Pressemitteilung | k.A.

Höhere "Strafgelder" für Schwarzfahrer fördert "Wildwest auf Schienen" / Schon jetzt werden ehrliche Fahrgäste auf Provisionsbasis verfolgt

(Hamburg) - Der Fahrgastverband PRO BAHN tritt entschieden der Forderung entgegen, das Entgelt für "Fahren ohne Fahrschein" zu erhöhen. Bereits jetzt werden von Verkehrsunternehmen wie in Berlin Kontrolltrupps beauftragt, die eine bestimmte Quote angeblicher Schwarzfahrer fangen sollen. Der Fahrgastverband fordert den Gesetzgeber und den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen auf, bundesweit Schlichtungsstellen einzurichten und eine seriöse Unterscheidung zwischen ehrlichen Fahrgästen und echten Schwarzfahrern zu sichern.

"In Berlin werden bereits heute Wachleute für Fahrscheinkontrollen eingesetzt. Das hat zu zahllosen Fahrgastbeschwerden über ungerechte Beanstandungen und unangemessene Behandlung geführt. Der neueste Vertrag der Berliner Verkehrsbetriebe mit einem Wachunternehmen sieht aber wieder eine bestimmte Anzahl von "Schwarzfahrern" vor, die die Wachleute "erlegen" sollen," erklärt Rechtsexperte Rainer Engel. "Eine Erhöhung des sogenannten Erhöhten Beförderungsentgelts wird dazu führen, dass die Verfolgung ehrlicher Fahrgäste mit Wildwest-Methoden in Bussen und Bahnen zum unerträglichen Standard wird."

Fahrgäste, die unberechtigt als Schwarzfahrer belangt werden, stehen meistens schutzlos den Kontrolleuren und Inkassobüros der Unternehmen gegenüber. Nur in drei Bundesländern (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern) können Fahrgäste bei einer Schlichtungsstelle Hilfe suchen. Die Finanzierung dieser Einrichtungen ist aber nicht gesichert, und die Unabhängigkeit ist ebenfalls nicht gesetzlich sicher gestellt. Darüber hinaus führen viele Unternehmen - auch die Deutsche Bahn - eine private und geheime Schwarzfahrerkartei, aus der unberechtigte Eintragungen nicht gelöscht werden.

"Die Verkehrsunternehmen wären gut beraten, wenn sie nicht nur ihr Recht auf den gesetzlichen Fahrpreis sichern würden, sondern auch das Recht von ehrlichen Fahrgästen, einen Fahrschein zu kaufen. Tatsächlich klagen immer mehr Fahrgäste darüber, dass sie keinen Fahrschein kaufen können," so Engel. In vielen Fällen weisen Automaten gültiges Geld illegal zurück oder Automaten sind defekt.

Nach Beobachtung des Fahrgastverbandes profiliert sich die Deutsche Bahn seit einigen Monaten in besonderer Weise als Fahrgastverfolger: "Uns liegen dramatische Berichte vor“: Kinder werden aus dem Zug gesetzt, weil der Automat am Bahnsteig nicht funktioniert, Kontrolleure verhindern, dass Fahrgäste Fahrscheine am Automaten kaufen, und Zugbegleiter werden angewiesen, jeden Fahrgast als Schwarzfahrer zu behandeln, auch wenn er sich gleich meldet und zahlen will, beschreibt Engel die Lage. "Andere Fahrgäste finden gar keine Möglichkeit, Fahrscheine zu kaufen, weil Fahrscheinautomaten wegen Unwirtschaftlichkeit entfernt wurden oder müssen sich im strömenden Regen mit dem Fahrscheinkauf abquälen, weil die Automaten im Freien aufgestellt sind. Sie alle werden zur leichten Beute von Schwarzfahrer-Jägern." Der Fahrgastverband hält es angesichts der mangelhaften Qualität des Vertriebssystems der Verkehrsunternehmen für dringend notwendig, dass der Gesetzgeber nicht nur an der "Preisschraube" dreht. "Schwarzfahrer sollen gern zur Kasse gebeten werden, aber unschuldige Fahrgäste brauchen unbedingt mehr Schutz vor unberechtigter Verfolgung," erklärt Engel.

Quelle und Kontaktadresse:
PRO BAHN e.V. Bundesgeschäftsstelle Pressestelle Agnes-Bernauer-Platz 8, 80687 München Telefon: (089) 54456213, Telefax: (089) 54456214

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