Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

Herzerholung: Fortschritte auch in Zukunft ermöglichen

(Berlin) - Die kleinste Blutpumpe der Welt hilft kranken Herzen dabei, sich nach einem Schock schnell wieder zu erholen. Entwickelt wurde sie von Dr. Thorsten Sieß, heute Geschäftsführer beim BVMed-Mitglied Abiomed.

"Wir forschen für die Herzerholung. Unser Ziel ist es, dass Patient:innen nach einem kardiogenen Schock mit dem eigenen erholten Herzen nach Hause gehen. Für uns steht der Mensch an erster Stelle", sagt Sieß. Das Interview mit ihm ist Teil der Medizintechnik-Kampagne des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) unter www.medtech-germany.de. Neben der Faszination für die deutsche Medizintechnik zeigt das Gespräch auch große Herausforderungen auf: "Deutschland verliert für hochqualifizierte Fachkräfte und Start-up-Gründer:innen zunehmend an Attraktivität", sorgt sich der Entwickler. Wie der Forschungsstandort Deutschland wieder gestärkt werden kann, zeigt der BVMed in einem 5-Punkte-Plan unter www.bvmed.de/wipo.

Dr. Thorsten Sieß studierte Maschinenbau an der technischen Universität Aachen. "In einer Vorlesung hörte ich zum ersten Mal von einer Blutpumpe mit einer Mini-Turbine als Antriebseinheit in einem Katheter. Ich fand das sofort faszinierend und habe meinen Professor gefragt, ob ich bei dem Projekt mitwirken kann", erzählt er. Der Beginn einer langen Forscherkarriere: "Letztlich habe ich meine Diplomarbeit über Miniatur-Blutpumpen geschrieben, zu dem Thema promoviert und später ein forschendes Unternehmen gegründet, das innovative Systeme zur mechanischen Herzunterstützung entwickelt."

Die von ihm entwickelte winzige und hochleistungsfähige Katheterpumpe, die über große Blutgefäße bis in das Herz eingeführt wird, schafft bis zu fünfeinhalb Liter Blut in der Minute. Das entspricht in etwa der Leistung eines gesunden Herzens. Nötig ist die Unterstützung beispielsweise bei einem akuten Herzinfarkt. Das Herz wird entlastet und kann regenerieren. Die medizintechnischen Fortschritte waren in den letzten Jahren groß: "Anfang der 90er-Jahre lag die Überlebensrate bei einem herzinfarktbedingten Schock bei etwa 20 Prozent. Wenn wir heute alles richtig machen, überleben bis zu 80 Prozent der Betroffenen - die meisten davon mit einem sehr gut erholten Herzen", erzählt Sieß.

Während die letzten Jahre von großen Erfolgen geprägt waren, sieht Sieß heute und in Zukunft große Herausforderungen für den heimischen Forschungsstandort. "Deutschland verliert für hochqualifizierte Fachkräfte und Start-up-Gründer zunehmend an Attraktivität. Das betrifft nicht nur die Medizintechnik, sondern alle Branchen. Die Bereitschaft, ein Unternehmen zu gründen, ist zwar noch vorhanden. Aber es ist immer schwieriger, Kapitalgeber:innen zu finden." Deutschland könne sich nicht mehr länger auf seinem bisherigen Ruf ausruhen. "Nichts, was man erreicht hat, ist morgen noch gegeben. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, muss Deutschland bessere Finanzierungsmöglichkeiten für forschungsbasierte Existenzgründungen bieten und für internationale Talente wieder attraktiver werden."

Der BVMed schlägt in einem 5-Punkte-Plan (www.bvmed.de/5punkte) Maßnahmen für die Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschlands vor, darunter: Eine beauftragte Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft, eine Entbürokratisierungs-Offensive für die KMU-geprägte Branche, Fast-Track-Verfahren für Innovationen mit klaren Fristen sowie einfache Anerkennungsverfahren für benötigte Fachkräfte.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Manfred Beeres, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Reinhardtstr. 29b, 10117 Berlin Telefon: (030) 246255-0, Fax: (030) 246255-99

(mw)

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