Hauptstadtrolle Berlins: Wirtschaftlich ein Gewinn, fiskalisch ein Verlust
(Berlin) - Die Hauptstadtrolle hat Berlin spürbare wirtschaftliche Impulse gegeben, ist aber in fiskalischer Hinsicht für Berlin eher ein Verlustgeschäft. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 6/2006. Die Bruttowertschöpfung hat sich durch die Übernahme der Hauptstadtfunktion in Berlin um 2,4 Prozent (knapp 1,7 Milliarden Euro) erhöht, die Zahl der Arbeitplätze ist um etwa 34 000 gestiegen. Nach Berücksichtigung der Umverteilungen im Länderfinanzausgleich und der Kosten im Zusammenhang mit den hauptstadtbedingten Einwohnerzuwanderungen verbleiben Berlin jährliche Mehreinnahmen von 15 Millionen Euro. Dem stehen aber beträchtliche hauptstadtbedingte Aufwendungen z. B. im Bereich der öffentlichen Sicherheit gegenüber, die bisher nur teilweise durch Zahlungen des Bundes ausgeglichen werden. Per saldo muss Berlin zur Finanzierung der hauptstadtbedingten Mehrausgaben also mehr Mittel aufwenden, als der Stadt an Steuermehreinnahmen zufließen.
Die wirtschaftlichen Impulse aus der Hauptstadtrolle ergeben sich vor allem aus der Präsenz und der laufenden Arbeit der hauptstadtbezogenen Bundeseinrichtungen sowie aus der in ihrem Umfeld angesiedelten Botschaften, Interessenvertretungen und Medienbüros. Darüber hinaus ist Berlin dadurch attraktiver für Besucher und Investoren geworden. An dem immer noch großen wirtschaftlichen Rückstand Berlins gegenüber anderen deutschen Metropolen hat sich durch die Hauptstadtrolle nichts geändert. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist gegenwärtig in Berlin nicht einmal halb so hoch wie im Durchschnitt der vier nächstgrößten Städte Deutschlands Hamburg, München, Köln und Frankfurt.
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Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Renate Bogdanovic, Referentin, Pressestelle
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