Pressemitteilung | BBU e.V. - Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz

Hat Umweltminister Lies (NDS) Hitzefrei? BBU-Kritik am Weiterbetrieb des AKW Grohnde

(Bonn, Hannover) - Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) kritisiert, dass das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen trotz der Ankündigungen seitens des Betreibers PreussenElektra und des Niedersächsischen Umweltministeriums vom Donnerstag (25.7.19) am Freitag (26. Juli 2019) trotz der sommerlichen Temperatur in der Weser nicht abgeschaltet wurde.

Der BBU hatte Freitag Mittag schriftlich bei dem Umweltministerium in Hannover und bei PreussenElektra (mittels E-Mail) nachgefragt, ob das AKW zwischenzeitlich abgeschaltet wurde. Ohne Angabe konkreter Daten antwortete PreussenElektra: "Die Wesertemperatur hat sich heute (Freitag) im Verlauf des Tages weniger erhöht, als gestern prognostiziert. Daher ist es nicht erforderlich geworden, das Kernkraftwerk Grohnde heute vom Netz zu nehmen." Vom Umweltministerium kam überhaupt keine Antwort.

Sarkastisch kommentiert BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz: "Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies und sein Team hatten Freitag Mittag vermutlich bereits Hitzefrei. Dabei wäre es Aufgabe des Ministeriums, das die Aufsichtsbehörde für das AKW Grohnde darstellt, die Vorgänge beim AKW gerade bei der heißen Witterung zu prüfen und die Bevölkerung umfassend zu informieren".

In einer aktuellen E-Mail an PreussenElektra vom Samstag bemängelt der BBU, dass in den Mitteilungen des AKW-Betreibers keine konkreten Messergebnisse veröffentlicht wurden. Die wären aber nötig, um die Entscheidung zum Weiterbetrieb des AKW nachvollziehen zu können. Weiterhin fragt der BBU das Unternehmen "wo die Messpunkte sind, in welcher Wassertiefe und in welchem Abstand zum Ufer gemessen wird und wer misst?"

BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz betont: "Bei der Sicherheit eines Atomkraftwerkes darf nicht mit Zahlen gefeilscht werden. Wenn das Weserwasser in den kritischen Temperaturbereich kommt sollte das AKW auf jeden Fall vorsorglich abgeschaltet werden. Dass das Umweltministerium in Hannover sich aktuell seit Donnerstag nicht mehr zu dem Thema äußert, ist mehr als bedauerlich."

Grundsätzlich fordert der BBU, dass das umstrittene AKW Grohnde sofort abgeschaltet und endgültig stillgelegt wird. Seit der Inbetriebnahme des AKW Grohnde gab es dort bereits 262 meldepflichtige Ereignisse. "Das Niedersächsische Umweltministerium kann die Betriebsgenehmigung aufheben. Damit würde auch die Produktion weiteren Atommülls verringert", so Udo Buchholz.

BBU fordert auch die sofortige Stilllegung des AKW Lingen 2
Das AKW Grohnde sollte wegen der steigenden Wesertemperatur voraussichtlich am Freitag (26. Juli 2019) gegen Mittag abgeschaltet werden. Für diesen Zeitpunkt wurde für das Wasser der Weser die kritische Temperatur von 26 Grad erwartet. Für das zweite in Niedersachsen laufende Atomkraftwerk, das AKW Lingen 2, das sich am Dortmund-Ems-Kanal befindet, wurde bisher keine Abschaltung aus Witterungsgründen in Erwägung gezogen. Dennoch fordert der BBU ebenfalls die Stilllegung dieses Atomkraftwerkes: "Auch im AKW Lingen 2 kam es bereits immer wieder zu meldepflichtigen Ereignissen. Und der Reaktor befindet sich in der Nähe des Bombenabwurfplatzes Nordhorn-Range. Ein unfallbedingter Flugzeugabsturz auf das AKWwürde zu enormen katastrophalen Auswirkungen führen. Umso mehr gilt dies für gezielte Flugzeugabstürze.

Diese können spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center nicht mehr ausgeschlossen werden," so Udo Buchholz vom Vorstand des BBU.

Der BBU weist darauf hin, dass bereits mehr als 350 Organisationen mit der Lingen-Resolution die sofortige Stilllegung des AKW Lingen 2 und der benachbarten Brennelementefabrik in Lingen fordern. Nach den jüngsten Protestkundgebungen vor dem AKW Lingen 2 planen derzeit Anti-Atomkraft-Initiativen weitere Aktivitäten.

Grundsätzlich engagiert sich der BBU für die sofortige Stilllegung aller AKW und sonstiger Atomanagen - bundesweit und international. Aktuell ruft der BBU gemeinsam mit anderen Initiativen und Verbänden zur Teilnahme an einer Kundgebung am 4. August 2019 vor der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage in Gronau auf (13 Uhr).

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU) Udo Buchholz, Pressereferent Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn Telefon: (0228) 214032, Fax: (0228) 214033

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