Harnblasenkrebs durch Früherkennung Lebensqualität erhalten
(München) - Jährlich erkranken in Deutschland mehr als 7.100 Frauen an Blasenkrebs und die Sterberate ist fast doppelt so hoch wie bei Männern. Als Ursache dafür gilt, dass bei Frauen die Diagnose in der Regel viel später gestellt wird als bei Männern. Zumeist ist für Frauen das typische Blasenkrebs-Symptom wie Blut im Urin kein Alarmzeichen, da Blutspuren für sie nichts Ungewöhnliches sind, zumal diese auch während der Menstruation oder bei Steinleiden vorkommen können. Außerdem erkranken Frauen häufiger an Harnwegsinfekten und kennen die damit einhergehenden Schmerzen.
Harnblasenkrebs ist äußerst heimtückisch
Ein Tumor in der Harnblase kann jahrelang wachsen, ohne von den Betroffenen bemerkt zu werden. Aus diesem Grunde gilt der Harnblasenkrebs als äußerst heimtückisch. Es ist auch viel zu wenig bekannt, dass der Blasenkrebs bei Frauen fast genauso häufig auftritt wie der Krebs der Eierstöcke und des Gebärmutterhalses. Aus diesem Grunde wird das Risiko eines bösartigen Tumors der Harnblase unterschätzt. Eine Blutbeimengung im Urin ist neben häufigem oder schmerzhaftem Wasserlassen das Haupt- und Frühsymptom des Harnblasenkarzinoms. Blut im Urin ohne Fieber oder eindeutigen Harnwegsinfekt ist immer ein Warnsignal vor dem Hintergrund eines Tumorverdachtes.
Welche Symptome treten auf?
Wie bei den meisten bösartigen Tumoren gibt es auch beim Harnblasenkarzinom anfänglich keine spezifischen Beschwerden. Die roten Blutzellen, sprich die Blutbeimengung im Urin sind zuerst nur mikroskopisch zu erkennen. Deshalb spricht man von einer Mikrohämaturie. Ist der Urin bereits sichtbar rötlich-braun gefärbt, liegt eine so genannte Makrohämaturie vor. Oft ist es erst der deutlich blutige Urin, der die Patientinnen beunruhigt. In diesem Fall hat sich der Krebs mitunter schon ausgebreitet. Schmerzen entstehen ebenfalls sehr spät, nämlich dann, wenn ein Harnleiter er leitet den Urin von der Niere zur Blase befallen oder die Harnröhre durch den Tumor verlegt ist. In diesem Fall können auch die Seitenflanken oder der Rücken wegen der Urinstauung in der betroffenen Niere schmerzen. Wichtig ist: Immer wiederkehrende Blasenentzündungen, Brennen beim Wasserlassen und ein gesteigerter Harndrang sowie ein Stechen nach der Blasenentleerung können Anzeichen einer möglichen Tumorerkrankung sein und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Risikofaktoren
Der wichtigste Risikofaktor für Blasenkrebs ist das Rauchen. Da rein statistisch immer mehr Frauen zur Zigarette greifen, steigt auch das Risiko für Krankheiten, von denen bisher hauptsächlich Männer betroffen waren. Zigarettenrauch enthält zahlreiche krebserregende (karzinogene) Substanzen. Diese gehen beim Rauchen ins Blut über und werden von der Niere herausgefiltert. Mit dem Urin gelangen sie in die Blase und verweilen dort kurz- oder längerfristig, bis sie ausgeschieden werden. Experten schätzen, dass 30-70% aller Blasenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen sind. Das bedeutet: Je eher dem Nikotinkonsum Einhalt geboten wird, desto schneller wird das persönliche Krebsrisiko reduziert. In bestimmten Berufsbranchen kann durch den Umgang mit krebsauslösenden Substanzen ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs entstehen. Es handelt sich um Friseure sowie Beschäftigte in der Chemie-, Farb-, Metall- oder Lederindustrie.
Ein neues System der Früherkennung
Auf dem 53. Jahrestreffen der gynäkologischen Gesellschaft Society for Gynecology Investigation in Toronto wurden Ende März 2006 viel versprechende Daten präsentiert. Mit einem Urintest bezogen auf das Nukleäre Matrixprotein 22 (NMP22) können 100% der bösartigen Tumore bei Frauen mit erhöhtem Blasenkrebsrisiko entdeckt werden. Da die Heilungschancen von Blasenkrebs davon abhängig sind, ob der Tumor in einem frühen Stadium erkannt wird, ist diese Möglichkeit der Früherkennung enorm wichtig. Eine Voraussetzung für das routinemäßige Screening von Risikopatientinnen sind praxistaugliche Methoden, die binnen kurzer Zeit verlässliche Ergebnisse liefern können. Die Autoren der in Toronto vorgestellten Studie betonten, dass der Urintest auf NMP22 Blasenkarzinome effektiv und frühzeitig entdeckt und damit die Heilungschancen der betroffenen Frauen deutlich verbessert. Dies gilt im Hinblick darauf, dass die 5-Jahres-Überlebensrate bei Frauen mit einem Blasenkarzinom schlechter ist als die 10-Jahres-Überlebensrate beim Mann. Der neue Test kann schnell und einfach beim Gynäkologen durchgeführt werden, denn eine Urinprobe genügt. Er bestimmt ein Protein aus dem Zellkern (NMP22), das als Hinweis auf einen Tumor gilt.
Blasenkrebs frühzeitig erkennen heißt Lebensqualität erhalten
Legen Sie bei den folgenden Anzeichen die Hände nicht in den Schoß, sondern nehmen Sie Ihr Schicksal in die Hand:
1. Haben Sie Anzeichen von Blut (rötliche/bräunliche Färbung) im Urin?
2. Leiden Sie an häufigen Harnwegsinfekten?
3. Verspüren Sie häufigen Harndrang, wobei oft nur eine geringe Menge Urin entleert werden kann?
4. Verspüren Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
5. Sind oder waren Sie langjährige Raucherin?
6. Leben Sie in einer Region mit nitratbelastetem Trinkwasser?
7. Sind Sie in einer der folgenden Branchen beschäftigt: Friseure, Chemie-, Farb- oder Lederindustrie, Metallindustrie?
Selbst wenn Sie nicht alle dieser Fragen mit ja beantworten können, sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin/ Ihrem Gynäkologen. Hinter den Beschwerden kann sich eine harmlose Ursache verbergen, aber auch wenn ein Blasenkrebs festgestellt werden sollte, sind bei frühzeitiger Diagnose die Heilungschancen positiv. Auch bei einem fortgeschrittenen Tumorleiden kann durch die entsprechende Therapie die Lebensspanne erträglich gestaltet werden. Dazu ein Hinweis: Leider sind zahlreiche ärztliche Leistungen, die als empfehlenswert und sinnvoll gelten, nicht mehr im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen enthalten. Der NMP22-Blasenkrebstest wird nach Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) im Sinne der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) privat abgerechnet.
Der Berufsverband der Frauenärzte empfiehlt, das Blasenkrebsrisiko nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern bei jedem Verdacht auf Veränderungen des Körpers in den ausleitenden Organen die behandelnde Gynäkologin oder den Gynäkologen um Rat zu fragen.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
Maria-E. Lange-Ernst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Telefon: (089) 244466-0, Telefax: (089) 244466-100
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