Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie)

Höchststand bei Ausbildungsplätzen sichert Fachkräftenachwuchs

(Wiesbaden) - Trotz herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und wachsender Unsicherheiten bleibt die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen auf Erfolgskurs, was die Nachwuchssicherung angeht. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 1.708 Ausbildungsplätze angeboten – so viele wie nie seit Einführung des Tarifvertrags "Zukunft durch Ausbildung" im Jahr 2003. 2023 waren es 1.694 Ausbildungsplätze. Auch in der Kunststoffverarbeitenden Industrie (KVI) bleibt das Ausbildungsniveau stabil. Diese Zahlen wurden bei der Veranstaltung „Runder Tisch für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen“ des Arbeitgeberverbandes HessenChemie und der Industriegewerkschaft IGBCE Hessen-Thüringen vorgestellt und diskutiert.

Ausbildung als Zukunftsinvestition

„In unsicheren wirtschaftlichen Zeiten ist es ein beachtliches Zeichen, dass die Unternehmen ihr Ausbildungsengagement weiter intensiviert haben“, so Jürgen Funk, Geschäftsführer Verbandskommunikation bei HessenChemie. „Es zeigt, dass sich die Unternehmen auf die demografische Entwicklung einstellen und den Rückgang der Ausbildungszahlen in den Corona-Jahren ausgleichen wollen. Die hohe Ausbildungsbereitschaft ist ein wesentlicher Beitrag, um die dringend benötigte Fachkräftesicherung voranzutreiben und auf die bevorstehende Rentenwelle in den kommenden Jahren zu reagieren. Innovation braucht viele kluge Köpfe – und unsere Ausbildungsbetriebe legen gerade eine starke Grundlage für ihre Zukunft.“

Übernahmequote von 91 Prozent – Basis für langfristige Bindung

Mit einer Übernahmequote von 91 Prozent nach Abschluss der Ausbildung bietet die Chemie-Branche auch weiterhin eine verlässliche Perspektive für den Nachwuchs. Besonders positiv bewertet Dennis Priegnitz, Gewerkschaftssekretär der IGBCE Hessen-Thüringen, die Zahl der unbefristeten Übernahmen: „Eine Festanstellung nach der Ausbildung ist für junge Menschen ein starkes Signal und ein wichtiger Schritt zur langfristigen Bindung an den Betrieb. Mit 60 Prozent unbefristeten Übernahmen befinden wir uns in der Chemie auf einem guten Weg.“ In der Kunststoffverarbeitenden Industrie beträgt die Übernahmequote 82 Prozent, die unbefristeten Übernahmen liegen unverändert bei 23 Prozent.

Fachkräfteradar: Netzwerklösungen zur Fachkräftesicherung

Um den Fachkräftemangel weiter zu bekämpfen und Auszubildenden selbst bei betriebsbedingter Nichtübernahme eine Perspektive zu bieten, wurde das Online-Tool „Fachkräfteradar“ entwickelt. „Das Tool bietet die Möglichkeit, Ausbildungsabsolventen die aufgrund betrieblicher Zwänge nicht übernommen werden konnten, gezielt anderen Unternehmen innerhalb der Branche zu empfehlen,“ so Funk. „Im Jahr 2022 von HessenChemie gestartet, ist das Talentsharing-Tool jetzt auch Bestandteil des Chemie-Tarifabschlusses 2024 geworden. Dass der ‚Fachkräfteradar‘ damit nun bundesweit ausgerollt wird und die gesamte Branche erreicht, ist ein entscheidender Schritt.“

Dennis Priegnitz fügt hinzu: „Der Fachkräfteradar dient nicht nur dem Berufsnachwuchs, sondern auch Beschäftigten, die durch Stellenabbau oder Standortschließungen betroffen sind. Die Finanzierung stellen die Chemie-Sozialpartner für zwei Jahre über den Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI) sicher. Den Unternehmen bringt das Angebot daher keinerlei Risiken, aber erhebliche Chancen.“

Stabile Besetzungsquote und positive Planung für das kommende Jahr

Die Besetzungsquote der Ausbildungsplätze in der Chemie bleibt mit 90,3 Prozent stabil (Vorjahr: 90,0 Prozent). In der KVI zeigt sich jedoch ein Rückgang von 78,6 Prozent auf 73,5 Prozent. Für die überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen der KVI wird es zunehmend schwieriger geeignete Auszubildende zu finden.

Gemeinsam stellen IGBCE und HessenChemie fest: „Beim Matching gibt es weiterhin Luft nach oben. Jeder unbesetzte Ausbildungsplatz steht für ein Stück verpasste Zukunft – und das für Nachwuchskräfte und Betriebe gleichermaßen.“

Für das kommende Jahr geben 72,5 Prozent der Chemieunternehmen an, ihr Ausbildungsplatzangebot konstant halten zu wollen. 15,4 Prozent planen eine Erhöhung, während 12,1 Prozent eine Reduzierung in Betracht ziehen. In der KVI planen 82,6 Prozent der Betriebe ein gleichbleibendes Angebot und 17,4 Prozent sogar eine Ausweitung.

Appell: Duale Ausbildung als gleichwertige Alternative zum Studium stärken

Der Arbeitgeberverband HessenChemie und die IGBCE Hessen-Thüringen fordern die Politik auf, die duale Ausbildung gesellschaftlich weiter aufzuwerten.

Dennis Priegnitz: „Die Basis muss eine umfassende Berufsorientierung in allen Schulformen sein, um Schülerinnen und Schülern frühzeitig ein breites Spektrum an Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen, einschließlich der dualen Ausbildung. Sie hilft Jugendlichen, fundierte Entscheidungen zu treffen und berufliche Interessen unabhängig von Schulform oder Bildungsweg zu erkunden.“

Jürgen Funk: „Eine attraktive Ausbildung erfordert moderne und bestens ausgestattete Berufsschulen. Wir müssen den aktuellen Ansprüchen junger Menschen gerecht werden. Angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle bei Lehrkräften muss zudem rechtzeitig für qualifizierten Nachwuchs gesorgt werden. Außerdem brauchen wir dringend attraktiven und bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende.“

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie), Roland Boros, Pressesprecher(in), Murnaustr. 12, 65189 Wiesbaden, Telefon: 0611 71060, Fax: 0611 710666

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