossen.
Für das Jahr 2009 rechnet DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch mit einem deutlichen Aufschwung der Dieselfilter-Nachrüstung, um die Altfahrzeuge vor dem Ausschluss aus den Innenstädten zu bewahren. Resch: "Eine Reihe von Umweltzonen, etwa in Berlin und Hannover, werden ab 2010 scharf gestellt. Freie Fahrt haben dann nur noch Fahrzeuge, die über eine grüne Feinstaubplakette verfügen." Die DUH geht davon aus, dass in der Konsequenz schon im laufenden Jahr 2009 die Wiederverkaufspreise für Gebrauchtwagen ohne grüne Plakette um bis zu mehreren tausend Euro einbrechen. Das sei im Übrigen exakt die Lenkungswirkung, die sich die Erfinder der Umweltzonen in ihrer "momentan noch sanften Ausprägung" erhofft hätten.
Resch wies Angriffe von Kritikern scharf zurück, die Umweltzonen immer wieder als nicht wirksam bezeichnen. So habe sich der Fahrzeugbestand in Städten mit Umweltzonen im vergangenen Jahr überraschend stark verjüngt und auch die Quote der Partikelfilter-Nachrüstungen liegt deutlich über den Werten von Vergleichsgemeinden ohne Umweltzonen. Trotz des großen Einflusses der wechselnden Wetterlagen zeichnet sich bereits jetzt eine signifikante Reduzierung der Feinstaubbelastung ab. Für einen umfassenden wissenschaftlichen Vergleich ist es aber noch zu früh, die Zahl der bisher aus den Umweltzonen verbannten Fahrzeuge ist noch viel zu gering. Die Feinstaubbelastung werde sich allerdings mit der Einführung der zweiten Stufe vieler Umweltzonen zum 1.1.2010 nochmals deutlich verringern. Städte wie Berlin und Hannover werden zum Beginn kommenden Jahres nur mehr Pkw und Nutzfahrzeuge mit grünen Plaketten Einfahrt in ihre Innenstadt erlauben.
Für die zweite Jahreshälfte 2009 rechnet die DUH mit einem Boom bei der Filternachrüstung. Resch erinnerte daran, dass die derzeit gewährte steuerliche Förderung der Filternachrüstung in Höhe von 330 Euro nur noch bis Ende 2009 gewährt werde. ZdK und DUH fordern von der Bundesregierung eine Ausdehnung der Filterförderung auf leichte Nutzfahrzeuge. Mit Hilfe der Mehreinnahmen aus der Strafsteuer, die Halter ungefilterter Diesel-Pkw (1,20 Euro pro angefangenen 100 Kubikzentimeter Hubraum und Jahr) seit 2007 entrichten müssen, kann diese Ausdehnung der Nachrüstförderung zudem aufkommensneutral finanziert werden. Allein in Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des ZdK 2,1 Millionen Fahrzeuge von dieser Strafsteuer betroffen, woraus sich jährliche Kfz-Steuermehreinnahmen in Höhe von etwa 36 Millionen Euro ergäben. DUH und ZDK fordern, dass dieser Betrag vollständig in die Förderung der Partikelfilter-Nachrüstung fließt. Insbesondere sei das "Umweltzonen-Ertüchtigungsprogramm für leichte Nutzfahrzeuge" überfällig. Es sei nicht einzusehen, dass die Handel- und Gewerbetreibenden mit ihren nicht mautpflichtigen Transportern als einzige keinerlei Hilfestellung bei der Filternachrüstung erhalten, obwohl ein nichtunwesentlicher Teil der verkehrsbedingten Feinstaubbelastung in den Innenstädten von Bussen und sonstigen Nutzfahrzeugen stammten.
Horst Jansen vom Verband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe in Nordrhein-Westfalen: "Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern, Gemeinden, von Autohaltern, Autohäusern und Werkstätten kann der dringend notwendige flächendeckende Neustart der Partikelfilternachrüstung gelingen. Und nur so erreichen wir tatsächlich mittelfristig eine nachhaltige Verbesserung der Luftqualität."
Die Koordinatorin der Feinstaub-Kontrollteams der DUH, Barbara Göppel, berichtete, dass die Autohalter, die von den Teams mit Informationen zu den Umweltzonen versorgt wurden, in aller Regel mit viel Verständnis auf die Aktivitäten der DUH-Teams reagierten. "Wie schon in der Vergangenheit erleben wir vor Ort sehr viel Bereitschaft, zu einer insgesamt weniger gesundheitsschädlichen Mobilität in den Städten beizutragen." Im Gegensatz zu manchen Scharfmachern hätte auch die Mehrzahl der Autofahrer verstanden, dass Umweltzonen Sinn machen, um das schwerwiegendste Luftreinhalteproblem in Deutschland in den Griff zu bekommen. "Die eigentlichen Betroffenen des Feinstauproblems sind nicht die Autohalter, die sich mit Beschränkungen ihrer Verschmutzungsrechte abfinden müssen, sondern die Menschen, die in Zonen überhöhter Feinstaubbelastung leben", erklärte Frau Göppel.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben hierzulande Jahr für Jahr 75.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Feinstaub. Die Belastung durch die ultrafeinen Rußpartikel aus dem Straßenverkehr ist in den innerstädtischen Bereichen am höchsten. Umweltzonen sollen dafür sorgen, dass Diesel-Pkw und Nutzfahrzeuge, die bestimmte Mindeststandards bezüglich ihrer Feinstaubemissionen verfehlen, nicht mehr in die Umweltzonen einfahren dürfen. Die hierzu weiterhin berechtigten Pkw müssen dies mit Feinstaubplaketten auf der Windschutzscheibe nachweisen. Andernfalls drohen ein Ordnungsgeld von 40 Euro und ein Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.
In Deutschland wurden im Jahr 2008 alleine 24 Umweltzonen eingerichtet, im Jahr 2009 kamen, Wuppertal und Düsseldorf eingerechnet, bisher zehn Städte hinzu. Jeweils zur Einführung neuer Umweltzonen sind "Feinstaub-Kontrollteams" der Deutschen Umwelthilfe unterwegs, die die Einhaltung kontrollieren und die Autofahrer vor Ort über Möglichkeiten der Nachrüstung informieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V.
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