Handwerkstag: Befriedigende Lehrstellenbilanz
(Stuttgart) - Trotz negativer Rahmenbedingungen wurden im baden-württembergischen Handwerk 21.521 Lehrverträge neu abgeschlossen. "Unsere Betriebe stehen damit zu ihrer Verpflichtung als Ausbilder in der gewerblichen Wirtschaft", stellte Landeshandwerkspräsident Klaus Hackert fest.
Für das laufende Ausbildungsjahr wurden gerade einmal 315 Verträge weniger als im Vorjahr unter Dach und Fach gebracht. Diesen minimalen Rückgang um 1,4 Prozent wertet Hackert als Erfolg: Man muss sehen, dass das Handwerk im vergangenen Jahr 4,4 Prozent seines Umsatzes, fast zwei Prozent seiner Betriebe und weit über drei Prozent seiner Arbeitsplätze verloren hat.
Bei den Lehrlingszahlen zulegen konnten vor allem die Bäcker und Fleischer. Das Nahrungsmittelgewerbe verzeichnete einen Zuwachs von 13,7 Prozent. Positiv auch die Bilanz bei Handwerken, die in diesem Jahr erstmals neu geordnete Berufsbilder angeboten haben, so beispielsweise den Kraftfahrzeugmechatroniker oder den Elektroniker im Elektrohandwerk. Im Kraftfahrzeuggewerbe haben 4,5 Prozent mehr Lehrlinge ihre Ausbildung begonnen als im Jahr zuvor. Zu den Spitzenreitern in der Beliebtheitsskala zählen bei den Mädchen erneut die Friseurin, die Fachverkäuferin im Bäcker- und Fleischerhandwerk, die Bürokauffrau und die Augenoptikerin. Bei den männlichen Lehrstellenbewerbern führten wie schon in den vergangenen Jahren die Kfz-Berufe, die Elektroinstallateure, die Maler und Lackierer sowie die Tischler die Hitliste an.
Die im letzten Jahr teilweise befürchtete Ausbildungszurückhaltung der Betriebe, die nach den Plänen der Bundesregierung aus der Meisterpflicht herausgenommen werden sollten, ist nach Einschätzung des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) nur begrenzt eingetreten. Zwar befinden sich unter den Berufen mit rückläufigen Lehrlingszahlen überproportional häufig Berufe, die vom Verlust des Meisterbriefes bedroht waren, die Rückgänge dort halten sich aber in engen Grenzen.
Die intensiven Bemühungen des Handwerks, sagte Hackert weiter, dürften von der Politik nicht durch die Forderung nach einer Ausbildungsplatzabgabe konterkariert werden. Eine solche Zwangsabgabe würde zu Recht als eine Strafsteuer angesehen werden. So werde mit Sicherheit kein einziger betrieblicher Ausbildungsplatz zusätzlich geschaffen. Hackert: Und wie sollten Unternehmen behandelt werden, die sich vergeblich um geeignete Auszubildende bemühen? Statt die Betriebe mit neuen Kosten und Bürokratie zu belasten, sollten bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu zähle auch eine gute Qualifikation bei den Schulabgängern. Die Ausbildungsplatzabgabe lenke vom eigentlichen Problem, nämlich von der mangelnden Ausbildungsfähigkeit vieler Bewerber, ab. Wenn zwischenzeitlich ein Großteil der Hauptschüler, die sich um eine Lehrstelle bewerben, bereits das 18. Lebensjahr vollendet hat, deutet dies auf Schwierigkeiten im allgemeinbildenden Schulwesen hin. Hier müsse die Bildungspolitik nacharbeiten. Wir brauchen nicht nur jüngere Studenten, forderte Hackert, sondern auch jüngere Lehrlinge mit guten Ausbildungsgrundlagen.
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