Handelskammer lehnt Solardachpflicht ab: Immer neue Kostentreiber und überbordende Anforderungen machen Bauen in Bremen teurer und komplizierter
(Bremen) - Mit großer Sorge betrachtet die Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven die Situation des Wohnungsbaus in Bremen. Die jüngste Ankündigung der Regierungskoalition, bei jedem Neubau Photovoltaikanlagen zur Pflicht zu machen, wird den Bau dringend erforderlicher Neubauwohnungen aus Sicht der Handelskammer weiter ausbremsen.
Grundsätzlich, so die Handelskammer zu dem am morgigen Mittwoch auf der Tagesordnung der Bremischen Bürgerschaft stehenden Dringlichkeitsantrag, sind Solardächer auf Bremer Wohngebäuden wünschenswert. Auch dass eine entsprechende Förderung in Aussicht gestellt wird, begrüßt die Handelskammer. Photovoltaik aber in einem weiteren Bremer Sonderweg generell bei Neubauten zur Pflicht zu machen, stelle einen baupolitischen Irrweg dar, der deutlich mehr schadet als nützt. Daher fordert die Handelskammer Senat und Bürgerschaft auf, zu einer Wohnungsbaupolitik zurückzukehren, die zunächst einmal die Wohnraumversorgung für alle Bevölkerungsschichten in den Mittelpunkt stellt, Wohnneubau zu vertretbaren Preisen ermöglicht und das Abwandern Bremer Familien in das Umland stoppt.
Regulierungen wie diese wirken sich mittlerweile spürbar auf das Wohnungsangebot aus. So verfehlt die Stadt Bremen ihre Wohnbauziele mittlerweile deutlich. Im Jahr 2019 wurden lediglich 1.500 Neubauwohnungen fertiggestellt und Bauanträge für nur noch 1.265 neue Wohnungen genehmigt. Dies ist weit von den Zielmarken des Senats entfernt. Die Handelskammer selbst hält 2.500 Neubauwohnungen jährlich für erforderlich.
Die Gründe für diese Entwicklung: Bauen in Bremen wird immer teurer und komplizierter. Die Vielzahl kostentreibender Bremer Sondervorschriften für Dämmung, Schallschutz, Gründächer, Spielflächen oder Stellplätze sorgt nicht nur für lange Genehmigungsverfahren, sondern im Vergleich zum niedersächsischen Umland auch für 15 bis 25 Prozent höhere Preise für Wohnungseigentum. Dies hat dramatische Folgen: Die Stadt Bremen hat in den vergangenen zehn Jahren netto rund 14.500 Einwohner an ihr Umland verloren.
Besonders Berufstätige im Alter zwischen 25 und 65 Jahren zieht es mit ihren Familien in die umliegenden Gemeinden Bremens. Der Wanderungsverlust von Einwohnern an das niedersächsische Umland hat in den vergangenen Jahren immer stärker zugenommen und liegt inzwischen bei rund 2.500 Personen jährlich. Die steigende Tendenz, so die Handelskammer, ist besorgniserregend, weil sich gerade der Fortzug der sozialen Mittelschicht negativ auf die Sozialstruktur Bremens auswirkt. Überdies entgehen den öffentlichen Haushalten des Landes durch die Abwanderung von Einwohnern ins Umland schon jetzt jährlich fast 100 Millionen Euro an Steuern. Bei anhaltendem Trend wird sich dieser negative Effekt bis zum Jahr 2024 voraussichtlich verdoppeln.
Quelle und Kontaktadresse:
Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven
Dr. Stefan Offenhäuser, Leiter, Public Relations
Am Markt 13, 28195 Bremen
Telefon: (0421) 36370, Fax: (0421) 3637299
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- Hermann-Leverenz-Stiftung vergibt 45 Preise für Abschlussprüfungen mit Bestnoten
- Energiepreise bedrohen Wettbewerbsfähigkeit / Norddeutsche Wirtschaft fordert Entlastungen und bessere Planbarkeit
- Handelskammer-Konjunkturreport zum Sommer: Stimmung in der bremischen Wirtschaft trübt sich weiter ein / Dämpfer für das Exportgeschäft