Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

Heute: Berliner Hauptstadtkongresses "Medizin und Gesundheit"

(Berlin) - Zum Auftakt des Berliner Hauptstadtkongresses "Medizin und Gesundheit" erklärte BVMed-Geschäftsführer Joachim M. Schmitt im Rahmen der Podiumsdiskussion zum Thema "Politik der kleinen Schritte oder grundlegende Reform – wie soll unser Gesundheitswesen in zehn Jahren aussehen?":

>es gilt das gesprochene Wort<

Hauptziel der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens muss es sein, auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Ernste Krankheitsrisiken sollen auch künftig wirksam und solidarisch abgesichert werden. Klar ist aber auch, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts strukturelle Veränderungen des Systems vollzogen werden müssen.

Bei der anstehenden Diskussion über die Weiterentwicklung des Systems wollen die Hersteller von Medizinprodukten und Medizintechnologien auf allen Ebenen beteiligt sein. Wir begrüßen deshalb die Einbindung des BVMed in den "Runden Tisch" der Gesundheitsministerin.

Medizinprodukte spielen eine wichtige Rolle in allen Bereichen des deutschen Gesundheits-wesens: In der Prävention, der Diagnostik, der Behandlung und der Rehabilitation. Medizinprodukte und Medizintechnologien sind unverzichtbar für eine gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Die Medizinprodukteindustrie in Deutschland repräsentiert einen Markt von rund 28 Mrd. DM und über 110.000 Arbeitsplätze.

Die Forderungen der Hersteller von Medizinprodukten bei der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems lauten:

1. Oftmals wird die große Bedeutung der Medizinprodukte für das Gesundheitswesen nicht ausreichend gewürdigt. Daraus leiten sich Fehlentwicklungen ab, die wir in Zukunft vermeiden wollen. Wir fordern alle Entscheidungsträger im Gesundheitswesen auf, die große Bedeutung von Medizinprodukten und Medizintechnologien anzuerkennen und bei anstehenden Weichenstellungen hinreichend zu berücksichtigen.

2. Die Hersteller von Medizinprodukten benötigen Planungssicherheit. Dies gilt vor allem für eine Industrie, die in erster Linie von Forschung, Entwicklung und Innovationen lebt. Die Medizinprodukteindustrie ist in höchstem Grade innovativ. Mehr als 50 Prozent der Produkte sind weniger als drei Jahre alt. Deshalb benötigen wir innovationsfreundliche Rahmenbedingungen.

Mit den derzeitigen Rahmenbedingungen wird es nicht möglich sein, die medizinisch notwendige und ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Medizinprodukten und Medizintechnologien in Zukunft zu gewährleisten.

3. Innovationen in der Medizintechnologie müssen in Deutschland stärker gefördert und schneller in die Leistungskataloge der Kassen aufgenommen werden. Ziel muss es sein, medizintechnische Innovationen allen Patienten, die sie benötigen, ohne Verzögerung zur Verfügung zu stellen. Das muss insbesondere deshalb geschehen, weil neue, innovative Verfahren oft auch zu einer wirtschaftlicheren Versorgung der Patienten beitragen bzw. dem Krankenhaus helfen, die Liegezeiten der Patienten erheblich zu reduzieren, ohne dass die Qualität der medizinischen Versorgung leidet.

4. Die "Innovationsbremsen", beispielsweise die sektorale Budgetierungs-politik, die intransparente Bewertung medizinischer Verfahren durch die Bundesausschüsse oder das restriktive strafrechtliche Vorgehen beim Sponsoring im Gesundheitswesen, gefähr-den den medizinischen Fortschritt in Deutschland, schaden damit dem Patienten und müssen beseitigt werden.

5. Die Verfahren zur Aufnahme neuer, innovativer Verfahren und Produkte müssen schneller, effizienter und transparenter werden. Insbesondere müssen die Hersteller als Partner im Gesundheitswesen stärker in die Prozesse einbezogen werden: als Experten für die Innovationen, für Kosten-Nutzen-Analysen und für optimalen Patientennutzen.

Die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems und künftige Trends im Gesund-heitswesen sind für den BVMed seit langem ein beherrschendes Thema. Beispiele von Beiträgen bzw. Studien des BVMed zu der Diskussion sind:

- Die Studie "Trends im deutschen Krankenhausmarkt - Branchenstudie über die Medizinprodukteindustrie" wurde im Auftrag des BVMed 1998/99 von Roland Berger & Partner erstellt. Die Studie gibt Auskunft über alle wesentlichen Entwicklungen der kommenden Jahre, die die Gesundheitsversorgung im Krankenhaus betreffen.

- Die Studie "Die Bedeutung von Medizinprodukten im deutschen Gesundheits-wesen" wurde im Jahr 2000 im Auftrag einer Gruppe nationaler und internationaler Me-dizinproduktehersteller, vertreten durch die Verbände AdvaMed (Washington), EUCOMED/EDMA (Brüssel) und BVMed, von Prof. Dr. Günther Neubauer (Institut für Ge-sundheitsökonomie, München), Prof. Dr. Eckhard Knappe (Universität Trier) sowie "The Lewin Group" erstellt. Neben Analysen und Reformvorschlägen enthält die Studie auch Umfrageergebnisse und zahlreiche Fallbeispiele von innovativen Medizinprodukten.

Auf der Grundlage der Studien und seiner kontinuierlichen und umfassenden ge-sundheitspolitischen Arbeit zählt der BVMed zu wichtigen Bausteinen einer Wei-terentwicklung des Gesundheitssystems u. a.:

1. Die bisherige einnahmenorientierte Ausgabenpolitik ist nicht geeignet, die medizinisch notwendige und ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Medizinprodukten in Zu-kunft zu gewährleisten. Wir benötigen daher neue strukturpolitische Rahmenbedingungen, die sich am medizinischen Bedarf der Bevölkerung orientieren.

2. Wir müssen bereit sein, über optionale Finanzierungsmodelle in der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht nur nachzudenken, sondern sie auch einzuführen. Dabei muss die Eigenverantwortung der Patienten stärker eingebunden werden.

3. "Rationalisierung" ist für die Industrie ein Dauerthema. Ineffizienzen müssen beseitigt werden. Das gilt auch für das Gesundheitssystem. Dies setzt aber auch voraus, dass ge-eignete Instrumentarien bereitgestellt werden müssen, um Ineffizienzen, soweit sie existieren und identifizierbar sind, zu beseitigen. Zu diesen Instrumentarien gehört als Grundvoraussetzung mehr Transparenz und Wettbewerb im System beispielsweise durch Benchmarking.

4. Die Diskussion über Gesundheitsziele muss vorangetrieben werden. Die medizinische Versorgung muss ausreichend, bedarfsgerecht, human, aber auch wirtschaftlich sein. So steht es im Sozialgesetzbuch V. In diesem Ziel sind sich auch alle Beteiligten im Gesund-heitswesen einig. Aber was heißt ausreichend? Was bedeutet wirtschaftlich? Solche Ziele sind nicht messbar. Die Aufgabe aller Beteiligten im Gesundheitswesen muss es sein, messbare Zielvorgaben zu erarbeiten, um die Erreichung der Ziele überprüfen zu können. Dies wird eine der großen künftigen Herausforderungen sein.

5. Die Medizinprodukteindustrie stellt sich durch große Veränderungsbereitschaft und neue Produkt- und Dienstleistungskonzepte auf die neuen Herausforderungen im Gesundheitswesen, insbesondere im Krankenhausmarkt, ein und leistet damit einen Beitrag zur Effizienzsteigerung. Beispiele sind die Ausweitung von medizinischen Komplettsystemen (Systempartner-Modelle ähnlich der Entwicklung in der Automobilindustrie), intensivere Schulungsangebote für das Krankenhauspersonal sowie Initiativen zu durchgängigen elektronischen Geschäftsprozessen und elektronischem Datenaustausch.

Fazit des BVMed-Geschäftsführers: "Verbesserte Gesundheitspolitik heißt auch: der Einsatz innovativer Medizintechnologien, die zu leistungsfähigen und gleich-zeitig schonenden Verfahren führen. Eine wesentliche Voraussetzung für eine breite Akzeptanz neuer Entwicklungen in der Medizintechnologie ist der Dialog mit der Öffentlichkeit. Die öffentliche Diskussion über Ziele, Möglichkeiten, Er-gebnisse, Vorteile und Risiken hat erhebliche Auswirkungen auf die Akzeptanz medizintechnischer Innovationen, auf die Einsicht in die Notwendigkeit und nicht zuletzt auf die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen.

Nur über Transparenz, Information und Offenheit kann die Selbstverantwortung der Einzelnen gestärkt werden. Weiterhin brauchen wir eine viel engere Zusam-menarbeit von Politik, Leistungserbringern, Kostenträgern, Wissenschaft und Wirtschaft. Die vorhandenen Lücken im Dialog und in der Kooperation müssen dringend geschlossen werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Hasengartenstr. 14 c 65189 Wiesbaden Telefon: 0611/976750 Telefax: 0611/719769

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