Pressemitteilung | Deutscher Hochschulverband (DHV)

Hochschulverband legt Vorschläge zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vor

(Bonn) - Der Deutsche Hochschulverband hat den im April bekannt gewordenen Empfehlungen der von Bundesbildungsministerin Bulmahn eingesetzten Expertenkommission zur Neugestaltung des Qualifikationsweges der Universitätslehrer eigene Vorschläge entgegengesetzt. Ziel der Vorschläge des Hochschulverbandes ist, das viel zu hohe Alter von Wissenschaftlern bei ihrer Erstberufung auf eine Universitätsprofessur von derzeit durchschnittlich 41 auf das 35. Lebensjahr zu senken. Gleichzeitig sollen sie gewährleisten, dass die wissenschaftliche Qualifikation der zukünftigen Professoren auf Dauer gesichert bleibt und der wissenschaftliche Nachwuchs attraktive Rahmenbedingungen für den Arbeitsplatz Universität vorfindet. Wie es in einem Positionspapier des Präsidiums des Hochschulverbandes heißt, seien dagegen die von der Expertenkommission veröffentlichten Vorschläge, insbesondere die Einführung einer "Juniorprofessur", weitgehend untauglich, die angestrebten Ziele zu erreichen.

Kern der Vorschläge ist eine Neugestaltung des Qualifikationsamtes des wissenschaftlichen Assistenten (C1). Dazu zählt der Verband die Einführung einer Einstellungsaltersgrenze von 29 Jahren sowie eine systemgerechte Besetzung dieser Stellen ausschließlich mit dem Hochschullehrernachwuchs. Promotions- und Habilitationsverfahren sollten in Zukunft zügiger durchgeführt werden. Überlegungen über eine Umfangbegrenzung von Promotions- und Habilitationsarbeiten seien sinnvoll. Weitere Vorschläge sind eine verstärkte Eliteförderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie die Einführung von vorgezogenen Berufungen: Mit Vollendung des 62. Lebensjahres könnten Hochschullehrer auf eigenen Antrag von ihren amtliche Pflichten entbunden werden, um sich zum Beispiel ausschließlich der Forschung zu widmen. Auf diese Weise stünden dem Nachwuchs schon vor Erreichen der Altersgrenze des Amtsvorgängers attraktive Hochschullehrerstellen zur Verfügung.

Das von der Expertenkommission vorgeschlagene Modell der flächendeckenden Einführung von "Juniorprofessuren" hält der Hochschulverband unter der Vorgabe der Kostenneutralität für nicht finanzierbar. Die neu einzurichtenden "Juniorprofessoren" mit eigener Ausstattung brächten den Universitäten keine einzige Stelle mehr, da sie zu Lasten der in der Praxis bewährten C1-Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs gingen. Des Weiteren kritisiert der Verband, die Kommission eröffne mit ihrer Empfehlung zur Juniorprofessur in verstärktem Umfang die Möglichkeit zum Hausaufstieg, was Wettbewerb und Mobilität hemme statt fördere, empfehle ein schon vor 20 Jahren gescheitertes Modell und ignoriere die Ursachen für das hohe Erstberufungsalter.

Mit besonderem Nachdruck fordert der Hochschulverband, die Vielfalt der Qualifikationswege nach Maßgabe der Fächerkulturen zu erhalten. Dies könne die traditionelle Habilitation, eine kumulative Habilitation oder ein Qualifikationsweg sein, der gänzlich auf ein förmliches Habilitationsverfahren verzichte. Die "Juniorprofessur" sei nur als freibleibendes Angebot an die Fächer für eine zusätzliche Personalkategorie akzeptierbar. Letztlich habe allein das einzelne Fach nach seinen wissenschaftlichen Bedürfnissen zu entscheiden, welcher Qualifikationsweg wissenschaftsadäquat sei.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Hochschulverband (DHV) Rheinallee 18, 53173 Bonn Telefon: 0228/364002 Telefax: 0228/353403

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