Pressemitteilung | BDP e.V. - Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen - Bundesgeschäftsstelle

Hilferuf und Kampfansage / Massive Kritik beim Landespsychologentag in Saarbrücken am Niedergang der Schulpsychologie in Deutschland

(Berlin) - Am Jahrestag der Verabschiedung der UNO-Kinderrechtskonvention haben heute (21. November 2006) die im Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) organisierten Psychologen des Saarlandes unverzüglich die Schaffung von mindestens19 zusätzlichen Stellen für Schulpsychologen gefordert. Saarländische Schüler müssten wegen des Fehlens von Schulpsychologen bis zu neun Monate auf einen Termin warten.

Der schleichende Niedergang der Schulpsychologie in ganz Deutschland ist nach den Worten der Vorsitzenden der BDP-Landesgruppe, Monika Fixemer, ein wichtiger Grund dafür, dass das Recht auf Bildung hierzulande nur formal garantiert ist, Chancengleichheit im Sinne der UNO-Konvention jedoch nicht besteht. Mit Recht habe UNO-Sonderberichterstatter Vernor Munoz bei seinem Deutschland-Besuch im April u.a. die starke Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft und die frühe Auslese an deutschen Schulen kritisiert.

Fixemer beklagte beim Landespsychologentag in Saarbrücken die Ignoranz, mit der Landespolitiker in jüngster Zeit auf die begründeten Forderungen nach einer besseren Ausstattung mit Schulpsychologen reagiert haben; insbesondere, da das Saarland an letzter Stelle unter den Bundesländern rangiert. Seitens des saarländischen Kultusministers Jürgen Schreier und des Geschäftsführers des Landkreises Martin Luckas werde unverantwortlich, konzeptionslos und unsystematisch gehandelt und eine mangelhafte Bildungspolitik betrieben. Dafür verdienten sie eine klare Abfuhr durch die Wähler.

Dass Deutschland mit im Durchschnitt einem Schulpsychologen auf 16.000 Schüler weit hinter Finnland und Dänemark (1:800), USA (1:1000) und Russland (1:500) hinterherhinkt, ist - so Fixemer - ein Armutszeugnis für eines der reichsten Länder Europas und eine der Ursachen für das blamable Abschneiden in der PISA-Studie und auch in der am vergangenen Freitag veröffentlichten Längsschnittstudie im Auftrag der Kultusministerkonferenz. Statt im Zusammenhang mit anderen Reformen diese Relation zu verbessern, wurde Stellen nicht wieder besetzt, so dass sich die Lage im Verlauf der vergangenen Jahre dramatisch verschlechtert habe und - wenn jetzt nichts geschieht - zu kollabieren droht.

Fixemer begrüßte die Forderung des BDI nach Einstellung von 2000 zusätzlichen Schulpsychologen in Deutschland. Sie könne nur hoffen, dass der Einsicht der Industrie, die nicht als Fürsprecher unnötiger Geldausgaben im sozialen und Bildungssektor bekannt sei, nun die Einsicht der Politiker folgt. Es liege nach der Föderalismusreform eindeutig in der Verantwortung der Länder, das schulpsychologische Stützsystem vor dem Zusammenbruch zu retten. Es werde Zeit, dass Landespolitiker bundesweit begreifen, welche bildungspolitische Aufgabe damit vor ihnen steht. Der Wähler - so Fixemer - wird diejenigen abstrafen, die bei der Föderalismusreform nach Kompetenz für Bildungspolitik gerufen haben und sich nun um die nicht zuletzt finanzpolitischen Konsequenzen drücken.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP), Bundesgeschäftsstelle Christa Schaffmann, Pressesprecherin Glinkastr. 5-7, 10117 Berlin Telefon: (030) 2091490, Telefax: (030) 20914966

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