Hartmannbund Brandenburg unterstützt Forderung einer Vier-Tage-Woche im ambulanten Sektor
(Berlin) - Der Hartmannbund Brandenburg unterstützt Überlegungen aus den Reihen der niedergelassenen Ärzteschaft, den Praxisbetrieb auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen und den wegfallenden fünften Tag zur Bewältigung der Bürokratie oder als Fortbildungstag zu nutzen. Der Vorschlag, die am "Bürokratie- und Fortbildungstag" anfallenden Akutfälle durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu versorgen, ist jedoch aus Sicht des Hartmannbundes nicht zielführend. "Nach unserem Dafürhalten wäre es für die Versorgung von Akutfällen sinnvoller, intelligente Lösungen in kleinteiligen Regionen zu schaffen, etwa in Form von Verweispraxen", äußert sich der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes Dr. Hanjo Pohle. So könnten regionale Verweispraxen an jenem Tag wechselseitig in den einzelnen Grundversorgungsdisziplinen die Patientinnen und Patienten betreuen. Für letztere hätte dies den Vorteil, dass nicht für jedes dringendere gesundheitliche Problem eine weit entfernte Bereitschaftsdienstpraxis aufgesucht werden müsse. Neben der Sicherung der Versorgung für Patientinnen und Patienten am Tag der Bürokratie und Fortbildung könne zudem gleichzeitig die wirtschaftliche Existenz und Versorgungskontinuität des ambulanten Sektors erhalten werden.
"Ein weiter so kann es jedenfalls nicht geben", macht der Rathenower Allgemeinmediziner klar. "Die Vier-Tage-Woche würde zur Sicherung der Existenz vieler Praxen und MVZ beitragen, da unter den jetzigen Bedrohungslagen wie Energieverteuerung, steigenden MFA-Gehältern und der allgemeinen Teuerungsrate ein enormer Wegfall von Versorgungsleistungen droht. Viele Praxen geraten langsam an ein wirtschaftliches Limit, unter dem sie nicht weiterarbeiten können - eine Viertagewoche würde die Kosten stabilisieren und Versorgung langfristig sichern."
Es sei traurig, dass die ökonomischen Belastungen und Mindervergütungen letztlich nur noch durch Leistungseinschränkungen ausgeglichen werden könnten. Doch dürfe sich die Ärzteschaft hierfür nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen - die Verantwortung liege klar bei der Regierung und den Kostenträgern. "Die jahrelange geringe Wertschätzung und die chronische Unterfinanzierung eines Gesundheitssektors, welcher über 80 Prozent aller Versorgungsleistungen an unseren Patientinnen und Patienten erbringt und somit mehr als nur systemrelevant ist, ist nicht spurlos an der niedergelassenen Ärzteschaft vorbeigegangen. Da die Gesetzgebung und GKV scheinbar selbst jetzt noch nicht bereit sind, notwendige Umkehrmaßnahmen einzuleiten, sind Leistungsträger in den Praxen und MVZ - also niedergelassene Kolleginnen und Kollegen und angestellte Ärztinnen und Ärzte - praktisch zu Effizienzsteigerungen gezwungen. Paradoxerweise liegen letztere sogar in der Logik des Systems selbst und stehen zudem im Einklang mit Äußerungen von Protagonisten etwa des GKV-Spitzenverbandes, die immer schon Effizienzsteigerungen anmahnten", meint Pohle.
"Freilich setzen all diese Überlegungen einer Vier-Tage-Woche jedoch ein neues kollegiales Verständnis jenseits von Konkurrenz und Egoismus voraus, sowie eine tiefere Einsicht in betriebswirtschaftliche Kennziffern der vertragsärztlichen Praxis, die in diesen Zeiten entscheidend für die Existenzsicherung ist", so der Brandenburger Hartmannbund-Vorsitzende abschließend.
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