Handwerkskonjunktur: stabile Entwicklung im dritten Quartal / Auswirkungen der Finanzkrise lassen Abwärtstrend erwarten
(Lüneburg/Stade) - Die Konjunktur im regionalen Handwerk hat sich im dritten Quartal 2008 als stabil erwiesen. Der Geschäftsklimaindex erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresquartal leicht um zwei Indexpunkte auf 56 Punkte. Zum Zeitpunkt der Umfrage gingen die Betriebe von einer nur leichten Verschlechterung der künftigen Geschäftslage aus.
In der Herbstumfrage kamen 30 Prozent der befragten Handwerksbetriebe zu einer guten Einschätzung der aktuellen Geschäftslage, weitere 51 Prozent zeigten sich zufrieden. 19 Prozent werteten die Lage als schlecht. Bei einer stabilen Umsatzentwicklung nahm die Zahl der Beschäftigten im Handwerk leicht zu. Die Kapazitätsauslastung hat sich weiter verbessert, dennoch reduzierten die Betriebe ihr Investitionsbudget.
Nach ihren zukünftigen Erwartungen befragt, gingen 19 Prozent der Befragten von einer Verbesserung der Geschäftslage aus. Ein etwas höherer Anteil von 22 Prozent rechnete mit einer Verschlechterung. Die übrigen 59 Prozent erwarteten zum Umfragezeitpunkt keine durchgreifenden Veränderungen. Die Betriebe gaben an, für die kommenden Monate leichte Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge zu befürchten. Dabei gingen allerdings die jüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärkten noch nicht in die Bewertung mit ein.
Der Blick in die Handwerksbranchen
Im Bauhauptgewerbe blieb das Geschäftsklima gegenüber dem Vorjahreszeitraum konstant, obwohl es zu leichten Umsatz- und Beschäftigungseinbußen kam. 80 Prozent der Baubetriebe beurteilten die Geschäftslage als gut oder befriedigend. Im Ausbauhandwerk war die Stimmung mit einem entsprechenden Anteil von 85 Prozent noch besser, da die Umsätze stiegen und die Zahl der Mitarbeiter erhöht wurde.
Die stärkste Dynamik gab es erneut im Handwerk für den gewerblichen Bedarf, das vor allem als Zulieferer für andere Branchen tätig ist. Der Geschäftsklimaindex erreichte 65 Punkte, mit 46 Prozent beurteilte fast jeder zweite Handwerksbetrieb seine Geschäftslage als gut. Weitere 37 Prozent zeigten sich zufrieden. Sowohl beim Umsatz als auch bei der Beschäftigung gab es in dieser Handwerksgruppe die stärksten Zuwächse.
Deutlich schlechter fiel die Beurteilung hingegen im Kfz-Handwerk aus. Der Geschäftsklimaindex erholte sich zwar gegenüber dem Vorjahr von 39 auf 48 Punkte, lag damit aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt aller Handwerksgruppen. Trotz spürbarer Umsatzeinbußen stellten die Kfz-Betriebe mehr Personal ein.
In den verbrauchernahen Nahrungsmittel- und Dienstleistungshandwerken sowie in den Gesundheitshandwerken ging der Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Der schlechteste Wert wurde mit 46 Indexpunkten bei den personenbezogenen Dienstleistungshandwerken gemessen, wo es auch die stärksten Umsatzeinbußen gab. Insbesondere die Friseurbetriebe gaben eine schlechte Geschäftsentwicklung und rückläufige Umsatzzahlen an.
Angesichts der bereits festzustellenden Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft fordert die Handwerkskammer die Politik auf, mit gezielten Maßnahmen die Binnenkonjunktur zu stützen. Die Entscheidung der Großen Koalition in Berlin, die steuerliche Förderung der Privathaushalte als Auftraggeber und Arbeitgeber auszuweiten, gehe in diese Richtung. Die Handwerkskammer erwartet jedoch eine deutliche Klarstellung, dass unter die Rubrik haushaltsnahe Dienstleistungen im Koalitionsbeschluss auch alle Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten durch Handwerksbetriebe fallen. Nur dann sei eine positive Wirkung auf die Konjunktur zu erwarten.
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