Herlitz-Insolvenz schon lange erwartet
(Köln) - Der bisherige Marktführer für Schreib-, Papier- und Bürowaren im Selbstbedienungshandel die Herlitz AG / Herlitz PBS AG hat Insolvenz angemeldet. Für die Bürowirtschaft kommt dieser Schritt nicht unerwartet, weil der Berliner Konzern schon seit Jahren rote Zahlen schreibt. Dass die Banken ohne Landesbürgschaften diesen Weg nicht weitergehen wollen, ist nachvollziehbar: Die Altlasten belasteten alle Sanierungen über Maß. Und Herlitz ist in der Branche schon längst nicht mehr unverzichtbar.
Bekannt ist Herlitz durch seine Präsenz im filialisierten SB-Handel und dem Lebensmittelhandel. Im gewerblichen Markt, der fast 60 Prozent des Branchenumsatzes ausmacht, spielen die Berliner nur eine untergeordnete Rolle. Dies gilt auch im PBS-Fachhandel, der vielmehr auf die bekannten klassischen Markenhersteller der Branche setzt. Der BBE-Branchenreport weist für den SB-Vertriebsweg nur 5 Prozent Marktanteil an allen PBS-Produkten bei einem Gesamtmarkt von etwa 7 Mrd. Euro aus.
Doch auch hier wurde Vorsorge getroffen, wurden alternative Lieferanten gelistet. Selbst die einstmalige Herlitz-Tochter McPaper, jetzt ein Unternehmen der Deutschen Post AG, hat mittlerweile die Herlitz-Abhängigkeit abgelegt und bezieht Markenprodukte direkt oder über den Großhandel. Dies gilt auch für Warenhäuser und Lebensmittelgruppen und SB-Filialisten. Hier wird darauf gesetzt, dass das Unternehmen Herlitz mit Massekredit und Lohnfortzahlung durch das Arbeitsamt in den nächsten Wochen am Markt bleibt und man bis zur Hauptsaison, dem Schulbeginn, mit einer durch ein Insolvenzverfahren wieder bereinigte und entlasteten Herlitz-Gesellschaft arbeiten kann oder auf Alternativen umgeschwenkt ist. Ware gibt es ohnehin genug. Im Vergleich zu den übrigen Non-Food-Sortimenten halten sich Schreibwaren, Schul- und Bürobedarf und Geschenkaccessoires noch relativ gut, denn sie gehören zu dem täglichen Bedarf, der in der Konsumentenpriorität nicht so weit zurückgestellt ist wie Bekleidung, Einrichtung oder Auto. Gleichwohl sind die Produktionsstandorte nicht ausgelastet und die Lager gut gefüllt, mit Engpässen ist nicht zu rechnen.
Betrachtet man Herlitz in der Branchen-Zusammenschau, kann jedes Produkt auch von anderen Lieferanten bezogen werden. Viele von ihnen bieten ebenfalls die Sortiments-, Logistik- und Regalpflegeleistungen, die der SB-Handel fordert: Direkt, in vertikaler Kooperation oder mit Dienstleistern. Einige Hersteller waren ohnehin mit eigenem Namen als "Gastmarken" im Herlitz-Sortiment vertreten.
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