Hausärztemangel im Osten setzt sich fort / Hoppe warnt vor Mindestversorgung mit Wartelistenmedizin
(Berlin) - Die Versorgungsdefizite in Ostdeutschland verschärfen sich zusehends. Schon jetzt kann mancherorts die flächendeckende hausärztliche Versorgung nicht mehr im ausreichenden Maße sichergestellt werden, warnte am 24. Februar Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Hausärzte in den neuen Bundesländern im Jahr 2003 erneut stark zurückgegangen, um insgesamt 1,3 Prozent. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer für das Jahr 2003 hervor.
Im gesamten Bundesgebiet waren Ende 2003 exakt 304117 Ärztinnen und Ärzte in ihrem ärztlichen Beruf tätig. Der Zuwachs von einem Prozent gegenüber 2002 liegt damit wiederum unter den Steigerungsraten der Vorjahre. Besonders augenfällig ist der geringe Zugang an jungen Ärztinnen und Ärzten. Jeder vierte Medizinabsolvent entscheidet sich inzwischen für eine Tätigkeit außerhalb der Patientenversorgung.
Der Nachwuchsmangel hat gravierende Auswirkungen auf die Alterstruktur der Ärzte. Waren im Jahre 1991 noch 27,4 Prozent der Ärzte unter 35 Jahre alt, so liegt dieser Anteil nunmehr bei 16,5 Prozent. Dies entspricht einem Rückgang des Anteils junger Ärzte um 40 Prozent in nur 12 Jahren. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Ärzte, die 60 Jahre und älter sind, von 7,5 Prozent (1991) auf 10,6 Prozent (2002). Bei den niedergelassenen Ärzten ist der Anteil der mindestens 60-Jährigen sogar innerhalb eines Jahres von 17 Prozent (2002) auf 18,4 Prozent (2003) gestiegen. Damit bestätigt sich der prognostizierte Trend einer so genannten Überalterung der deutschen Vertragsärzteschaft.
Die Nachwuchsentwicklung ist alarmierend. Denn ohne eine ausreichende Anzahl junger Ärzte werden wir die steigende Nachfrage nach ärztlichen Leistungen nicht decken können, betonte Hoppe. Die Zunahme älterer Menschen in Dauerbehandlung und die bemerkenswerte Zunahme von chronischen Erkrankungen bei jüngeren Menschen, wie z.B. Allergien, erfordere eine größere Zahl von Ärzten, um den Behandlungserfordernissen gerecht werden zu können. Wenn wir es nicht schaffen, den Abwärtstrend beim ärztlichen Nachwuchs zu stoppen, wird sich auf Dauer nur noch eine Mindestversorgung mit ausgeprägter Wartelistenmedizin aufrechterhalten lassen, warnte Hoppe. Dieser Entwicklung könne man auch nicht mit der Anwerbung ausländischer Ärzte vor allem aus Osteuropa begegnen, wie dies offenkundig immer häufiger geschehe. Dadurch könne zwar der Personalbedarf in deutschen Kliniken zeitweise gedeckt werden, in den Heimatländern führe der Weggang gut ausgebildeter Fachkräfte aber zu großen Lücken in der ärztlichen Versorgung. Wir können nicht bei uns Löcher stopfen und bei unseren Nachbarn in Osteuropa neue Löcher reißen. Das ist nicht nur unfair, das ist unethisch. Wir kommen nicht umhin, unsere Probleme selbst zu lösen, sagte Hoppe.
Entscheidend sei, dass junge Ärzte attraktive Arbeitsbedingungen vorfänden. Unbezahlte Überstunden, Dauereinsätze von 30 Stunden und eine im Vergleich zu anderen akademischen Berufen unterdurchschnittliche Bezahlung würden junge Menschen aber davon abhalten, den Arztberuf zu ergreifen. Deshalb müssen jetzt Anstrengungen unternommen werden, die Arbeitsbedingungen der Ärzte zu verbessern. Dazu gehört auch und gerade eine bessere Honorierung ärztlicher Leistungen, sagt der Ärztepräsident.
Quelle und Kontaktadresse:
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