Hausärztliche Versorgung: Künftige Versorgungssicherheit ist nicht gewährleistet
(Wiesbaden) - Der Hausärztemangel wird immer größer, rund 11.000 Hausärztinnen und -ärzte werden in den kommenden zehn Jahren in Deutschland fehlen. Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI) mahnt die Bundesregierung, diese "dramatische Versorgungslage für die gesamte Bevölkerung" trotz politischer Sommerpause zu erkennen und ihre Verantwortung ernst zu nehmen.
Die aktuellen Gesetzesvorhaben reichen laut BDI bei weitem nicht aus, die hausärztliche Versorgung künftig sicherzustellen. Der Ärzteverband fordert mit Blick auf das laufende parlamentarische Verfahren unter anderem eine Förderung der hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten bei der ambulanten Weiterbildung nach Paragraf 75a SGB V.
"Wir werden nicht müde darauf hinzuweisen: Die hausärztliche Versorgungslage ist in vielen Teilen Deutschlands schon heute schwierig. Die ersten Kolleginnen und Kollegen der geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt in den Ruhestand. Die Politik hat auch mit den neuen Gesetzesvorhaben nicht annähernd die Weichen für die künftige Versorgungssicherheit gestellt. Wir steuern auf einen deutlichen Engpass zu", warnt Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) und praktizierende Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie.
Auch die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat bei der Sitzung im Juni das Bundesgesundheitsministerium aufgefordert, die Förderung fachärztlicher Weiterbildungsstellen neu zu bewerten und weiterzuentwickeln. Aktuell werden nach Paragraf 75a Absatz 9 SGB V maximal bis zu 2.000 Weiterbildungsstellen im fachärztlichen Bereich bundesweit gefördert. "Unser Ziel ist es, dass die hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten in die Weiterbildungsförderung der Hausärztinnen und -ärzte nach Paragraf 75a Absatz 1 SGB V aufgenommen werden", so Neumann-Grutzeck. Diese Bestimmung sieht für den hausärztlichen Bereich aktuell mindestens 7.500 geförderte Weiterbildungsstellen vor.
Neben der Weiterbildung kritisiert der BDI auch die geplanten Gesundheitskioske, die voraussichtlich wieder in den Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) Einzug nehmen. "Gesundheitskioske werden die hausärztliche Versorgung weiter massiv schwächen, weil sie teure Parallelstrukturen darstellen. Wir brauchen keine To-Go-Medizin, sondern eine hochwertige und nachhaltige hausärztliche Versorgung", betont PD Dr. Kevin Schulte, BDI-Vizepräsident und stellvertretender Klinikdirektor am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein / Klinik für Innere Medizin IV. "Wenn die Gesundheitskioske gestrichen bleiben, die Entbudgetierung für alle hausärztlich tätigen Praxen sichergestellt sowie die Weiterbildung für die hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten gefördert wird, dann haben wir erste wichtige Weichen für die Zukunft gestellt", fasst Neumann-Grutzeck zusammen.
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