Pressemitteilung | (HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.

Hessenmetall zur Forderungsempfehlung der IG Metall / Barta: "IG Metall schürt nicht erfüllbare Erwartungen. Mangels Verteilungsspielraum wäre eine Nullrunde schon ein Kompromiss."

(Frankfurt am Main) - "Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, ihre Erholung wird dauern. Beschäftigungssicherung hat für uns hohe Priorität, aber nur der wirtschaftliche Erfolg sichert Arbeitsplätze auf Dauer. Daher müssen wir im Strukturwandel künftige Wettbewerbsfähigkeit auf- und ausbauen. Es gibt keinen Verteilungsspielraum für Lohnsteigerungen, selbst eine Nullrunde wäre schon ein Kompromiss", kommentierte Oliver Barta, Vice President Human Resources der Bosch Thermotechnik GmbH in Wetzlar und Verhandlungsführer von HESSENMETALL, die Forderungsempfehlung des IG Metall Vorstands.

"Wer in diesen Zeiten Trendproduktivität und Zielinflationsrate als Kriterien für Tariferhöhungen heranzieht, blendet die Wirklichkeit eines leider sehr realen Wirtschaftseinbruchs der größten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg schlichtweg aus", so Barta. "Die Zielinflationsrate der EZB ist eine Kennzahl, die sich über den Euroraum mit 19 Mitgliedstaaten erstreckt. Dabei befinden sich derzeit viele der Mitgliedstaaten in teilweise ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstadien mit sich daraus ergebenden Folgen für die Inflation. Die Trendproduktivität betrachtet die Entwicklung über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, in der es bei der Produktivität, wenn auch in den letzten Jahren abgeflacht, aufwärts ging. Beide Kennzahlen sind aber nicht geeignet, die aktuelle Lage mit einer negativen Inflationsentwicklung sowie einem deutlichen Rückgang der Produktivität von minus 8,1 Prozent im Zeitraum Januar bis August 2020 in der M+E-Industrie in diesem Jahr richtig wieder zu geben und damit Lohnerhöhungen zu rechtfertigen. Minus mal minus ergibt hier leider kein Plus, so dass eine Nullrunde schon einen Kompromiss darstellt", so Barta weiter.

Das Anziehen der wirtschaftlichen Lage in einzelnen Unternehmen im dritten Quartal sei zwar erfreulich, dabei dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass dieser Zuwachs auf dem starken Einbruch im zweiten Quartal aufbaue, und dass es erst etwas zu verteilen gibt, wenn der Einbruch überwunden und wenigstens das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist. Auch sei zu befürchten, dass es durch die deutlich steigenden Corona-Zahlen in den kommenden Wintermonaten zu weiteren Rückschlägen in der Produktion kommen wird. Zudem sei die Auftragsentwicklung alles andere als beruhigend: Schon vor Corona hätten die Unternehmen weniger neue Aufträge als noch 2019 gehabt, seit Beginn der Pandemie liege der Auftragseingang in der hessischen Metall- und Elektroindustrie in jedem Monat mindestens 10 Prozent unter dem Vorjahresmonat.

"In diesen unsicheren Zeiten die Unternehmen aber flächendeckend mit weiteren Kostensteigerungen durch nicht gerechtfertigte Lohnerhöhungen oder Teillohnausgleiche bei einer 4-Tage-Woche zu belasten, wird dem Charakter des Flächentarifs als Ort zur Regelung von Mindestarbeitsbedingungen nicht gerecht und erhöht nur den Druck auf Auslandsverlagerungen und betriebsbedingte Kündigungen. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Wochen die regionalen Tarifkommissionen ihre Vorstellungen mit mehr Realitätssinn diskutieren", so Barta abschließend.

Quelle und Kontaktadresse:
(HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V. Dr. Ulrich Kirsch, Leitung Presse und Kommunikation Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95808-0, Fax: (069) 95808-126

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