Pressemitteilung | k.A.

Heute: Tag der Lebensmittelwirtschaft

(Berlin) - Ausführungen von Dr. Manfred Nekola anlässlich des Tages der Lebensmittelwirtschaft.

Der Tag der Lebensmittelwirtschaft der Spitzenverbände BLL und BVE in Berlin findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt; er führt Beteiligte aus Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft, Verbraucherschaft, Wissenschaft und Medien zum Dialog über Lebensmittelsicherheit und Verbrauchervertrauen zusammen. Wir freuen uns besonders, dass als politische Redner EU-Kommissar David Byrne und Bundesministerin Renate Künast teilnehmen. Für die Lebensmittelwirtschaft ist die Neuausrichtung der Agrar- und Verbraucherpolitik in Deutschland und Europa von herausragender Bedeutung.


Lebensmittelsicherheit ist eine europäische Aufgabe

Trotz der Aufbruchstimmung in der Verbraucherschutzpolitik der letzten Monate in Deutschland ist deutlich geworden, dass nationale Alleingänge in Sachen Lebensmittelsicherheit allenfalls zeitlich begrenzte Zwischenlösungen sein können.

Lebensmittelsicherheit ist eine europäische Aufgabe, politische Weichenstellungen müssen durch gemeinschaftliche Regelungen erfolgen.

Obwohl heute Lebensmittel mit höchstmöglicher Sicherheit produziert werden, haben die jüngsten Krisen Verunsicherungen und Ängste in der Branche ausgelöst.

Die BSE-Krise geht weit über die zunächst betroffenen Bereiche hinaus. Von dem nachhaltigen Vertrauensverlust der Verbraucher in Lebensmittel und ihre Sicherheit sind inzwischen auch die moderne Verarbeitung und Vermarktung im allgemeinen betroffen. Die Sicherheit konventionell produzierter Lebensmittel darf aber in Deutschland nicht in Frage gestellt werden. Erst die moderne Produktion führt zur hohen Lebensmittelsicherheit; Sicherheit und Qualität werden durch moderne Technologie gewährleistet. Dies steht in keinem Widerspruch zur Stärkung der ökologischen Produktion. Andere europäische Länder, allen voran Dänemark, haben gezeigt, dass ökologische und konventionelle Produkte einander ergänzen und sogar gegenseitig stärken können.

Die Lebensmittelwirtschaft will alles daran setzen, das verlorengegangene Vertrauen wieder aufzubauen und langfristig zu sichern.


Rückgewinnung des Verbrauchervertrauens mit der gesamte Kette

Wir brauchen eine durchgängige, intelligente Zusammenarbeit in der gesamten Kette der Lebensmittelwirtschaft; sie hat ihre Bereitschaft gezeigt, sich gemeinsam konstruktiv an der Rückgewinnung des Verbrauchervertrauens zu beteiligen.

Erfolge können nur erzielt werden, wenn alle Beteiligten von der Landwirtschaft über die Produktion bis zum Handel an einem Strang ziehen. Der europäische Ansatz "Vom Acker bis auf den Teller" gibt die richtige Richtung vor.

Es geht darum, das Verursacherprinzip zur Anwendung zu bringen und Gefährdungspotentiale an der Quelle zu erkennen und auszuschließen.

Qualitätssicherungssysteme müssen über die Kette hinweg aufgebaut, aufeinander abgestimmt und vernetzt werden. Die Lebensmittelüberwachung kann die bestehenden Sicherheitssysteme kontrollieren, die Einhaltung der Anforderungen können aber nur die Unternehmen entlang der Kette selbst sicherstellen.


Mehr Transparenz in Produktion und Kennzeichnung

Die Nahrungsmittelproduktion vom Bauernhof bis zum Supermarkt muss transparenter werden. Der BLL unterstützt die Idee, nach französischem Modell an einem Tag der offenen Tür die Betriebe für Verbraucher zu öffnen.

Transparenz schließt auch die Etikettierung von Lebensmitteln mit ein. Die Kennzeichnung muss den Verbraucher in die Lage versetzen, in Eigenverantwortung seine Wahl zu treffen. Nur ein gut informierter Verbraucher kann Vertrauen aufbauen.

Das höchst komplizierte Kennzeichnungssystem der EU muss reformiert werden, um den Informationsgehalt für den Verbraucher zu verbessern. Moderne Informationswege müssen zusätzlich für diese Aufgabe genutzt werden können.


Hoffnungen in die ELB

Kommissar Byrne hat letzte Woche den Startschuss für die vorbereitenden Arbeiten zur Einsetzung der "ELB" gegeben, der Europäischen Lebensmittelbehörde. Ein vorläufiger wissenschaftlicher Beirat soll eingesetzt werden. Der BLL begrüßt diese Schritte in Richtung der ELB und hofft, dass sie ihre Arbeit möglichst bald im kommenden Jahr aufnehmen kann. Wir brauchen sie als die unabhängige, wissenschaftliche Institution, die die Risikobewertung (risk assessment) koordiniert und im Vorfeld Risikopotentiale aufzeigt.

Vertrauensbildende Maßnahmen dürfen sich nicht alleine an Krisen ausrichten. Der BLL unterstützt die grundsätzlichen Bemühungen der EU-Kommission, mit ihrem Weißbuch für Lebensmittelsicherheit und speziell mit ihrem Entwurf für eine "Basis-Verordnung" hierzu einen Beitrag zu leisten. Die Inhalte einer solchen Regelung müssen jedoch sorgfältig erörtert werden, um die Qualität eines solchen "Grundgesetzes" des europäischen Lebensmittelrechts sicherzustellen.

Der Tag der Lebensmittelwirtschaft ist eine einzigartige Plattform, um alle Beteiligten von der Landwirtschaft über die Produktion bis zum Handel in intensiven Dialog, auch mit Vertretern aus Behörden und der Politik zu bringen. Damit ist auch der Tag der Lebensmittelwirtschaft ein Schritt in die richtige Richtung, hin zu mehr Vertrauen in unsere Lebensmittel.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. (BLL) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/819930 Telefax: 0228/375069

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