Hitze bringt Menschen in Caritas-Einrichtungen an ihre Grenzen
(Berlin) - "Wenn auf der Neugeborenenstation des Krankenhauses die Temperaturen über 30 Grad steigen und wohnungslose Menschen akut von Austrocknung bedroht sind, sollte klar sein: Wir brauchen eine entschiedene Politik gegen die Klimakrise", sagt Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa nach mehreren Tagen glühender Hitze in Deutschland.
"Träger sozialer Einrichtungen brauchen zudem verlässlich Unterstützung, damit sie ihre Klientinnen und Klienten vor den Folgen der klimatischen Veränderungen schützen können.", so die Caritas-Präsidentin. "Und sie brauchen finanzielle Förderung durch den Bund auf dem Weg zur klimaneutralen Sozialwirtschaft."
Die Caritas betreut, berät, pflegt und begleitet hierzulande 13 Millionen Menschen im Jahr. Unter ihnen sind Babys und Kinder, Ältere und Pflegebedürftige, Wohnungslose, Menschen mit Vorerkrankungen und solche, die im Krankenhaus behandelt werden. Sie alle sind durch die extrem hohen Temperaturen stark belastet.
Gefahr unter anderem für Ältere und Wohnungslose
Bei älteren Menschen schwindet das Durstgefühl, viele von ihnen trinken zu wenig und haben ein hohes Risiko eines gefährlichen Flüssigkeitsmangels (Dehydration), der im Extremfall zum Tod führen kann. In Alten- und Pflegeheimen hat das Personal dieses Risiko im Rahmen der Hitze-Notfallpläne im Blick. Gefährlicher ist die Lage von alleinlebenden Pflegebedürftigen und älteren Menschen.
Auch wohnungslose Menschen sind besonders durch Dehydration und Hitzeschlag gefährdet. An vielen Orten in Deutschland verteilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas in diesen Tagen Wasserflaschen, Sonnencreme, Käppis und Vitaminbrausetabletten. Gleichzeitig haben die Notaufnahmen der Krankenhäuser spürbar mehr zu tun, weil Menschen mit Hitzeschlag oder Herz-Kreislaufproblemen kommen. Für Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeitende, die die Versorgung von Corona-Patientinnen und -Patienten leisten, ist das Arbeiten in schwerer Schutzmontur eine besondere Herausforderung.
In der Klimapolitik tut sich zu wenig
"Im vorigen Jahr eine Flut an der Ahr, in diesem Jahr eine Hitzewelle, die die Menschen an ihre Grenzen bringt", so Welskop-Deffaa, "und immer noch tut sich in der Klimapolitik herzlich wenig - von einer deutlichen Senkung des Energieverbrauchs im Verkehrssektor etwa keine Spur".
Zu einer umfassenden Klimapolitik muss auch gehören, dass "Bildung für nachhaltige Entwicklung" in den Bildungsplänen aller Länder verankert, als institutioneller Auftrag der Träger etabliert und in die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften integriert wird.
Neben mutigen Weichenstellungen in der Klimapolitik, fordern der Deutsche Caritasverband und seine Fachverbände Katholischer Krankenhausverband Deutschlands (kkvd), Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband und Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) Planungssicherheit, um in den sozialen Einrichtungen Klimaschutz und die nötigen Anpassungen an die klimatischen Extrembedingungen zu realisieren.
Markisen, Dämmung von Gebäuden
Viele Einrichtungen, etwa in der Altenhilfe, verfügen noch nicht über angemessene Verschattungsanlagen, beispielsweise Markisen. Ein Anfang wäre es, wenn derartige Maßnahmen regional mit Unterstützung der Kommunen auch ohne den langwierigen Umweg über Ordnungsbehörden ermöglicht werden könnten.
Um die Menschen effizienter gegen die Hitze zu schützen, braucht es aber aufwendigere Baumaßnahmen, wie Gebäudedämmungen, intelligente Beschattungskonzepte oder gar eine Anpassung der Flächen, auf denen die Gebäude stehen.
Die Träger sozialer Einrichtungen brauchen Sicherheit über die Finanzierung der nötigen Investitionen. Die vom Bund zur Verfügung gestellten Gelder für Klimaanpassungen im sozialen Sektor in Höhe von 15 Millionen Euro pro Jahr bis 2026 stehen in keinem Verhältnis zu den Bedarfen.
Wünschenswert sind etwa für Pflegeheime dauerhaft abrufbare kommunale Gelder für klimaanpassende Maßnahmen in sozialen Einrichtungen.
Die Krankenhäuser sind ihrerseits darauf angewiesen, dass ihnen Bund und Länder mit einem gezielten Förderprogramm unter die Arme greifen. Schon heute gibt es in den Kliniken einen großen Investitionsstau, da die Länder ihrer Finanzierungspflicht nur unzureichend nachkommen. Die Pandemie und die aktuellen Preissteigerungen schränken die finanziellen Spielräume der Krankenhäuser zusätzlich ein.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V. - Berliner Büro
Mathilde Langendorf, Pressesprecherin
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