Herbst-Konjunkturumfrage der norddeutschen M+E-Industrie / Verbesserte Auftragslage, aber weiter unsichere Aussichten
(Hamburg) - Die Konjunkturlage in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie hat sich seit dem Frühjahr verbessert: Gut 71 Prozent der M+E-Betriebe beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage als gut oder befriedigend, rund sieben Prozentpunkte mehr als vor einem halben Jahr. 68 Prozent erwarten, dass sich die Lage in den kommenden sechs Monaten nicht verändert, 18 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 15 Prozent mit einer Verschlechterung. Allerdings sehen 66 Prozent der Unternehmen keine Perspektive auf Umsatzsteigerungen, weswegen auch nur 17 Prozent Personal suchen - im Frühjahr waren dies noch 23 Prozent.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Herbstumfrage 2016 unter den M+E-Arbeitgebern im Norden. Das Bündnis aus NORDMETALL, dem AGV NORD und drei weiteren Arbeitgeberverbänden hat dafür 660 Unternehmen mit rund 150.000 Beschäftigten um ihre Konjunktureinschätzung gebeten.
Thomas Lambusch, Präsident von NORDMETALL, sieht für den ausgesprochen gedämpften Optimismus der Betriebe eine Reihe von Gründen: "Zahlreiche ungelöste Probleme plagen unsere Industrie im Norden: Die unsichere politische Weltlage wie der weiter steigende Kostendruck stehen dabei an erster Stelle: 94 Prozent der Firmen bleiben ganz oder teilweise auf den Kostensteigerungen sitzen, können sie nicht über höhere Preise an die Kunden weitergeben. Jede Kostensteigerung schmälert aber Gewinnmargen und damit die Voraussetzungen für Investitionen und Arbeitsplätze."
Nach wie vor ungelöste Probleme bleiben auch der Fachkräfte- und Auszubildenden-Mangel: 44 Prozent der Betriebe klagen über Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, fast ein Drittel der Unternehmen im Norden findet keine oder zu wenige ausbildungsfähige Jugendliche, in Mecklenburg-Vorpommern sind dies sogar 62 Prozent, so der NORDMETALL-Präsident. "Wir appellieren an die Landesregierungen besonders in den Flächenländern und vor allem in Schwerin, rasch Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Probleme zu ergreifen. Investitionen in die Köpfe der jungen Menschen sind die wichtigsten Zukunftsinvestitionen überhaupt. Wir brauchen eine bessere und modernere Ausstattung sowie ein engmaschigeres Netz der beruflichen Schulen, mehr Lehrer-Nachwuchs und noch mehr Anstrengungen, um die MINT-Fächer in den allgemeinbildenden Schulen voranzubringen. Sonst werden wir weder Fachkräfte- noch Azubi-Mangel wirkungsvoll bekämpfen können", sagte Lambusch.
Mit 18 Prozent erwägen fast genauso viele Betriebe wie im Frühjahr (Vergleichswert 19 Prozent) eine Produktionsverlagerung ins Ausland, was über den Zeitraum der letzten sechs Jahre beides Spitzenwerte sind. Neben Kostensteigerungen und der Erschließung neuer Absatzmärkte gibt jedes dritte Unternehmen die gesetzliche Überregulierung in Deutschland als Ursache dafür an. NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch: "Die Politik schädigt den Standort Deutschland mit immer neuen überflüssigen Gesetzen, von der Einschränkung der Werkverträge über die Regulierung der Zeitarbeit bis zur neuesten Variante, dem Entgeltgleichheitsgesetz. Statt an den Ursachen der geringen Entgeltlücke anzusetzen, also etwa dem Berufswahlverhalten von Frauen oder den Kinderbetreuungsmöglichkeiten, mischt sich der Gesetzgeber mit hochbürokratischen Regelwerken ein, die am Ende nur Gerichte und Anwälte beschäftigen, aber den Betroffenen selbst kaum etwas bringen. Das muss aufhören, wenn wir im Wettrennen um die Implementierung einer modernen Industrie 4.0 nicht gegen viele Mitbewerber in der Welt verlieren wollen."
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