Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)

Herbstgutachten: Nur Politikwende in Wirtschafts- und Sozialpolitik verhindert Rezession

(Berlin) - Zum Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute erklärt Dieter Philipp, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):

"Vor dem Hintergrund der stark gesenkten Wachstumsprognosen ist die Bundesregierung mehr denn je gefordert, ihren Kurs in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik zu ändern. Die Wirtschaft benötigt schnellst möglich Vertrauen schaffende Signale. Ohne eine solche Politikwende droht Deutschland auf lange Sicht das konjunkturelle Schlusslicht in Europa zu bleiben und als Standort erheblichen Schaden zu nehmen.

Dabei steht der jüngste Einbruch sicher teilweise im Zusammenhang mit der Investitions- und Konsumzurückhaltung nach den Terroranschlägen in den USA. Allerdings zeichnete sich ein deutlicher Wachstumsrückgang seit längerer Zeit ab, seit Jahresbeginn mit verschärftem Tempo. Er beruht im wesentlichen auf strukturellen Defiziten und ist somit hausgemacht.

Diese strukturellen Defizite schlagen vor allem auf das beschäftigungsintensive Handwerk durch: Für das normalerweise umsatz- und beschäftigungsstärkste dritte Quartal deutet sich im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzrückgang an, so dass am Ende des Jahres im Handwerk ein Wachstums- und Beschäftigungseinbruch nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Neben der anhaltenden Krise im Bau- und Ausbaugewerbe, insbesondere in den neuen Bundesländern, geraten auch die übrigen Handwerksbereiche immer tiefer in den Sog der unzureichenden Nachfrage. In den Kfz-Handwerken etwa, die schon seit Frühjahr 2000 starke Umsatzverluste verzeichnen, verstärkt die derzeitige Konsumzurückhaltung die Absatzprobleme.

Angesichts dieser Entwicklung müssen wir damit rechnen, dass der von uns prognostizierte Rückgang von 120.000 Beschäftigten in diesem Jahr noch zu optimistisch ist. Ein Abbau von bis zu 200.000 Stellen im Handwerk ist zu befürchten.

Damit Deutschland nicht in eine Rezession rutscht, muss kurzfristig ein Maßnahmen-Paket geschnürt werden: Dazu zählt vor allem - entsprechend der mehrheitlichen Empfehlung der Forschungsinstitute - das Vorziehen der Steuersenkungsstufen 2003/2005. Darüber hinaus muss ein substanzieller Kurswechsel zu mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt führen sowie zur Absenkung der Lohnzusatzkosten, zum Abbau von Bürokratie und Regulierung. In der kommenden Tarifrunde erwarten wir in dieser Situation auch von den Gewerkschaften ein hohes Maß an Verantwortung."

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) Mohrenstr. 20 /21 10117 Berlin Telefon: 030/206190 Telefax: 030/20619460

NEWS TEILEN: