Handelsverband BAG präsentiert wesentliche Ergebnisse der Besucherstrukturanalyse der fünf bestehenden Factory Outlet-Center (FOC) in Deutschland sowie Center in Niederlanden und Belgien
(Berlin) - Das Thema FOC ist in aller Munde. Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht Pläne für neue Projekte an die Öffentlichkeit gelangen. Allerdings fehlt es immer noch an aktuellen und verlässlichen Daten zur Bewertung der möglichen Auswirkungen der FOC. Dies hat der Handelsverband BAG im Jahre 2007 zum Anlass genommen, eigene Analysen bzw. Untersuchungen durchzuführen. Der Verband führte am 28. Februar und 1. März 2007 (1. Analyse), am 22. und 23. August 2007 (2. Analyse) sowie am 14. und 15. Dezember 2007 (3. Analyse) eine Besucherstrukturanalyse der bestehenden FOC in Deutschland sowie zweier Center in den Niederlanden und Belgien durch.
Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels zu den Ergebnissen: Unsere Analysen zeigen, dass unsere Besorgnis bezüglich der Auswirkungen dieser Center auf den innerstädtischen Einzelhandel in wesentlichen Teilen berechtigt war und ist. Die Center ziehen teilweise erhebliche Menschenmassen an und wirken sich vor allem auf den innerstädtischen Einzelhandel in der näheren Umgebung negativ aus. Es wird zudem klar, dass die FOC zu den größten Verkehrserzeugern zählen, die gegenüber den immer schwerer erreichbaren Innenstädten bevorteilt sind.
Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung sind:
1. Höhe der Besucher- und Kundenzahlen in den FOC variieren deutlich
Die Anzahl der registrierten Besucher und Kunden in den FOC variiert je nach Größe und Standortlage des Centers sowie der Jahreszeit teilweise recht deutlich. In der Vorweihnachtszeit weisen die FOC Zweibrücken, Roermond und Maasmechelen die höchsten Besucher- und Kundenzahlen auf. Wohingegen in den FOC Wertheim, Ingolstadt und Wustermark die höchsten Besucher- und Kundenanteile in den Sommermonaten registriert werden.
2. Besucher und Kundenströme variieren nach Tageszeiten und Herkunft
Beim Vergleich der Besucher-/Kundenströme im Tagesverlauf zeigen sich Unterschiede in den Erhebungszeiträumen. In der Vorweihnachtszeit werden in den meisten FOC in den Nachmittags- und Abendstunden erkennbar mehr Besucher und Kunden gezählt als im Frühjahr und Sommer. Im Sommer werden umgekehrt in den Morgenstunden deutlich mehr Besucher und Kunden registriert.
Vormittags sind vermehrt mehr Frauen als Männer in den FOC vorzufinden. Ebenso finden sich vormittags auffällig vermehrt ältere Personen ab 60 Jahre in den FOC wieder. Nachmittags überwiegt der Anteil an Besucher und Kunden, die von weiter her (mehr als 50 Kilometer) zum FOC angereist sind.
3. Mehrheit der Besucher stammt aus näherem Umfeld
Die überwiegende Mehrzahl der in den FOC erfassten Besucher stammt aus dem näheren Umfeld des jeweiligen Standortes. Im Durchschnitt aller Standorte und Erhebungstage sind dies rund 68 Prozent. Gerade mal rund 5 Prozent der Besucher finden aus einer Entfernung von mehr als 75 Kilometern den Weg in die FOC. Tendenziell ziehen die FOC in den Sommermonaten sowie in der Vorweihnachtszeit mehr Besucher aus weiterer Entfernung an als im übrigen Jahresverlauf.
4. Sehkundschaft überwiegt in FOC
In den FOC überwiegt die Sehkundschaft. Im Durchschnitt kaufen 40 Prozent aller Besucher bei ihrem Aufenthalt in den FOC auch tatsächlich etwas ein. In den Sommermonaten und in der Vorweihnachtszeit liegen die Käuferquoten in den FOC nur minimal höher als in der restlichen Jahreszeit.
Die jüngeren Personen in einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren stellen die konsumfreudigste Gruppe innerhalb der FOC-Kundschaft dar. Besucher, die von weiter her (mehr als 50 Kilometer) angereist sind, kaufen häufiger etwas ein als Besucher aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Standorte.
5. Frauen in der Mehrzahl
In den FOC überwiegen in der Gesamtheit der Standorte und Erhebungstage mit knapp 54 Prozent als Besucher- bzw. Kundengruppe die Frauen. Während bei der männlichen Kundschaft vermehrt Geschäftsreisende auf der Durchreise auszumachen sind, stammt die weibliche Kundschaft zumeist aus der unmittelbaren Umgebung der FOC. Die Frauen zeigen sich insgesamt konsumfreudiger als die Männer. Während die Käuferquote bei den Frauen bei rund 43 Prozent liegt, bewegt sie sich bei den Männern um die 37 Prozent.
6. FOC als Einkaufsdestination für Singles und Paare
Im Durchschnitt aller Standorte und Erhebungstage kommen ca. 32 Prozent der Besucher und Kunden allein zum Einkauf oder Bummel in die FOC; in rund 45 Prozent der Fälle kommen die Besucher und Kunden zu zweit. Bei den Singleshoppern überwiegen die Frauen gegenüber den Männern deutlich. Ältere Menschen ab 60 Jahren kommen ebenso vermehrt in Gruppen, wie Besucher, die von weiter her (mehr als 50 Kilometer) angereist sind. In der Vorweihnachtszeit sind die Anteile der Besucher und Kunden, die in Gruppen von vier oder mehr Personen kommen, geringfügig höher als an den Tagen der anderen Erhebungszeiträume.
7. Pkw - dominantes Hauptverkehrmittel zur Anreise in die FOC
Als nahezu ausschließliches Anreisemittel zu den untersuchten FOC dient der Pkw. Der durchschnittliche prozentuale Anteil der Pkw-Besucher liegt bei rund 93 Prozent. Große Abweichungen gibt es diesbezüglich unter den verschiedenen FOC und den verschiedenen Erhebungszeiträumen nicht. Eine ÖPNV-Anbindung ist zwar an allen Standorten gegeben, jedoch wird dieser teils kostenlose Service gering bis gar nicht frequentiert. Besucher und Kunden, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad ein FOC aufsuchen, findet man auch an den Standorten, die als integriert bzw. teilintegriert zu werten sind, nur in der absoluten Minderheit.
8. Negative Auswirkungen auf etablierten Einzelhandel
Obwohl die Käuferquoten in den FOC im Allgemeinen relativ niedrig sind, kann der innerstädtische Einzelhandel im näheren Einzugsgebiet der FOC dessen Auswirkungen hinsichtlich Besucher-/Frequenzverlusten, Umsatzeinbußen und Kaufkraftumlenkungen deutlich spüren. Die Besucherfrequenzverluste bewegen sich im Durchschnitt um rund 12 Prozent, die Umsatzverdrängung in einer Spannbreite von 3 bis 7 Prozent. Besonders betroffen ist der innerstädtische Einzelhandel in Nachbarschaft der FOC Zweibrücken und Wertheim. Dort dürften Geschäftsaufgaben im bestehenden Einzelhandel im starken Maße auch auf die Konkurrenz durch die FOC zurückzuführen sein.
Quelle und Kontaktadresse:
Handelsverband BAG, Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V.
Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer
Friedrichstr. 60, 10117 Berlin
Telefon: (030) 206120-0, Telefax: (030) 206120-88
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