Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Hannover Messe 2001: Automatisierungstechnik aus Deutschland weltweit gefragt

(Hannover) – Die deutsche Automatisierungsindustrie wird sich auch in diesem Jahr robust weiterentwickeln. Die vorläufigen Zahlen für das erste Quartal 2001 zeigen sowohl bei der Produktion als auch bei den Auftragseingängen noch immer einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Wir gehen von einem weiteren Wachstum der Produktion zwischen sechs und sieben Prozent im Jahresdurchschnitt 2001 aus, erwarten allerdings eine weitere Abschwächung des Wachstums in der zweiten Jahreshälfte", lautet die Prognose der Vorstandsmitglieder des Fachverbandes AUTOMATION im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V., Dr. Gunther Kegel, Karl-Heinz Lust und Michael Ziesemer. Allerdings würde das Wachstum des vergangenen Jahres nicht mehr erreicht, resümierte der Verband bei seiner Pressekonferenz zum Auftakt der HANNOVER MESSE.

Der Geschäftsverlauf im Jahr 2000 war für die Branche außerordentlich positiv. „Mit einem Wachstum der Produktion in Deutschland von nahezu zwölf Prozent auf annähernd 50 Mrd. DM wurden selbst unsere optimistischsten Annahmen noch deutlich übertroffen“, erklärte Lust. Dabei sei der Umsatz mit Software und Services von weiteren sechs Mrd. DM noch gar nicht berücksichtigt. Diese Zahlen beinhalten dem ZVEI-Fachverband AUTOMATION zufolge die Segmente: Sensoren, Messgeräte und Prozessleittechnik, Schaltgeräte und Steuerungen bis hin zu Leitsystemen sowie Antriebe. Besonders profitiert haben die Bereiche Messtechnik und Prozessautomatisierung mit einem Produktionszuwachs von über
20 Prozent und Antriebe mit einem Plus von rund 16 Prozent. Der hervorragende Geschäftsverlauf spiegelt sich auch in einem Zuwachs der Beschäftigtenzahl von 4,4 bzw. 2,8 Prozent wider. Einzig im Bereich Schaltgeräte und Steuerungen fiel das Wachstum der Produktion aufgrund der Investitionszurückhaltung im Energiesektor mit 4,3 Prozent eher moderat aus.

Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die mechanischen Komponenten, die zum Beispiel im Großanlagenbau ein Mehrfaches der eigentlichen Automation ausmachen. Für den Bereich Factory Automation, der immerhin etwa 55 Prozent der Automation ausmacht, hat der ZVEI gemeinsam mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) eine erste gemeinsame Marktstatistik erarbeitet. Danach betrug die Produktion in Deutschland inklusive der mechanischen Komponenten in diesem Bereich im letzten Jahr 43 Mrd. DM.


Exporte in den Dollarraum um 23 Prozent gestiegen

Auf ohnehin schon hohem Niveau konnten die Exporte nach ZVEI-Angaben im zurückliegenden Jahr mit 15,7 Prozent nochmals erheblich gesteigert werden. Die Exportquote lag damit bei über 60 Prozent – ein Beleg für die internationale Ausrichtung der deutschen Automatisierungsindustrie. Nahezu die Hälfte der deutschen Ausfuhren gingen in die EU-Mitgliedstaaten. Verglichen mit den Zuwachsraten von etwa 23 Prozent bei den Exporten in die USA, Mittel- und Osteuropa und Südostasien fiel das Ausfuhrwachstum in die EU-Staaten mit gut 13 Prozent eher moderat aus. Angesichts der relativ starken Konjunkturabkühlung in den USA bilden die Exporte in die EU aber ein solides Fundament für ein gesundes Wachstum auch in 2001.

Nach ersten Schätzungen des Verbandes umfasste der Weltmarkt für Automation im vergangenen Jahr etwa 310 Mrd. DM. Der deutsche Anteil an der Weltmarktproduktion lag bei gut 16 Prozent und für die Europäische Union insgesamt bei knapp 40 Prozent. Japan und USA lagen mit ihrer großen Binnennachfrage etwa gleichauf mit jeweils etwa 27 Prozent. Aufgrund der anhaltenden Krise in Japan konnten die USA im direkten Vergleich der beiden Länder im letzten Jahr Boden gut machen.


Vernetzung und transparente Datenkommunikation über alle Ebenen Top-Themen der Automation

Noch vor wenigen Jahren waren Feldbusse und aus der Office-Welt abgeleitete objektorientierte Technologien die beherrschenden Themen in der Automation. Der Einsatz von Automatisierungstechnik war im wesentlichen auf einzelne Produktionsbereiche begrenzt. Auf der diesjährigen HANNOVER MESSE sind hingegen die Vernetzung und transparente Datenkommunikation über sämtliche Unternehmensebenen die Top-Themen. Die Möglichkeiten der weltweiten Kommunikation über Internet, wie z.B. Fernwartung und Diagnose, werden zunehmend in moderne Automatisierungskonzepte einbezogen. „Heutzutage geht es nicht mehr darum, welcher Datenbus sich durchsetzt, sondern wie man den Informationsgewinn in einen besseren Anlagenbetrieb umwandelt", erklärte ZVEI-AUTOMATIONS-Vorstand Michael Ziesemer. Die Informationssteuerung bleibe nicht länger auf den Bereich des Produktionsprozesses beschränkt. Vielmehr müsse zunehmend die gesamte Wertschöpfungskette und die Einbindung in vor- und nachgelagerte Geschäftsprozesse berücksichtigt werden.

Dies sei auch die Basis für erfolgreiche E-Business-Modelle. „Denn wo ist der Nutzen, wenn ein Bestellvorgang online sofort ausgeführt, aber an anderer Stelle durch Bruchstellen in der IT-Infrastruktur die Information nur mit Verzögerung weitergegeben werden kann“, erläuterte Dr. Gunther Kegel. Nur wenn es gelinge, Produktionssysteme, Logistik und Administration nahtlos miteinander zu vernetzen, entstehe ein echter Mehrwert. Bei aller Euphorie über neue
E-Business-Modelle sollte jedes Unternehmen zunächst die eigenen Spezifika und das eigene Portfolio sehr sorgfältig analysieren, um daraus ein profitables Geschäftsmodell zu entwickeln. Hauptziel muss es Kegel zufolge sein, E-Business an den Geschäftsprozessen entlang auszurichten und die diesbezüglich notwendigen Anwendungen und Tools auszuwählen. Bei Investitionen, die leicht einige Millionen DM betragen können, gelte dies gerade für mittelständische Unternehmen. Zur Investitionssicherheit sei es daher dringend erforderlich, existierende und in der Entstehung befindliche Produktnomenklaturen aufeinander und auf die Belange der Automation abzustimmen.

„Der Fachverband AUTOMATION im ZVEI stellt hierfür eine ausgezeichnete Informationsplattform dar. Er bietet darüber hinaus ein wichtiges Forum, das die anstehenden Entwicklungen als Moderator und Verstärker gerade auch im Hinblick auf verträgliche und allgemein akzeptierte Produktnomenklaturen entscheidend beeinflussen kann", so Kegel.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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