Heilungschancen erhöht - Spätfolgen reduziert / Weichteilsarkom-Therapie bei Kindern erfolgreich optimiert
(Stuttgart) - Heute können fast 80 Prozent der Kinder mit einem Weichteilsarkom geheilt werden. Diese bösartigen Tumoren sind die vierthäufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Weichteilsarkome entstehen aus entarteten Zellen des Muskel- und Bindegewebes. Häufig betroffen sind der Kopf und der Hals, der Bereich um die Blase sowie die Geschlechtsorgane und die Gliedmaßen. Durch die Förderung der Deutschen Krebshilfe ist es gelungen, die Therapie-Intensität bei den meist kleinen Patienten zu reduzieren und die Spätfolgen dadurch zu verringern - ohne die Heilungschancen zu verschlechtern. Dies ist das Ergebnis der so genannten kooperativen Weichteilsarkom-Therapiestudie CWS-96, die von der Deutschen Krebshilfe mit rund 725.000 Euro am Olgahospital Stuttgart unterstützt wurde.
Die CWS-96 Studie hat für die Behandlung von bösartigen Weichteiltumoren bei Kindern einen Meilenstein gesetzt, sagt Professor Dr. Jörn Treuner, Studienleiter und Ärztlicher Direktor am Olgahospital in Stuttgart. Vor 20 Jahren haben nur etwa 30 Prozent der kleinen Patienten mit einem Weichteilsarkom überlebt. Heute können fast 80 Prozent der Betroffenen geheilt werden.
An der mulitzentrischen CWS-96 Studie, die von 1995 bis 2002 durchgeführt wurde, sind neben Deutschland auch Österreich, Polen, Schweden, Ungarn und die Schweiz beteiligt. Die Studie wird von der kooperativen Weichteilsarkom-Studiengruppe koordiniert. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt diese Studiengruppe bereits seit 17 Jahren mit rund 1,8 Millionen Euro. Vorrangige Ziele: Kinder und Jugendliche auf höchstem Niveau zu behandeln, die Intensität und Dauer der Chemo- und Strahlentherapie dem individuellen Risiko des Patienten anzupassen sowie die Überlebenschancen insbesondere für Kinder mit schlechter Prognose zu verbessern.
Seit Gründung der Weichteilsarkom-Studiengruppe 1981 sind über 2.800 Patienten mit dieser Krebsart nach standardisierten Protokollen behandelt worden. Zur Standardtherapie gehört die möglichst vollständige Entfernung des Tumors mit zusätzlicher Bestrahlung und anschließender Chemotherapie.
Die jeweilige Behandlungsmethode und Therapie-Intensität richtet sich nach der Risikogruppe, in die der Betroffene eingeteilt wird: in die Gruppe Niedrigrisiko, Standardrisiko oder Hochrisiko. Die Einteilung hängt ab von der Lage, dem Ausbreitungsgrad und der Gewebeart des Tumors. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass auch das Patientenalter und die Tumorgröße eine entscheidende Rolle für die Prognose spielen, erläutert Professor Treuner. Mit Hilfe dieser detaillierten Risikogruppen-Einteilung lässt sich die erforderliche Intensität der Therapie heute individuell an die Bedürfnisse der kleinen Patienten anpassen.
Die Auswertung unterschiedlicher Therapieprotokolle hat ergeben, dass bei der Niedrigrisikogruppe und bei einigen Betroffenen der Standardrisikogruppe auf bestimmte Chemotherapeutika verzichtet und die Strahlentherapie reduziert werden kann, ohne das Rückfallrisiko zu erhöhen, erklärt der Studienleiter. Dadurch leiden die Betroffenen nach Abschluss der Therapie deutlich weniger unter belastenden Spätfolgen. Bei der Hochrisikogruppe treten die meisten Rückfälle und Metastasen innerhalb des ersten Jahres nach Therapie-Ende auf. Um die Überlebenschancen für diese Patienten zu verbessern, wird im Rahmen der Studie in Zukunft eine Erhaltungstherapie eingeführt.
Therapiestudien sind ein wichtigstes Instrument in der Krebsbekämpfung, betont Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Die Unterstützung dieser Studien stellt daher einen wichtigen Schwerpunkt unserer Arbeit dar. So werden fast alle derzeit in Deutschland laufenden Therapie-Optimierungsstudien in der Pädiatrischen Onkologie von der Deutschen Krebshilfe finanziert. Es sind vor allem diese Studien, die dazu beigetragen haben, dass viele Kinder mit einer Krebserkrankung heute geheilt werden können.
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