Hartmannbund Niedersachsen kritisiert vorgeschlagene Nullrunde angesichts gestiegener Praxisaufwendungen
(Berlin) - Bereits in der ersten Verhandlungsrunde zur Weiterentwicklung kam es zur Eskalation zwischen Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Dabei hat die Honorar-Auseinandersetzung auch Auswirkungen auf die Patientenversorgung: In seiner Reaktion auf die von den Kassen vorgeschlagene Nullrunde hatte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, bereits auf die sinkende Attraktivität der Niederlassung als Gefährdung für die Versorgungsstruktur hingewiesen.
Die derzeitige Entwicklung könnte sogar noch prekärer werden. Um einen Ärztemangel vor allem auf dem Land entgegenzuwirken, bedarf es neben einer verlässlichen Infrastruktur auch einer finanziellen Grundsicherheit, um nachfolgende Generationen für die ärztliche Niederlassung zu gewinnen.
Ärztinnen und Ärzte in der Niederlassung stellen in Deutschland die Patientenversorgung sicher - trotz ansteigender Kosten und permanenter Behinderung durch Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums.
Dass sich selbstständig arbeitende Medizinerinnen und Mediziner in der Niederlassung über eine festgeschriebene Kostenstruktur finanzieren, ist auf Patientenseite vielen nicht bewusst. Dies gilt sowohl für das Sachleistungsprinzip in der gesetzlichen Krankenversicherung als auch für die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) in der privaten Krankenversicherung. Nicht nur pandemiebedingt sind jedoch die Sach- und Personalkosten laut dem ZI Praxis Panel 2021 deutlich gestiegen: zwischen 2017 und 2020 zeigen die Ergebnisse eine Erhöhung der Praxisaufwendungen von 13,2 Prozent. In der aktuellen Lage zeichnet sich bestenfalls eine Verschärfung dieser Entwicklung ab. Dennoch war bislang die ärztliche Versorgung in Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachangestellten für die Patientinnen und Patienten uneingeschränkt vorhanden.
Der Ärzteverband Hartmannbund in Niedersachsen übt klare Kritik an den politisch Verantwortlichen und fordert Unterstützung zu Gunsten einer gesicherten Gesundheitsversorgung.
"Dass Gesundheitsminister Lauterbach offensichtlich nicht motiviert ist, die erarbeitete Neufassung der GOÄ im Bundestag zur Abstimmung zu stellen, dass den MFA eine finanzielle Anerkennung weiterhin verweigert wird - anders als der Krankenpflege -, und dass im TSVG wesentliche Stützpfeiler der verbesserten Patientenversorgung ersatzlos gestrichen werden sollen, ist schon völlig unverständlich", erklärt Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat, Landesvorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen. Bereits jetzt bereiteten sich die Niedergelassenen auf die Patientenversorgung im Herbst vor, investierten in ihre Prozessstrukturen, suchten Fachangestellte und planten Arbeitszeiten.
"Der Vorschlag einer Nullrunde in den Honorarverhandlungen ist dann noch der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Ärzteschaft bemüht sich, eine ausreichende Patientenversorgung aufrecht zu erhalten. Damit das gelingen kann, brauchen wir Unterstützung: Wir müssen eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema schaffen, damit das Bundesministerium für Gesundheit endlich die richtigen Weichen stellt."
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