Herkömmliche Verkehrssicherheitspolitik gescheitert / VCD fordert neues Konzept: Ziel muss Null Verkehrstote sein
(Berlin) - Jahr für Jahr werden 500.000 Menschen auf Deutschlands Straßen verletzt, fast ein Fünftel davon schwer. Die Zahl der Verkehrstoten ist in den letzten Jahren zwar rückläufig, doch liegt sie mit zuletzt 6.550 getöteten Menschen im Jahr 2003 immer noch immens hoch. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. sieht daher die bisherige Verkehrssicherheitspolitik in Deutschland als gescheitert an und fordert radikales Umdenken von allen Verantwortlichen vom Gesetzgeber bis zu den Autoherstellern, vom Verkehrsplaner bis zu den Autofahrern.
René Waßmer, VCD-Bundesgeschäftsführer: "Wenn man das Recht des Menschen auf körperliche Unversehrtheit ernst nimmt, gibt es nur eine akzeptable Zahl für Verkehrsopfer: Null! Deshalb brauchen wir das Konzept Vision Zero, bei dem sich alle Verantwortlichen auf das gemeinsame Ziel einigen: keine Verkehrstoten und verletzten mehr. Der erste konkrete Schritt dahin muss die Halbierung der Opferzahlen bis 2010 sein."
Dazu bedarf es nach Ansicht des VCD eines Paradigmenwechsels in der Verkehrspolitik: "Nicht der Mensch muss dem real existierenden Verkehr angepasst werden, sondern der Verkehr dem Menschen. Und da Menschen nun einmal Fehler machen, muss der Verkehr so verändert werden, dass er diese Fehler verzeiht", erklärt Michael Adler, Verkehrssicherheitsexperte des VCD die Kernidee von Vision Zero.
Das Ziel von Null Verkehrsopfern sei nur mit einem umfassenden Gesamtkonzept zu verwirklichen. Das habe die VCD-Analyse des Verkehrsgeschehens in Deutschland und der Erfahrungen aus den Nachbarländern gezeigt. Im "Masterplan Vision Zero" skizziert der VCD ein solches Konzept und identifiziert vier maßgebliche Handlungsfelder: Recht und Gesetz, Fahrzeuge, Straßen, Verkehrsteilnehmer.
Adler: "Die Aktionsfelder gliedern sich in zahlreiche Einzelmaßnahmen. Beispielsweise sind flächendeckende Tempolimits notwendig, da schon ein Kilometer pro Stunde langsamere Geschwindigkeit durchschnittlich zwei Prozent weniger Personenschäden bedeutet." Weitere Beispiele seien die Einrichtung von Kreisverkehren anstelle von Kreuzungen und neue Zulassungsvoraussetzungen für Fahrzeuge anhand des aussagekräftigen europäischen Crash-Tests EuroNCap, der sowohl Insassen- als auch Fußgängerschutz berücksichtigt. Außerdem fehle eine intensive Mobilitätserziehung, die auch das Sozialverhalten einschließe, sowie eine komplette Reform der Fahrausbildung.
Bisher sei Deutschland im europäischen Vergleich das Schlusslicht bei der Verkehrssicherheit. So liege das Risiko, im Verkehr verletzt zu werden, viermal so hoch wie in Dänemark oder Finnland. Daher dürfe die Debatte um neue Wege zu weniger Unfällen hierzulande nicht länger ignoriert werden und Vision Zero müsse wie in europäischen Nachbarländern Leitbild werden.
VCD-Geschäftsführer Waßmer: "Wir wollen diesen Systemwechsel in Deutschland in Gang setzen. Dazu braucht es nicht nur die Vision von einem menschengerechten Verkehr, sondern auch eine Institution, die konkrete Maßnahmen erarbeitet und deren Umsetzung kontrolliert. Eine solche Institution einzurichten und Vision Zero zu starten, ist jetzt Aufgabe des Bundesverkehrsministers."
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Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)
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